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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Ningsih eine solche Nichtigkeit war.«
    Seit jenem Tag fühlte Jacobina sich dem Mädchen gegenüber befangen; sie versuchte, in ihrer Gegenwart nicht an das zu denken, was sie gesehen hatte, und konnte doch nicht anders, und vielleicht verspürte sie deshalb das große Bedürfnis, besonders freundlich zu ihr zu sein.
    Der Major legte den Kopf in den Nacken und lachte polternd. »Sie müssen noch eine Menge über die Tropen lernen!« Belustigt sah er sie an. »Die Mädchen hier sind schon reif, wenn sie in den Breitengraden, aus denen wir kommen, noch als Kinder betrachtet werden. Und sie sind immer heiß wie läufige Hündinnen.«
    Übelkeit wallte in Jacobina auf, durchzogen von glühender Scham, und sie verzog angewidert das Gesicht. Endlich ließ de Jong sie los; sie trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Kebaya über die schweißnasse Wange.
    »Aber vielleicht«, raunte er genüsslich mit einem Funkeln in den Augen, »schauen Sie mich auch aus einem ganz anderen Grund immer so an.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Haus.
    Jacobina rang noch immer mit der Übelkeit. Durch das geöffnete Fenster sah sie, wie er den Salon betrat und Ratu eine kurze Bemerkung zuwarf, woraufhin diese sich mit einem Nicken verbeugte und sogleich auf die Veranda hinauskam, wo sie sich auf der einfachen Holzbank an der Schmalseite niederließ. Im Salon knetete der Major Ningsihs Nacken, die ebenso rasch wie sorgsam das auf dem Tisch ausgebreitete Besteck beiseiteräumte und sich dann umdrehte. De Jong sagte etwas zu ihr, und sie raffte ihren Sarong bis über die Hüften herauf, hockte sich mit dem blanken Gesäß auf den Tisch und begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, während er sich aus seinem Uniformrock pellte.
    Hilflos sah Jacobina zu Ratu hinüber, die die Ellenbogen auf die Oberschenkel stützte und angelegentlich ihre Hände und Fingernägel betrachtete, als ginge sie das, was im Salon geschah, rein gar nichts an.
    Abrupt wandte Jacobina sich um, flog mit eiligen Schritten die Stufen hinab und lief durch den aufstiebenden Sand hinunter zum Wasser. Das Buch in den überkreuzten Armen vor die Brust gepresst, marschierte sie mit langen Schritten durch den nassen Sand, Füße und Knöchel umschäumt von den Wellen, die über den Strand krochen und sich wieder zurückzogen.
    Die Sonne heiß auf ihrem Gesicht und den Wind schmeichlerisch auf der Haut, sah sie immer wieder zu der finsteren grünen Wand aus wucherndem Unterholz, Laubkaskaden und Schlingpflanzen hin, die sich an den hellen Sandstrand drängte und hinter der sich der Kegel des Rajabasa in Taubenblau, Lavendel und Zimt erhob. Der Dschungel ängstigte sie, doch größer waren ihre Abscheu und ihr Unbehagen dem Major gegenüber.
    Jacobina zweifelte nicht daran, dass sie den Rest ihres Lebens mit Jan verbringen wollte. Doch sie war sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich hierhergehörte, in diese Ecke der Welt, auf diese Insel.
    Und ob sie noch länger bei den de Jongs bleiben wollte.

32
    Floortje starrte in die Lichtstreifen der Morgensonne, die durch die Fensterläden hereinkrochen und das Zimmer sanft erhellten. Die Lampe neben dem Bett brannte noch, wie sie es die ganze Nacht über getan hatte, und trotzdem hatte Floortje kein Auge zugemacht. Ihr Blick fiel auf ihre Handgelenke, um die sich rote Striemen zogen; darunter pochte es heftig, und sie schloss erschöpft die Augen.
    Seit jener ersten Nacht hatte es Nächte gegeben, in denen er sie zu sich in das von Kerzen erleuchtete Rote Zimmer kommen ließ, ihr den Morgenrock abstreifte und mit ihr umging wie mit einem kostbaren Instrument. Seine Hände, sein Mund, seine Zunge brachten Hunderte von Saiten in ihr zum Schwingen, und wenn er dann behutsam in sie glitt, war es nicht nur angenehm; es war beinahe die Erfüllung. Und wenn sie so glücklich wie erstaunt in seinem Arm lag, kreiste etwas heiß durch ihre Adern, das sich wie eine Droge anfühlte, die sie berauschte, wenn auch nie vollkommen sättigte, aber dennoch selig zurückließ.
    Doch es gab auch jene Momente in den frühen Morgenstunden, kurz nach Sonnenaufgang, bevor die Flamme der Lampe auf ihrem Nachttisch sich gegen das Verlöschen wehrte, indem sie zu flackern begann, und Schritte und das Rascheln von Seide im Zimmer Floortje aus der Tiefe des Schlafs heraufholten. Und noch ehe sie die Augen öffnen oder sich schlaftrunken aufsetzen konnte, war er auf ihr, nackt und erregt, zerrte ungeduldig ihr Nachthemd herauf und

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