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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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eingeritzt: ›Manon Simonis, der Teufel sitzt dir im Nacken.‹ Weshalb hat man das Ihrer Meinung nach getan?«
       »Es gab Gerüchte unter den Schülern.«
       »Wie zum Beispiel?«
       »Man erzählte sich, ein Teufel sei hinter Manon her.«
       »Was für ein Teufel?«
       »Keine Ahnung.«
       »Weshalb sagte man das?«
       »Kindergeschichten. Ich weiß weder, wer es in die Welt gesetzt hat, noch, was es eigentlich bedeuten sollte.«
       Sie lächelte verlegen. Ich ahnte, dass diese Frau, wie all jene, die mit Manon in Berührung gekommen waren, mit Schuldgefühlen lebte. Konnte man einen Mord vorhersehen? Konnte man ihn verhindern? Sie murmelte:
       »Im Nachhinein ist man immer schlauer, oder?«
       Ich dachte an die Geschichte in Les Lilas, an meine Fehleinschätzung, die zwei Kindern das Leben gekostet und ein drittes zur Waisen gemacht hatte. In einem tätigen Leben gibt es keinen Platz für Reue. Ich verzichtete darauf, ihr ein paar christliche Trostworte zu sagen. Ich dankte ihr und ging.
       Auf der Treppe rief ich meine Mailbox an. Keine Nachricht. Was taten Foucault, Svendsen und der Kalkulator? Was trieben sie nur?
11 Uhr
    Stéphane Sarrazin erwartete mich nicht vor dem Schulportal, aber ich spürte seine Gegenwart in der Stadt, seinen Willen, mich abzuservieren. Ich lief zu meinem Wagen und brauste mit Vollgas davon, Richtung Cité Les Corolles.

KAPITEL 44
    Die Sonne hatte die Familien auf die Wiese gelockt. Kühlboxen, kleine Flaschen und Pappteller. Die Kinder tummelten sich auf den Spielplätzen. Die Eltern becherten vergnügt. Im Hintergrund die Gebäude der Siedlung Les Corolles mit ihren weißen Mauern und roten Fensterläden, die einer Lego-Landschaft glichen.
       Ich stellte den Wagen auf dem erhöhten Parkplatz ab und stieg dann den Hang hinunter. Um den Blicken der ausgelassenen Menschen zu entgehen, schlüpfte ich hinter die Ligusterhecke, die das erste Gebäude umhegte, und ging ins Treppenhaus von Nr. 15, der Adresse von Martine Scotto, der Tagesmutter von Manon.
       Enge Eingangshalle, Dämmerlicht. Keine Sprechanlage. Nur ein Schild mit der Liste der Mieter. Ich suchte den Namen: zweiter Stock.
       Ich ging zu Fuß hinauf und läutete. Keine Antwort. Martine Scotto war nicht da. Vielleicht vor dem Haus, bei den anderen. Da ich nicht wusste, wie sie aussah, könnte ich sie dort nicht identifizieren. Aber meine Enttäuschung hatte einen anderen Grund. Meine Aufregung war vergangen. Ich strampelte mich vergeblich ab – und ich hatte nur noch ein paar Minuten Zeit.
       Mein Handy läutete in meiner Tasche.
       Kalkulator. Mit ihm hätte ich nicht gerechnet.
       »Hast du etwas herausgefunden?«
       »Ja. Sylvie Simonis hat regelmäßige Überweisungen getätigt. Es gibt eine, die zu dem passen könnte, was du suchst. Eine vierteljährliche Überweisung auf ein Schweizer Konto.«
       »Seit wann?«
       »Nicht erst seit gestern. Oktober 1989. Damals waren es alle drei Monate 15000 Franc. Heute sind das 5000 Euro. Nach wie vor alle drei Monate.«
       Ich schlug mit der Faust gegen die Mauer. Mein Versuchsballon war ein Volltreffer. Nachdem die Ermittlungen im Sande verlaufen waren, nach den Fiaskos von Moraz, Cazeviel und Longhini hatte Sylvie beschlossen zu handeln und einen Privatdetektiv beauftragt. Einen Detektiv, der über zehn Jahre für sie tätig gewesen war!
       »Hast du den Namen des Empfängers?«
       »Nein. Das Geld wird auf ein Nummernkonto überwiesen.«
       »Kann man die Anonymität aufheben?«
       »Kein Problem. Du brauchst nur ein internationales Rechtshilfeersuchen und konkrete Beweise dafür, dass das fragliche Geld aus illegalen Geschäften stammt.«
       »Mist.«
       »Woher stammt dieses Geld?«, fragte Kalkulator.
       »Aus ihren laufenden Einnahmen, vermute ich. Sylvie Simonis war Uhrmacherin.«
       »Dann vergiss es, Kumpel.«
       »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
       »Ich werde sehen. Ich vermute, das Nummernkonto war nur eine Zwischenstation für die Knete. Der Empfänger überweist das Geld auf ein weiteres Konto, das auf seinen Namen lautet.«
       »Kannst du die Überweisung nachvollziehen?«
       »Ich werde sehen. Wenn der Typ den Zaster bar am Schalter abgehoben hat, sind wir aufgeschmissen.«
       Ich dankte ihm und legte auf. Ich ging hinunter ins Erdgeschoss und verwarf in Gedanken alle anderen Möglichkeiten – dass Sylvie das Geld auf die

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