Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
Platz.«
Ein Glas Champagner in der Hand, lächelte ihr Floortje vom Rattansofa aus entgegen; aufseufzend ließ sich Jacobina neben ihr nieder, nahm ihren Hut ab und legte ihn auf den Stuhl neben sich.
»Der ist unwahrscheinlich nett, nicht wahr?«, flüsterte Floortje ihr zu und reichte ihr das zweite Champagnerglas, reckte sich dann und nahm sich eine Praline aus der Porzellanschale, die in einer größeren, mit Eisstückchen gefüllten Kristallschale auf dem Tisch stand. Mit einem seligen Ausdruck sah sie sich um. »Für mich ist das einer der schönsten Plätze hier in Batavia«, stellte sie begleitet von einem wohligen Seufzen fest und biss in die Praline.
Bevor Jacobina etwas erwidern konnte, war Herr Bomberger herbeigeeilt und drückte ihr einen Stapel Musterbücher auf den Schoß. Eilfertig schlug er das oberste auf und deutete auf die colorierten Zeichnungen eleganter Frauen, die an einem Fluss entlangspazierten, vor einer Kutsche standen oder an einem zierlichen Tischchen saßen, eine Teetasse in der Hand. »Etwas in der Art könnte ich mir gut an Mademoiselle vorstellen! Oder lieber ein Modell in dieser Richtung? Bitte, nehmen Sie sich Zeit, Mademoiselle, schauen Sie in Ruhe alles durch – ich bin der Nähe!«
Jacobina besah sich die verschiedenen Zeichnungen mit wachsender Hilflosigkeit. Floortje nahm sich noch eine Praline und rutschte näher. »Gefällt mir nicht. Das auch nicht. Das da ist nicht übel. Oh – das! Das finde ich hübsch! Das steht dir sicher gut!« Sie tippte auf ein Kleid mit sehr enger Taille, breitem Rüschensaum an den Ärmeln und noch mehr Rüschen am viereckigen Ausschnitt.
»Meinst du?« Jacobina sah sie zweifelnd von der Seite an.
Floortje nickte eifrig und knabberte an der Praline. »Du brauchst viel Rüschen obenrum«, nuschelte sie mit halb vollem Mund. »Doch, das gefällt mir wirklich.« Sie hob die Hand, und Herr Bomberger eilte herbei.
»Ausgezeichnet«, lobte er. »Das wäre auch meine Wahl gewesen. Ich würde nur hier …« Er zückte einen Bleistift und kritzelte auf dem Bild herum. »… und hier so …und da ein bisschen … Ja? Wunderbar!« Die Musterbücher unter dem Arm, rauschte er wieder davon.
Jacobina nippte an ihrem Champagner. »Was meinst du, was das kosten wird?«, raunte sie Floortje zu und schüttelte den Kopf, als diese fragend auf die Pralinen zeigte.
»Ach, bestimmt nicht so viel.« Floortje bediente sich erneut an der Pralinenschale, während sie Jacobina einen argwöhnischen Seitenblick zuwarf. »Oder zahlen die de Jongs etwa nicht gut?«
»Doch, sehr gut sogar«, beeilte sich Jacobina zu beteuern. Zweihundert Florin bekam sie jeden Monat und damit, wie sie den Annoncen im Java Bode entnommen hatte, fast das Doppelte dessen, was eine Gouvernante in Batavia für gewöhnlich verdiente.
Floortjes Stirn zerfurchte sich. »Wenn du auch noch Kost und Logis frei hast – was hast du denn sonst mit dem Geld vor?«
»Sparen?«, entgegnete Jacobina mit einer Spur von Verunsicherung.
Floortje sah sie mit aufrichtiger Verblüffung über ihr halbleeres Glas hinweg an. »Wofür?«
»Für … für schlechte Zeiten vielleicht.«
Floortjes Ellenbogen traf sie in der Seite. »Aber bis die kommen, kannst du dir ja wohl mal zwei oder drei Kleider gönnen.«
Mit einem Armvoll Stoffmuster kehrte Herr Bomberger zurück, drapierte sie kunstvoll über die gesamte Breite des Tischs und überreichte Floortje und Jacobina jeweils einen Stapel. Während Floortje unter entzückten Lauten ein Stoffstück nach dem anderen durch die Finger gleiten ließ, blätterte Jacobina unschlüssig in ihrer Auswahl herum.
»So was hier vielleicht?« Sie hielt ein Muster in gedämpftem Blau hoch.
»Nein, auf keinen Fall«, beschied Floortje energisch. »Kein Blau! Das lässt deine Augen noch farbloser wirken!«
»Schönen Dank«, murmelte Jacobina leicht verschnupft und legte das Stoffstück beiseite.
»Ach … ist das herrlich«, hauchte Floortje und zeigte Jacobina ein Muster, das Pomeranzenzweige in leuchtendem Gelb, Rot und Orange mit grünem Laub auf lavendelblauem Untergrund zeigte.
»Scheußlich!«, entfuhr es Jacobina. »Nein, unter keinen Umständen trage ich so etwas!«
Floortje blickte gekränkt drein. »Nicht für dich – für mich!«
»Entschuldige«, sagte Jacobina hastig. »An dir sieht das bestimmt gut aus!«
Floortje zog die Nase kraus. »Nein, du hast recht. Ist wirklich viel zu bunt. Ich bin doch kein Papagei. Schau mal – wie gefällt dir das
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