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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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zögerte. »Ich … Ja, für mich auch einen Tee, bitte«, sagte sie hastig und ohne genauer zu überlegen, wonach ihr der Sinn stand; sie mochte es nicht, unschlüssig zu wirken.
    Verstohlen musterte sie Floortje. Sofern dies überhaupt möglich war, schien Floortje in Batavia noch weiter aufgeblüht zu sein. Das weiße Kleid mit der schmalen Taille betonte ihre zierliche, aber wohlgerundete Figur, und das aufwändige Rankenmuster in Grün und Blau mit darin eingestreuten roten Blumen und Vögeln betonte die Farbe ihrer Augen, die lebhaft funkelten. Ihr Haar war zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt, und ihr sonnengeküsster Teint schimmerte golden. Vor allem aber erweckte Floortje den Eindruck, als machte ihr die Hitze rein gar nichts aus, während Jacobina die Bluse längst wieder am Rücken klebte und ihr der Schweiß auf der Stirn stand. Schnell sah sie weg und ließ den Blick stattdessen durch den Innenhof des Hotels schweifen. Die Bäume, die zwischen den einzelnen Bungalows standen, malten dunkle Schatten auf den rotsandigen Boden, und bis auf das Gezwitscher der Vögel in den Wipfeln und das Gemurmel der männlichen Gäste auf der blumengeschmückten Veranda gegenüber, die in Pyjamas ihren Tee mit Arrak genossen, war es still.
    »Schön ist es hier«, sagte sie und tupfte sich verstohlen mit dem Handrücken über Stirn und Schläfen, während der Kellner ihnen den Tee servierte und sich wieder zurückzog.
    Auch Floortje sah sich um, so zufrieden, als sei dies ihr eigenes Heim. »Ja, hier lässt sich’s gut leben.« Sie warf einen raschen Blick über ihre Schulter und beugte sich dann zu Jacobina herüber, um ihr zuzuraunen: »Nur leider sehr teuer auf Dauer. Ich bin so froh, dass ich mir über die Rechnung keine Gedanken mehr machen muss. Zwischendurch war mir deshalb ganz schön unwohl zumute!«
    Jacobinas Stirn zerfurchte sich. »Und jetzt?«
    »Jetzt?« Floortje lächelte sie schelmisch über den Rand ihrer Tasse hinweg an. »Jetzt hat Edu nicht nur die ausstehende Rechnung beglichen, sondern gleich noch für drei Monate im Voraus bezahlt. Ist das nicht unglaublich süß von ihm?« Sie stellte die Tasse auf den Unterteller, legte den Kopf schräg und hob mit dem Zeigefinger einen der filigranen Ohrhänger an. »Die habe ich auch von ihm bekommen.«
    Die Falten auf Jacobinas Stirn vertieften sich. »Wer ist dieser Edu?«
    »Eduard van Tonder«, erklärte Floortje. »Siebenundzwanzig, sehr nett und vor allem«, sie dämpfte ihre Stimme zu einem Flüstern, »sehr wohlhabend. Er hat eine gut gehende Plantage im Preanger.« Sie schüttelte ihr Armband, das hochgerutscht war, auf das Handgelenk herunter und hielt Jacobina die kunstvolle Goldschmiedearbeit hin. »Das hier ist von Hinnerk Helmstraat. Ein hohes Tier in der Kolonialverwaltung. Den hab ich an einem Abend bei den Ter Steeges kennengelernt, und er hat mir auch dieses Kleid gekauft. Nett, nicht wahr?«, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu. »Ach, da fällt mir ein – ich war neulich wieder bei den Ter Steeges eingeladen, und die Rosendaals hab ich auch schon besucht, und dort hab ich …«
    Jacobinas Gedanken schweiften ab, und ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Während Floortje schwatzte und erzählte, wen sie in den Salons ihrer ehemaligen Mitreisenden alles kennengelernt hatte, grübelte Jacobina über die teuren Geschenke nach, die Floortjes Männerbekanntschaften ihr gemacht hatten.
    »Sag mal«, begann sie zaghaft, nachdem Floortjes Redefluss abgeebbt war, »diese beiden Herren …«
    »Edu und Hinnerk?«
    »Ja. Die erwarten doch bestimmt etwas von dir als … als Gegenleistung.«
    »Nein. Nichts.« Floortje kicherte hinter ihrer Tasse. »Das ist ja das Schöne daran. Also«, sie trank einen Schluck, »nichts weiter, als dass ich hübsch aussehe und mich ab und zu mit ihnen sehen lasse. Morgen Abend bin ich mit Edu auch wieder eingeladen.« Als hätte sie einige Augenblicke gebraucht, um Jacobinas Bemerkung wirklich zu verstehen, stellte sie langsam die Tasse ab. Ihre Augen hellten sich auf, bis sie fast gläsern aussahen, und ihre Stimme klang eisig, als sie hinzufügte: »Zumindest erwarten sie ganz gewiss nicht das von mir, was du dir jetzt vielleicht vorstellst.«
    »Ich meinte ja nur«, murmelte Jacobina und blickte verlegen in ihre Tasse.
    Eine Weile schwiegen sie beide, bevor Floortje leise das Wort ergriff.
    »Siehst du, deshalb hast du auch so lange nichts von mir gehört. Zuerst …« Sie zögerte, als müsste sie

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