Das Herz der Hoelle
hohe Kante legte, oder dass sie einen entfernten Verwandten unterstützte. Ich spürte aus dem Bauch heraus, dass ich richtig lag. Sie bezahlte einen Privatschnüffler. Jemanden, der Ermittlungsakten bis unter die Decke haben musste. Einen Mann, der vielleicht die Identität des Mörders kannte!
Ich blieb vor den Glastüren der Eingangshalle stehen. Draußen auf dem kurz gemähten Rasen eine idyllische Szene süßen Müßiggangs. Die Männer trugen Schnurrbärte und Trainingsanzüge, die Frauen Leggings und knallbunte Sweatshirts. Die Kinder tobten an den Klettergerüsten.
Ich wählte abermals die Nummer von Foucault. Nach zweimaligem Läuten wurde abgehoben:
»Foucault? Durey.«
»Mat? Wir haben gerade von dir gesprochen.«
»Wer wir?«
»Meine Frau und ich. Wir sind mit dem Kleinen im Park André-Citroën.«
Ich war fassungslos: Ich wartete seit dem Morgen auf Ergebnisse seiner Nachforschungen, und dieser Blödmann war in aller Ruhe spazieren gegangen! Ich schluckte meine Wut herunter und dachte an Luc, der seine eigenen Leute erpresste, um sie willfähriger zu machen.
»Hast du keine Neuigkeiten für mich?«
»Mat, sagt dir das Wort Sonntag was?«
»Tut mir leid.«
Foucault lachte laut auf:
»Nein, das glaub ich dir nicht. Du rufst wegen Longhini an? Der Typ ist unsichtbar.«
»Hast du seinen neuen Namen herausgefunden?«
»Nein. Die Präfektur von Besançon rückt nichts heraus. Die Sozialversicherung hat nichts. Seine Polizeiakte wird unter Verschluss gehalten.«
»Was willst du mir da weismachen?«
»Die Gendarmerie hat eine geheime Akte. Sie haben ihm damals bei seiner Flucht geholfen.«
Die Uniformierten hatten sich also, gegen die Polizei, auf die Seite des Halbwüchsigen gestellt und ihm sogar aktiv geholfen, eine neue Identität anzunehmen. Unmöglich, ihn aufzuspüren. Ich wandte den Glastüren den Rücken zu und ging durch den Flur auf die Rückseite des Gebäudes.
»Willst du meine Meinung hören?«, fragte Foucault.
»Nur raus damit.«
Ich öffnete den Notausgang und fand mich am Fuß eines grasbewachsenen Steilhangs wieder. Oben schaukelten Tannen gemächlich im Wind, und hin und wieder blitzten Sonnenstrahlen durch die Äste. Ich lehnte mich gegen die Wand.
»In der Untersuchungshaft haben die Bullen dem Jungen wohl schwer zugesetzt. Er war mit den Nerven am Ende.«
»Wie kommst du darauf?«
»Er hat einen Psychiater aufgesucht.«
»Woher weißt du das?«
»Das geht aus seinen Versicherungsunterlagen hervor. Damals hat die Versicherung die Erstattungen für die Psychotherapie weiterhin an die alte Adresse der Familie überwiesen. Die Gendarmerie hat das verfolgt. Die Versicherung hat alle Arztrechnungen aufbewahrt, und darunter sind auch die Abrechnungen des Psychiaters.«
»Willst du mir sagen, dass du den Namen des Psychiaters kennst?«
»Ja, den Namen und die Anschrift.«
»Und das sagst du mir jetzt?«
»Ich habe ihn gestern angerufen. Er hat die neue Adresse von Longhini nicht erfahren und …«
»Rück schon raus mit seiner Adresse und Telefonnummer.«
Ich hatte mein Adressbuch bereits gezückt. Foucault zögerte:
»Also …«
»Was?«
»Also ich hab sie nicht bei mir. Ich bin im Park.«
»Du hast zehn Minuten, um ins Büro zu fahren. Beeil dich.«
Foucault wollte auflegen, als ich fragte:
»Warte, und die andere Recherche? Nach ähnlichen Mordfällen?«
»Nichts.«
»Auch nicht auf nationaler Ebene?«
»Niemand hat auf meine interne Nachricht reagiert. In der Datenbank ist kein Mord gespeichert, der auch nur annähernd deinem gleicht. Es ist sein erster Mord, Mat.«
»Du hast nur noch neun Minuten.«
Ich legte auf und rief Svendsen an. Der Gerichtsmediziner hob ab. Plötzlich kam mir eine Idee.
»Meine Männer sind am Ball, aber es gibt nichts Neues.«
»Ich ruf dich wegen was anderem an.«
Der Arzt seufzte und tat so, als wäre er völlig geschafft.
»Ich höre.«
»Foucault hat keinen Mord gefunden, der Ähnlichkeit mit unserem aufweist.«
»Na und? Vielleicht ist es seine erste Tat.«
»Bestimmt nicht. Wir müssen weitere Kriterien in unsere Nachforschungen einbeziehen.«
»Was soll ich dazu beisteuern?«
»Foucault ist von dem Mord
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