Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
hochrobbten und sich in ihre Haut bohrten. Angeekelt fischte Jacobina Floortje ein paar unter dem Rücken ihres Kleides hervor, und Floortje schüttelte sich, während sie mit den Fingern unter das Tragetuch angelte, um Ida, die wie am Spieß schrie, von einem an ihrem Oberschenkel festgesaugten Egel zu befreien.
Dann umfing sie der Wald mit dichter Schwärze, zwar raschelnd und knisternd, ansonsten aber totenstill. Es gab keinen Pfad, und die dicken Stämme und das dichte Gestrüpp zerstreuten die bergan stapfenden Menschen; ab und zu war zwischen dem Geflecht aus Holz und Laub das Aufleuchten einer Laterne zu sehen, kurz wie ein Wimpernschlag und tanzend wie ein Irrlicht. Die glühenden Bimssteine, die vom Himmel fielen, auf die Blätter trafen und zögerlich verglommen, und das flackernde Licht des Vulkanfeuers gaben ihnen das Gefühl, in der bedrohlichen Welt eines Schauermärchens unterwegs zu sein.
Floortje begann zu humpeln, blieb schließlich stehen und hob ihren Fuß. Sie machte ein würgendes Geräusch, als sie an der Wade einen übriggebliebenen Blutegel ertastete, ihn abpellte und von sich schleuderte; in einem dünnen Rinnsal lief ihr Blut warm den Knöchel hinab. Eine Hand schloss sich um ihren Arm, und verwundert hob sie den Kopf.
Laternenschein und Feuerblitze zuckten über das Gesicht Kian Gies und warfen harte Schatten darauf; Schatten, die sie an jene erste Nacht im Roten Zimmer erinnerten, an jene schreckliche, peinvolle Nacht, der so viele weitere gefolgt waren. Viel zu viele. Halbherzig ruckte sie an ihrem Arm. »Lass mich los«, wisperte sie.
»Ich habe dir gesagt, ich finde dich«, raunte er heiser und verstärkte den Druck seiner Finger. »Ich finde dich überall.«
Schemenhaft konnte sie hinter ihm das Gesicht von Jian ausmachen. »Wie kommst du hierher?«, flüsterte sie.
»Mit dem Boot. Genau wie du. So groß war dein Vorsprung ja nicht.« Er warf einen Blick hinter sich, dorthin, wo der Vulkan auf Krakatau tobte und wütete. »Endlich hat Orang Alijeh genug vom Treiben deiner Landsleute. Endlich ist die Nacht der Abrechnung gekommen. Und ich hol mir zurück, was mir gehört.«
Seinen älteren Sohn schlafend Huckepack auf dem Rücken, machte Herr Beyerinck Halt und blickte sich suchend um, und auch seine Frau, Tojaka mit dem Mädchen der Beyerincks und die babu , die das jüngste Kind in einem Tuch auf dem Rücken trug, blieben inmitten der anderen Bediensteten, die Laternen und ein paar Habseligkeiten mit sich führten, stehen.
»Was ist?«, fragte Jacobina schnaufend; sie neigte sich vor und stützte die Hände auf die Oberschenkel, um ihren Rücken ein wenig zu entlasten.
»Ich fürchte, wir sind vom Weg abgekommen«, erwiderte Beyerinck betreten.
Jacobina wandte den Kopf, um nach Floortje zu sehen. Aber Floortje war nicht mehr hinter ihr; Angst stieg in ihr auf. »Floortje?«, rief sie leise und wiederholte dann lauter: »Floortje? Wo bist du? Floortje!«
»Floortje!«
Floortje fuhr zusammen; einen einzigen Herzschlag lang dachte sie daran, dass sie Jacobina und vor allem Ida nicht in Gefahr bringen dürfe, dann konnte sie doch nicht anders. »Ich bin hier!«, brüllte sie los, so kräftig, dass Kian Gie zusammenzuckte. »Hier! Hier unten bin ich!«
Kian Gie ruckte an ihrem Arm, um sie wegzuzerren; Floortje stemmte die Fersen in den weichen Untergrund und machte sich so schwer, wie sie konnte, und als Jian sich ihren anderen Arm griff, trat sie ihn vors Schienbein. »Hier, Jacobina, hier! Hier unten!«
Sie schluchzte erleichtert auf, als Jacobina in langen, energischen Schritten aus dem Gebüsch hervorbrach, ihre finstere Miene von einem Lichtblitz enthüllt.
»Lassen Sie sie los, sofort!«, herrschte sie die beiden Männer auf Holländisch an und setzte sogleich etwas auf Malaiisch hinzu.
Floortje war elend vor Angst, und gleichzeitig war sie so stolz auf ihre Freundin; obwohl sie vorgebeugt ging, wirkte sie in ihrem Sarong, bis weit über die Knie dunkel vor Schlamm, und in der halb durchsichtigen Kebaya wie eine zornige Riesin, und ihr zerwühltes Haar leuchtete immer wieder auf wie eine Aureole aus blassen Flammen.
»Hören Sie schlecht?!«, fauchte Jacobina, packte mit einer Hand Floortjes Arm und stieß mit der anderen Kian Gie an der Schulter an. »Sie sollen sie loslassen!«
Ängstlich sah Floortje zu, wie Kian Gie Jacobina musterte und auch das Kind auf ihrem Rücken, das furchtsam das Gesicht in ihrem Genick vergrub und leise schluchzte.
Er wandte den Kopf
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