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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Handschlag, einer kurzen Umarmung und viel Schulterklopfen. »Grüß dich, Huub! Alles gut bei euch?«
    »Prächtig, prächtig! Bei euch auch? Wie geht’s der verehrten Frau Mutter?« Huub de Groot legte den Arm um James van Hassel und tätschelte seinen Oberarm; weiter reichte er nicht hinauf.
    »Danke der Nachfrage. Hält die Stellung, solange ich hier bin!«
    »Gibt’s ja nicht! James!« – »Sieh mal einer an!« – »Der Jaap gibt sich endlich mal wieder die Ehre!«
    In Windeseile hatte James van Hassels Erscheinen unter den anwesenden Herren die Runde gemacht, und er sah sich von Männern in seinem Alter oder darüber umringt. Ein Offizier war darunter, Beamte in der Verwaltung, Händler oder Pflanzer wie er selbst, die er mehr oder weniger gut kannte, manche sogar so gut, dass sie ihn vertraulich mit dem Spitznamen seiner Kindertage anredeten, und er kam fast nicht nach, Hände zu schütteln und die herzhaften Begrüßungen zu erwidern.
    »Abend, Maarten! He, Willem, geht’s gut? Schön, dich zu sehen, Gerrit! Mensch, Rudi, ist ja eine Ewigkeit her!«
    »Nun lasst ihn doch erst mal etwas trinken«, rief Huub de Groot aus, schnipste mit den Fingern nach einem Bediensteten, griff sich ein Glas von dessen Tablett und drückte es James van Hassel in die Hand. »Der arme Junge verdurstet doch sonst!« Er klopfte ihm auf den Rücken: »Erzähl – was gibt’s Neues?!«
    James van Hassel trank einen Schluck und schüttelte den Kopf. »Nichts. Alles wie immer.«
    »Hast du schon das von Hansen gehört?«, warf Maarten van Ogtrop ein; die hohe Stirn in Falten gelegt, nahm er sich ebenfalls ein Glas vom Tablett. »Den hat’s jetzt auch erwischt mit dem Kaffeerost!« Als James van Hassel die Brauen hob, nickte van Ogtrop bestätigend und strich sich über seinen Walrossbart. »Jaja, ganz üble Geschichte! Der kann eigentlich einpacken und zurück nach Holland gehen!«
    James van Hassel knurrte einen Fluch. Der Alptraum eines jeden Pflanzers, dass Schädlinge oder Krankheiten die Ernte vernichteten, wurde mit dem Rostpilz, der die Blätter erst mit orangegelben Flecken überzog, dann abfallen und schließlich die ganze Pflanze eingehen ließ, für immer mehr Kaffeeplantagen auf Java ernste Wirklichkeit. Drei Jahre zuvor hatte bereits eine Epidemie in der Nähe von Buitenzorg weite Flächen befallen, und nun schien sich der Kaffeerost von Osten her erneut auf der Insel einzuschleichen.
    »Du bist doch fein raus!« De Groot versetzte James van Hassel erneut einen Klaps auf den Rücken. »Ich hab’s ja immer gesagt – das war eine schlaue Idee von dir, auf Cinchona zu setzen. Was hab ich von der letzten Ernte gehört?« Er sah in die Runde. »Ein Siebtel des Baumgewichts in purem Chinin war der Rekord! Bei dir etwa auch?« Mit dem Ellenbogen stieß er James van Hassel an. Der nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas und schwieg. Tatsächlich hatte das Wirtschaftsjahr seine hochgesteckten Erwartungen noch übertroffen. Es war eine gute Entscheidung gewesen, auf die neue Sorte aus Südamerika zu setzen. Denn nach dem Schlagen und Abschälen der Bäume hatte sich herausgestellt, dass der ohnehin beträchtliche Wirkstoffgehalt der Cinchona ledgeriana in diesem Jahr besonders hoch ausfiel, und aufgrund des stark gestiegenen Bedarfs an der Rinde, aus der man Chinin gegen Malaria und andere Tropenfieber gewann, hatte er einen satten Gewinn einstreichen können. Als ihn allerdings alle Umstehenden mit fragenden Blicken bedrängten, ließ er doch vielsagend seine Brauen emporzucken und zog lässig einen Mundwinkel aufwärts.
    »Wusst ich’s doch!«, lachte de Groot heraus, schlug James van Hassel gleich wieder auf den Rücken, und die Herrenrunde brach in donnerndes Gelächter aus.
    »Dann kannst du«, Rudi Amelsvoort, klein, spillerig und mausgesichtig, hob das Glas in seiner Hand und stupste James van Hassel mit abgespreiztem Zeigefinger vor die breite Brust, »dir ja jetzt endlich ein vernünftiges Haus in Batavia zulegen! Statt diesem … diesem …« Er schwenkte das Glas, während er nach dem passenden Ausdruck für den kleinen Bungalow suchte, der noch aus den Jahren stammte, als James van Hassel senior nach Java gekommen war.
    »Ach komm!« James van Hassel gab ein leises Lachen von sich, das tief aus seinem Brustkasten heraufrumpelte. »Was soll ich denn mit einer Villa in Batavia? Ich bin doch so gut wie nie hier!«
    Huub de Groot schnaufte auf. »Du sollst ja auch nicht drin wohnen, du sollst damit angeben! Wie

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