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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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war.
       »Pantheon!«, schrie ich. »Via del Seminario!«
       Der Fahrer drehte auf der Stelle um und überquerte den Tiber auf der Mazzini-Brücke. Ich versuchte noch einmal meine Gedanken zu sammeln und Ruhe und Selbstbeherrschung wiederzufinden. Unmöglich. Ich trommelte mit den Fingern an die Scheibe, mein Kragen war schweißnass. Zum ersten Mal hatte ich allergrößte Lust, alles hinzuschmeißen. Nach Paris zurückzukehren und den braven Polizisten in seiner Nische, Quai des Orfèvres, zu spielen.
       Das Taxi hielt. Ich stürzte hinauf in mein Zimmer, packte meine Sachen zusammen, beglich die Rechnung und sprang ins Auto. Auf dem Weg zum Flughafen in Rom wurde mir plötzlich klar, dass ich kein Ziel hatte.
       Die Akte Gedda war geschlossen. Die von Raimo Rihiimäki, dem Esten, den Foucault identifiziert hatte, ebenfalls. Was den Fall Sylvie Simonis anlangte, so hatte ich nichts gefunden, obwohl ich die Stadt auf den Kopf gestellt hatte. Keine Nachricht von Sarrazin, Foucault und Svendsen. Keine der Spuren, auf die ich sie angesetzt hatte, hatte irgendetwas ergeben: der Skarabäus, die Flechten, Unital6, die Verknüpfung aller Informationen … Ein absolut toter Punkt.
       Schließlich gelang es mir, Ordnung in meine Gedanken zu bringen.
       Ich hatte es mit drei verschiedenen Fragenkomplexen zu tun.
       Der erste betraf den Mord an Sylvie Simonis. Ein Mörder in Sartuis. Derjenige, der die Uhrmacherin gefoltert und Manon gerächt hatte. Wer hatte in die Baumrinde geritzt: ICH BESCHÜTZE DIE LICHTLOSEN und in den Beichtstuhl: ICH HABE DICH ERWARTET. Handelte es sich ebenfalls um einen Wiederbelebten wie Agostina oder Raimo?
       Der zweite Fragenkomplex bezog sich auf die Theorie van Dieterlings. Kein einzelner Mörder, sondern eine Serie von Mördern. Man musste die neuen Lichtlosen in ihrer Gesamtheit betrachten, die Bedeutung ihres Rituals entschlüsseln, verstehen, was sich dahinter verbarg. »Es findet eine Wandlung statt«, hatte er gesagt. Wandlung und Prophezeiung.
       Die Landschaft zog vorüber. Was sollte ich tun? Weltweit nach weiteren Fällen Ausschau halten? Zu welchem Zweck? Die Liste der geständigen Mörder erweitern? Das Archiv des Kirchenfürsten vervollständigen? Den Drahtzieher der Mordserie identifizieren? Wenn es der Teufel persönlich war, konnte ich ihm wohl kaum Handschellen anlegen …
       Aber vor allem lief das darauf hinaus, die Existenz des Teufels zu bejahen. Und das kam für mich nicht in Frage. Ich musste mich auf die einzige konkrete Frage konzentrieren, das einzige Rätsel, das einem Kriminalpolizisten anstand: Wer hatte Sylvie Simonis getötet? Zurück zum Ausgangspunkt.
       Blieb der dritte Fragenkomplex. Die Killer auf meinen Fersen. Auch sie führten mich zurück zum Fall Simonis. Einer von ihnen war Cazeviel gewesen. Wer war der andere? Weshalb wollte man mich ausschalten? Waren sie Sylvies Mörder? Nein: Diese Söldner hüteten ein Geheimnis. Die Existenz der Lichtlosen? Ihre jüngste Wandlung? Oder ein anderes Geheimnis hinter dem Fall Simonis? Auch von dieser Seite gab es keine heißen Spuren. Es sei denn, der zweite Killer würde ein weiteres Mal versuchen, mich abzuknallen, und ich könnte ihn befragen … Nicht gerade eine verlockende Aussicht.
16 Uhr
    Der Flughafen Fiumicino in Sicht.
       Über den Vororten Roms dämmerte es bereits. Violette Wolken, gelblicher Himmel. Ich bat Luc um Hilfe. Was hatte er in diesem Stadium der Ermittlungen beschlossen? Wie war er weiter vorgegangen? Es bestand ein grundlegender Unterschied zwischen ihm und mir. Luc glaubte an den Satan, ich nicht. Das Haupthindernis auf meinem Weg war mein logischer und rationaler Intellekt. Ich war der Letzte, der in diesem Fall Fortschritte erzielen konnte …
       Luc dagegen hatte gewiss die Spur der Lichtlosen weiterverfolgt, war den Zeichen auf den Grund gegangen und hatte sich dem bösen Kern angenähert …
       Eine Idee: Sich ein für alle Mal Gewissheit über die Existenz des Teufels verschaffen.
       Ganz sicher sein wollen.
       Im Grunde genommen war das einzige übernatürliche Element im Fall Gedda die physische Heilung Agostinas. Das einzige unerklärliche Phänomen. Vielleicht hatte das kleine Mädchen in seinem Koma Halluzinationen gehabt. Eine höllische Nahtod-Erfahrung. Vielleicht war sie durch dieses Erlebnis traumatisiert und zu einer Mörderin geworden. Metaphysisch gesehen, bewies das nichts.
       Ihre wunderbare Heilung

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