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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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stellen wollen – ihn vielleicht eigenhändig ausschalten wollen. Aber es war schiefgegangen. Der Mörder Manons hatte sie nach seinem neuen Ritual geopfert. Eine rituelle Opferung, die er, wie einen bösartigen Tumor, jahrelang in seinem Kopf ausgebrütet hatte.
       Ich drückte meine Zigarette aus und warf einen Blick auf den Aschenbecher, der mit Zigarettenstummeln gefüllt war. Ich war von Nikotinnebel eingehüllt. Ich öffnete die Vorhänge um mein Bett. Meine Geschichte hörte sich plausibel an, aber es war sinnlos, mir die ganze Nacht den Kopf darüber zu zerbrechen, ohne sie überprüfen zu können.
       Ich öffnete das Fenster einen Spaltbreit und löschte das Licht. Meine Lider zuckten, ich sah in Gedanken einige der Pendeluhren von Sylvie Simonis. Sanduhren in Ellipsenform, verzierte Uhrenkästen, vergoldete Bronzefigurinen, die einen Bogen hielten, einen Holzhammer, eine Trompete. Ich versank in einen Dämmerschlaf, während ein Teil meines Bewusstseins sich noch festklammerte. Taschenuhren … von Muscheln umkränzte Ziffernblätter … Verzierungen in Form von Blättern, Kugeln, Leiern …
       Plötzlich entsprang den Zeigern einer Uhr ein Schatten. Eine schwarze Silhouette mit Gehrock und Chapeau Claque. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich wusste, dass er Schlimmes im Schilde führte. Ich dachte an Mephistopheles. An Dapertutto aus Hoffmanns Erzählungen. Der Schatten beugte sich über mich und flüsterte mir ins Ohr: »Ich habe den Schlund gefunden.«
       Es war nicht die Stimme von der Kassette, sondern die von Luc. Ich richtete mich auf, gerade rechtzeitig, um unter seinem Hut seine rot unterlaufenen, zornigen Augen zu sehen. Es waren dieselben Augen, die mich auf dem Aussichtspunkt in Notre-Dame-de-Bienfaisance beobachtet hatten.

KAPITEL 42
    »Aberglaube, nichts als Aberglaube.«
       »Wurde die Region nicht von diesen Geißeln heimgesucht?«
       »Ich bin kein Historiker. Aber ich halte das alles für ausgemachten Unsinn. Sie wissen, was man über Legenden sagt: dass sie immer einen realen Kern haben. In Sartuis gibt es Rauch, aber Kein Feuer.«
       Um 7 Uhr morgens tunkte Pater Mariotte mit dem konzentrierten Gesichtsausdruck eines Biologen, der einen Impfstoff zubereitet, ein Butterbrot in seinen Milchkaffee. Nach fünf Stunden Schlaf war mein Körper, nicht aber mein Geist erholt.
       »Wurde das Uhrenhaus tatsächlich auf Sumpfland erbaut?«
       Mariotte war verärgert. Ich verdarb ihm sein Frühstück.
       »Keine Ahnung, dazu müsste man das System der Grundwasserströmungen kennen. Ich weiß, dass die Umgehungsstraße etwas weiter östlich durch ein Feuchtgebiet führte, das zuerst einmal trockengelegt werden musste. Doch bei dem Haus, von dem Sie sprechen, ist zumindest das Fundament zweihundert Jahre alt. Ich weiß es nicht. Brauchen Sie all diese Informationen denn wirklich für Ihre Reportage?«
       Er war tatsächlich der einzige Mensch in der Stadt, der noch glaubte, ich sei Journalist. Ausgezeichnetes Beispiel für die Abschottung der Kirche in der zeitgenössischen Welt.
       »Tatsächlich schreibe ich ein Buch. Ich möchte den Rahmen der Handlung möglichst genau abstecken.«
       »Ein Buch?« Er sah mich argwöhnisch an. »Ein Buch? Worüber denn?«
       »Die Geschichte der Simonis.«
       »Wen interessiert das schon?«
       »Kommen wir zurück zu den Einwohnern von Sartuis: Glauben sie, dass die Stadt vom Pech verfolgt ist? Dass von dem Uhrenhaus eine unheilvolle Macht ausgeht?«
       Der Priester trank seinen Milchkaffee und murmelte dann:
       »Die Leute hier glauben alles, was man ihnen erzählt. In den anderen Tälern wird Sartuis Tal des Teufels genannt.«
       »Der Mord an Manon dürfte die Gemüter nicht gerade beruhigt haben, oder?«
       »Gelinde gesagt.«
       »Und die Ermordung Sylvies genauso wenig.«
       Er stellte seine Schale hin und blickte mir fest in die Augen:
       »Mein Freund, ich gebe Ihnen einen Rat: Fallen Sie nicht darauf herein!«
       »Worauf?«
       »Die abergläubischen Vorstellungen in dieser Region. Das ist das Fass der Danaiden.«
       »Am ersten Abend haben Sie mir gesagt, dass Sie im Nebengebäude einen Beichtstuhl für dringende Fälle aufgestellt haben. Haben diese dringenden Fälle etwas mit den abergläubischen Vorstellungen zu tun? Haben die Gemeindemitglieder Angst vor dem Teufel?«
       Mariotte stand auf und sah auf seine Uhr:
       »7 Uhr! Ich

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