Das Herz der Hoelle
Engel, der der jungen Frau dies offenbart hatte, um ihr seine Rache besser einflüstern zu können. Es blieb mir nicht mehr viel Zeit – drei Minuten laut Wanduhr.
Als ich Agostina wieder ansah, hatte sie ihren Mund zu einem grauenhaften, schiefen Lächeln verzogen.
Ich hustete und beschloss, ihr Spiel zu spielen:
»Der Teufel hat Ihnen die Wahrheit zugeflüstert, nicht wahr?«
»Ja, er hat mich im Innern meiner Seele besucht …«
Sie schob eine Hand in ihren Kittel und streichelte ihre Brüste. Ich hatte das Gefühl, dass eine schreckliche Kälte den Raum erfüllte.
»Hat er Sie angestiftet?«
Kälte und dazu ein widerlicher, fauliger Geruch.
Sie senkte ihre Hand und schob sie zwischen die Beine.
»Es war ein Traum …«, murmelte sie. »Er hat es mir befohlen, ja, aber sein Befehl war eine Liebkosung … Eine Wolllust. Wie lange hast du nicht mehr gefickt, ragazzo? «
»Hat er Ihnen auch diese Methode eingegeben?«
Plötzlich hielt Agostina die Luft an, ehe sie langsam ausatmete, als hätte sie einen empfindlichen Punkt in ihrem Innersten berührt. Sie reckte den Kopf wie ein witternder Fuchs. Dann fuhr sie mit ihren Masturbationsbewegungen fort.
Die Temperatur schien noch immer zu sinken. Der Gestank wurde intensiver. Nach faulem Wasser und faulen Eiern, aber auch nach Rost. Irgendetwas zwischen Exkrementen und Metall. Nur noch zwei Minuten.
»Sie wurden durch ein Wunder geheilt«, stieß ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Ihre körperliche und geistliche Heilung wurde von der römisch-katholischen Kirche anerkannt. Weshalb sollte Satan Sie inspiriert haben?«
Agostina antwortete nicht. Der Geruch war stickig. Ich kämpfte gegen das Gefühl an, dass in diesem Raum noch etwas anderes anwesend war. Agostina beugte sich über den Tisch. Sie hatte einen verschleierten Blick:
»Du hast den Schlund gefunden, wie?«
Sie sprang auf und packte mich im Nacken. Sie leckte mir das Ohr und lachte hinein. Ihre Zunge war hart wie ein Stachel:
»Mach dir nichts draus, Dreckskerl, der Schlund wird dich finden, er …«
Ich stieß sie gewaltsam zurück. Ich empfand die gleiche Abscheu wie in Notre-Dame-de-Bienfaisance, als ich mich durch einen geheimnisvollen Blick beschmutzt fühlte. Alles drehte sich jetzt in dem Raum: Kälte, Wind, Gestank. Und »der Andere«.
»Soll ich dir einen blasen?«, flüsterte sie. »Ich hab die Schnauze voll von den Lesben und Mösen hier.«
»Haben Sie schon mal den Namen Manon Simonis gehört?«
Sie zog die Hand unter dem Tisch hervor und führte sie an ihre Nasenlöcher:
»Nein.«
»Sylvie Simonis?«
»Nein«, sagte sie, während sie sich die Finger leckte.
»Sie hat ihr Kind, Manon, getötet, weil sie glaubte, es wäre vom Teufel besessen.«
»Niemand kann uns töten«, feixte Agostina. »Er beschützt uns, verstehst du?«
»Was müsst ihr für ihn tun?«
»Ich verschmutze, ich beflecke. Ich bin eine Krankheit.«
Ihre Stimme war mittlerweile ein paar Töne tiefer geworden. Sie sprach langsam mit rauer, bösartiger Stimme. Gleichzeitig schien es, als spräche sie die letzten Silben jedes Wortes mit einem dissonanten Pfeifen aus.
Ich provozierte sie:
»Hier im Gefängnis?«
»Ich bin ein Symbol, ragazzo. Meine Macht durchdringt Wände. Ich foltere die Schwuchteln im Vatikan. Ich fick euch alle von hinten!«
»Die Anwälte des Heiligen Stuhls verteidigen Sie doch.«
Agostina brach in lautes Lachen aus – ein dunkles, unangenehmes Lachen, die Hände wieder zwischen den Beinen. Sie flüsterte in laszivem Ton:
»Du bist wirklich der dümmste Polizist, der mir je untergekommen ist. Glaubst du wirklich, dass mich diese Scheißerchen verteidigen? Sie beobachten mich, ja. Sie beschnüffeln mir den Hintern wie läufige Hunde.«
Sie sagte die Wahrheit. Die päpstlichen Behörden wollten den Schaden begrenzen, aber vor allem »ihrer« Wundergeheilten näherkommen. Um das Phänomen zu verstehen, das in ihrem Körper und ihrer Seele am Werk war.
Sie umfasste nun mit den Händen ihre zitternden Schultern, als ob sie einen heftigen Orgasmus erlebte, eine Lust, die sie bis ins Mark erbeben ließ. Sie krächzte mit nicht wiederzuerkennender Stimme:
»Er hatte mir gesagt, dass du kommen würdest.«
»Luc Soubeyras? Der Polizist auf
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