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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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zusammenhielt. Als hätten sie auf sie gewartet, standen die beiden Dienerinnen am Ende des Gangs bereit, nahmen sie in die Mitte und stützten sie. Sie brachten Floortje in ihr Badezimmer, halfen ihr in die gefüllte Wanne und wuschen sie. Schockstarr vor Scham, Schmerz und Ekel ließ Floortje alles über sich ergehen, auch dass sie ihr die wunde Stelle mit einer Salbe verarzteten. Sie streiften ihr ein Nachthemd über, packten sie ins Bett und verabreichten ihr Schluck um Schluck einen krautig schmeckenden Tee, der sie erst in einen Dämmerzustand hinübergleiten ließ, dann in die Schwärze eines tiefen, traumlosen Schlafs.
    Ein beißender Geruch kitzelte Floortje in der Nase, und als sie ihm entgegenschnupperte, strömte der überwältigende Duft eines blühenden Gartens nach. Sie blinzelte in die goldenen Lichtstreifen, die durch die Schlitze der Fensterläden hereinfielen und in denen Stäubchen tanzten. Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen und durch den Mund, in dem sie einen seltsamen Geschmack hatte, schmatzte ein paar Mal und öffnete die Augen weiter. Ein Lächeln malte sich auf ihr Gesicht, als ihr Blick auf den großen Strauß aus tropischen Blumen fiel, der in einer Vase auf dem Boden unmittelbar neben dem Bett stand; das Moskitonetz war zurückgezogen, sodass sie eine ungetrübte Sicht auf all die exotischen Formen und kräftigen Farben der Blüten hatte. Ihr Blick schärfte sich und wanderte weiter, und sie schrie leise auf.
    Eine brennende Zigarette in der Hand, saß Kian Gie in einem braunen Anzug auf dem Stuhl vor dem Frisiertisch und beobachtete sie. Mit voller Wucht kehrte die Erinnerung an letzte Nacht zurück und traf sie wie ein Faustschlag, genauso hart, genauso schmerzhaft.
    »Guten Morgen«, sagte er leise und mit zusammengezogenen Brauen. Seine Stirn glättete sich wieder, und sein Mund verbreiterte sich. »Ich war wohl etwas … ungestüm letzte Nacht.«
    Hastig krümmte sie sich zusammen und presste sich eines der Kissen vor ihren Bauch. Mit ängstlich geweiteten Augen sah sie zu, wie er die Zigarette ausdrückte, aufstand und zu ihr herüberkam.
    »Bitte nicht«, wimmerte sie und rollte sich schutzsuchend zusammen, als er sich auf der Matratze niederließ und sich neben ihr ausstreckte. Er gab beruhigende Laute von sich, und trotzdem zuckte sie zusammen, als sie seine Hand auf ihrer Wange spürte, die Wärme seines Gesichts auf ihrer Haut.
    Sein Mund streifte ihre Stirn, ihre Schläfe, und sie schluchzte auf, entspannte sich nur ein klein wenig, während er ihr Gesicht streichelte und sanfte Küsse darauf tupfte. Bis ihr der Gedanke heraufdämmerte, dass er ihr vielleicht tatsächlich nichts Böses wollte, und sie furchtsam zu ihm aufsah.
    »Ich wollte dir nicht wehtun«, flüsterte er, und Floortje glaubte, etwas Weiches in seinem Gesicht zu entdecken. »Du bist meine erste weiße Frau. Ich hatte gehört, ihr mögt das. Ich war berauscht davon, wie schön du bist, und konnte mich nicht beherrschen.« Unaufhörlich strichen seine Finger über ihre Wange, und ihre angespannte Haltung lockerte sich ein klein wenig. »Verzeihst du mir?«
    Floortje schwieg. Die Stelle, in der er sich gegen ihren Willen befriedigt hatte, brannte noch immer; wie gepfählt fühlte sie sich. Ihre Muskeln schmerzten von ihrem vergeblichen Kampf, sich zu befreien, und der Schock, der Ekel steckten ihr noch in den Knochen.
    »Es wird nicht wieder vorkommen«, murmelte er gegen ihre Schläfe. Er langte in die Tasche seines Jacketts und zog etwas hervor, das im Licht auffunkelte. Zwischen seinen Fingern baumelte ein Armband; eine schöne Arbeit aus Gold, die verschiedene geschliffene Steinsplitter in Wasserfarben fasste.
    »Verzeihst du mir?«
    Und sechshundert Florin im Monat.
    Floortje schluckte trocken und nickte zögerlich, während ihre Hand sich um das Schmuckstück schloss. Nur noch halb widerstrebend ließ sie sich an seine Brust ziehen, die Finger um das Armband gekrallt, als fürchtete sie, er könnte es ihr jeden Augenblick wieder wegnehmen. Sein Mund wanderte weiter über ihr Gesicht; sie wollte den Kopf abwenden, als er sich ihren Lippen näherte, aber seinem Schmeicheln, so sanft, so zärtlich, vermochte sie dann doch nicht zu widerstehen. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen, und ihre Zunge kam seiner entgegen, in einem Kuss, der feucht war, aber nicht zu nass, der nach Tabakrauch und schwarzem Tee mit Jasmin schmeckte. Der ihr angenehm im Bauch kribbelte und die Schrecken der letzten

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