Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
junge Frau aus den Niederlanden, die sich nach Freiheit und Unabhängigkeit sehnte und auf Java glücklich werden wollte. So wie Jacobina.
In ihr hallte das sprudelnde, ausgelassene Kinderlachen wider, das inzwischen ihre Tage füllte. Ehe und Kinder gehörten unabdingbar zusammen, so einem welche geschenkt wurden. Sie dachte an den Major und Melati und an die Geräusche, die manchmal nachts aus dem Schlafzimmer der de Jongs über den Korridor hinweg drangen und von denen sie mittlerweile ahnte, dass es Laute leidenschaftlicher Zweisamkeit waren.
Verstohlen schielte sie aus den Augenwinkeln zu Jan. So wie sie es gestern Nachmittag die ganze Zeit über getan hatte, während sie am Rand des Schwimmbeckens gesessen und während sie mit ihm im Wasser herumgeplanscht hatte. An ihm war alles lang und schlank, bis hin zu den Beinen und den bis über die Ellenbogen gebräunten Armen. Sein Torso, auf dem das Wasser abperlte, war jungenhaft schmal und unterhalb des v-förmigen braunen Keils, über dem der Hemdkragen meist offen stand, hell und glatt bis auf einen feinen Flaum auf der Brust. Und so sehr sie sich auch selbst ermahnte, nicht hinzusehen, so waren ihre Augen doch immer wieder über sein strammes Gesäß gewandert, an dem der helle, dünne Stoff der Hose klebte, und über die Ausbuchtung an der Vorderseite, ungefähr dort, wo sie etwas Hartes an ihrem Oberschenkel gespürt hatte, als er sie im Wasser an sich gezogen hatte. Jans Küsse waren zärtlich und ließen etwas in ihrem Bauch wohlig glühen, etwas, das nach immer mehr verlangte. Sicher würde er nie etwas einfordern, was sie nicht wollte, und nie würde er ihr wehtun. Vielleicht würde sie sogar Gefallen daran finden.
»Ich dachte mir«, ergriff Jan wieder leise das Wort, »ich frage dich jetzt. Damit du in Ruhe darüber nachdenken kannst, bis van der Linden seine Zelte hier abbricht und ich seine Stelle antrete. Wir schreiben uns weiterhin, und ich komme nach Batavia, so oft ich kann, und du besuchst mich in Buitenzorg, wann immer du magst. Damit wir uns noch ein bisschen besser kennenlernen können. Was meinst du, Jacobina – möchtest du dir in Ruhe überlegen, ob du meine Frau werden willst?«
Erneut traten ihr die Tränen in die Augen. Es waren diese Worte, die sie mehr als alles andere überzeugten, dass er der Richtige war. Dass sie an seiner Seite glücklich werden würde.
»Ja, Jan.« Ein glückliches Lächeln umspielte ihren Mund, als sie ihn offen ansah. »Das will ich tun.«
Das fragende, ein wenig unsichere Lächeln auf seinen Zügen dehnte sich zu einem Strahlen aus; er presste sie an sich und küsste sie, inniger, als er sie je zuvor geküsst hatte; dann ließ er sie los, trat einen Schritt zurück und langte in seine Hosentasche. »Dreh dich um.«
Jacobinas Augenbrauen zogen sich eine Spur zusammen. »Warum? Was hast du vor?«
»Frag nicht so viel«, gab er lachend zurück. »Dreh dich einfach um.«
Jacobina gehorchte. Sie hörte, wie er ein paar Schritte über den Rasen machte; dann drangen kratzende und schabende Geräusche an ihr Ohr. Neugierde nagte an ihr, und sie war versucht, einen Blick über ihre Schulter zu werfen.
»Nicht mogeln!«, rief er, und ein Lachen kitzelte sie hinter ihrem Brustbein.
Seine Schritte kamen zurück, und sie spürte die Wärme seines Körpers an ihrem Rücken, bevor er ihr die Hände, die nach Holz und Metall rochen und nach der grünen Frische von Pflanzensaft, vor die Augen legte. »Komm mit.«
Glucksend ließ sie sich durch das Gras führen. »Jetzt darfst du schauen.«
Seine Hände lösten sich von ihrem Gesicht, und Jacobina blinzelte. Tränen stürzten ungehemmt aus ihren Augen, als sie das eckige, ein wenig unförmige Herz sah, das er in die Rinde des Canangabaumes geritzt hatte und das ihre Initialen enthielt. J + J .
Jan und Jacobina. Jacobina und Jan.
»Bis es Zeit ist für einen Ring«, flüsterte Jan neben ihr. »Und solange dieser Baum steht, wird er uns immer an diesen Tag erinnern.«
Nie hätte sie geglaubt, dass ein Mann jemals etwas so Romantisches für sie tun würde; nie hatte sie zu hoffen gewagt, dass ihr jemals etwas Derartiges widerfahren könnte. Sie schluchzte auf und warf sich gegen ihn; die Arme um seinen Hals geschlungen, küsste sie sein Gesicht, wo sie es gerade erwischte. Jan lachte, ein Lachen, das zittrig klang, als müsste er selbst gegen Tränen ankämpfen. Er fasste sie um die Taille und drückte seinen Mund auf ihren, der willig nachgab und sich öffnete,
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