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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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ausgegangen. Vielleicht muss man von der Leiche ausgehen.«
       »Soll heißen?«
       »Du hast es selbst gesagt: Die Handschrift des Mörders bezieht sich auf den Verwesungsprozess. Er spielt mit der Chronologie des Todes.«
       »Ich bin ganz Ohr.«
       »Ein zerstreuter Gerichtsmediziner hätte diese verschiedenen Verwesungsstadien an einem von Maden zerfressenen Leichnam vielleicht nicht bemerkt …«
       »Zerstreut und betrunken.«
       »Nein. Im Ernst, ich möchte eine Liste sämtlicher Leichen in fortgeschrittenem Verwesungsstadium, die in Frankreich aufgefunden wurden.«
       »In welchem Zeitraum?«
       »1989 bis 2002.«
       »Hast du ’ne Ahnung, wie viele Leichen das sind?«
       »Ist es möglich oder nicht? Mithilfe der rechtsmedizinischen Institute?«
       »Ich sehe mal im Zentralregister nach. Und rufe die Kollegen an, deren Privatnummern ich habe. Vor Montag kann ich nichts weiter tun. Es wird auf alle Fälle dauern.«
       »Danke.«
       Ich legte auf und torkelte die Wand entlang, wie gebannt von den schwarzen Tannen über mir. In ihrem Schatten fröstelte es mich. Ich schlug den Kragen meines Mantels hoch, während ich auf Foucaults Anruf wartete.
       Vage Vermutungen schwirrten mir durch den Kopf. Hier auf der Rückseite des Gebäudes fühlte ich mich einfach in Sicherheit.
       Zumindest würde Sarrazin mich hier nicht schnappen …

KAPITEL 45
    Das Klingeln des Telefons elektrisierte mich. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch.
       »Foucault. Hast du etwas zu schreiben?«
       Ich sah auf die Uhr. Es war 14.10 Uhr. Er hatte für die Fahrt in die Zentrale weniger als zwanzig Minuten gebraucht. Nicht schlecht.
       »Schreibst du?«
       »Leg los.«
       »Der Kerl heißt Ali Azoun. Er lebt jetzt in Lyon. Ich warne dich: Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.«
       Ich kritzelte Anschrift und Telefonnummer des Psychiaters hin und bedankte mich bei Foucault, der seinerseits flüsterte:
       »Ich bleibe im Büro. Jetzt ist es sowieso schon egal. Ich werd den Nachmittag im Archiv verbringen auf der Suche nach einem Fall, der, sei es auch nur vage, Übereinstimmungen mit deinem Mord aufweist. Man weiß ja nie. Ich ruf dich an.«
       Ich war erleichtert. Die Ermittlungen schweißten uns wieder zusammen. Mit Mühe stand ich auf und kehrte in den Schutz des Gebäudes zurück. Ich wählte die Nummer des Psychiaters. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, kam ich ohne Umschweife auf den Grund meines Anrufs zu sprechen:
       »Es geht um Thomas Longhini.«
       »Schon wieder? Man hat mich erst gestern wegen dieser Geschichte angerufen.«
       »Das war mein Stellvertreter. Ich brauchte noch ein paar genauere Auskünfte.«
       Nach einem angespannten Schweigen meinte er:
       »Am Telefon beantworte ich keine Fragen. Vor allem, solange ich keine amtliche Vollmacht gesehen habe. Ihr Kollege kam mir schon sehr zurückhaltend vor. Im Übrigen ist die Gendarmerie umfassend über diesen Fall informiert. Sie müssen lediglich …«
       »Es gibt neue Hinweise.«
       »Was für Hinweise?«
       »Thomas Longhini könnte etwas mit beiden Morden zu tun haben – mit dem an Manon und dem an ihrer Mutter, Sylvie Simonis.«
       »Lächerlich. Thomas kann gar nicht in einen Mord verwickelt sein.«
       Die Erwähnung des Mordes an Sylvie schien Azoun nicht zu überraschen. Vermutlich hatten die Gendarmen ihn schon ins Bild gesetzt. Ich fuhr fort:
       »Deshalb rufe ich Sie an: Um Ihre Meinung zu der Frage zu hören, ob er als Täter in Frage kommen könnte.«
       Der Spezialist schwieg abermals, bevor er in konzilianterem Ton erklärte:
       »Hat das nicht Zeit bis Montag? Sie schicken mir ein Fax und …«
       »Ich rufe nicht an, um mit Ihnen ein Plauderstündchen zu halten. Es handelt sich um kriminalpolizeiliche Ermittlungen. Es eilt.«
       Diesmal ermunterte mich sein Schweigen.
       »Wie lautet der neue Name von Thomas Longhini?«, hob ich an.
       »Er ist der Gendarmerie bekannt. Hat man Ihnen den Namen denn nicht gesagt? Ich habe ihn nicht erfahren.«
       »Weshalb halten Sie es für absurd, dass Thomas der Täter sein könnte?«
       »Thomas ist kein Mörder. Das ist alles.«
       »Er war Verdächtiger im Mordfall Manon.«
       »Wegen des blödsinnigen Übereifers Ihrer Kollegen! Der arme Junge wurde von den Polizisten massiv unter Druck gesetzt.«
       »Erzählen Sie mir von seiner

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