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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Ermittlungen mit ihren Toten, ihren Fragen und ihren riesigen Lücken wieder in den Vordergrund. Ich dachte an Stéphane Sarrazin. Ich hatte seit Catania keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt, und er hatte mir drei Nachrichten hinterlassen.
       Ich hätte ihn anrufen sollen, gleich nachdem ich Cazeviels Identität festgestellt hatte. War er nicht am besten in der Lage, die Vergangenheit des Killers auszugraben? Mit Moraz, der ebenfalls mitmischte, hätte der Gendarm alle Hände voll zu tun. Ich wählte seine Nummer. Anrufbeantworter. Ich hinterließ keine Nachricht, aus einem spontanen Impuls der Vorsicht heraus, und kehrte zu meinen eigenen Überlegungen zurück.
       Ich raste noch immer über die Autobahn. Ich beschloss, den gegenwärtigen Ermittlungsstand in meinen drei Kriminalfällen noch einmal zusammenzufassen und sie zu vergleichen.
       Mai 1999.
       Raimo Rihiimäki bringt seinen Vater nach der sogenannten »Insektenmethode« um.
       Ein vom Teufel eingegebener spontaner Racheakt.
       April 2000.
       Agostina Gedda bringt ihren Ehemann Salvatore nach derselben Methode um.
       Ein langfristig geplanter Racheakt, ebenfalls vom Teufel inspiriert.
       Juni 2002.
       Sylvie Simonis wird nach demselben Ritual geopfert.
       Wieder eine Rache.
       Die Rache für den Mord an einem jungen, besessenen Mädchen, vierzehn Jahre früher.
       Einziges Problem: Das Kind ist seit vierzehn Jahren tot und beerdigt.
       Es kann das Verbrechen nicht begangen haben.
       Wer war der Lichtlose im Fall Simonis?
       Wer war der Mörder, der, von Satan aufgewiegelt, aus der Vorhölle zurückgekehrt war?
       Ich legte mitten auf der Autobahn eine Vollbremsung hin und lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen. Ich schaltete den Motor aus und schüttelte ungewollt den Kopf. Die Antwort lag auf der Hand, aber sie war so verrückt, so aberwitzig, dass ich nicht gewagt hatte, eine solche Hypothese aufzustellen.
       Jetzt flüsterte mir eine leise Stimme zu, es einfach einmal zu versuchen, nur um zu sehen, was dabei herauskam.
       In Sartuis gab es etwas, was ich übersehen hatte und was mir hätte auffallen müssen, gerade dadurch, dass es fehlte.
       Zu keiner Zeit hatte ich einen konkreten Beweis für den Tod von Manon Simonis in Händen gehalten oder gelesen. Stillschweigen der Staatsanwälte, Diskretion der Ermittler, Unkenntnis der Journalisten. Auf alle Fälle hatte ich nie die Farbe eines Totenscheins oder eines Obduktionsberichts gesehen.
       Und wenn Manon Simonis nicht tot wäre?
       Ich schaltete in den ersten Gang und startete mit quietschenden Reifen durch. Zehn Kilometer weiter nahm ich die Ausfahrt Pau. Ich bezahlte die Maut und kehrte um.
       Richtung Toulouse.
       Die erste Etappe meiner nächtlichen Fahrt durch halb Frankreich zurück nach Sartuis.

KAPITEL 76
    Um Mitternacht war ich in Lyon. Um 2 Uhr in Besançon. Um 3 Uhr war ich wieder in Sartuis, der Stadt, in der die Uhren stillstanden. Seitdem ich mich den Tälern des Jura näherte, prasselte der Regen auf den Asphalt. Jetzt rann er über die Dächer, ließ die Dachrinnen anschwellen und bildete längs der Gehsteige kleine Sturzbäche. Die Hauptverkehrsstraße schien sich zu neigen und einem Bottich gleich in den Abgrund der Nacht zu stürzen.
       Ich fand den Hauptplatz – und damit das Rathaus. Ein gesichtsloses modernes Gebäude, das in den Schlammmassen des Unwetters zu versinken schien. Ich ging um das Gebäude herum. Welke Blätter und Wassertropfen, die von meinen Schuhsohlen abfielen. Ich entdeckte das Wärterhäuschen.
       Ich klopfte an das vergitterte Fenster. Ein Hund bellte. Ich klopfte wieder. Nach zwei langen Minuten ging die Tür einen Spaltbreit auf. Ein Mann sah mich fassungslos an. Ich schrie gegen den tosenden Regen an:
       »Sind Sie der Pförtner des Rathauses?«
       Der Mann antwortete nicht.
       »Sind Sie der Wärter, ja oder nein?«
       Der Hund bellte noch immer. Ich war froh, dass der Kerl seine Tür nicht ganz weit geöffnet hatte.
       »Wissen Sie, wie viel Uhr ist es?«, brummte er schließlich. »Worum geht es?«
       »Haben Sie die Schlüssel zum Rathaus, verdammt?«
       »Sprechen Sie nicht in diesem Ton, oder ich lass den Hund los! Ich bin städtischer Angestellter. Ich drehe zwei Mal nachts meine Runde, das ist alles.«
       »Nehmen Sie Ihre Schlüssel. Ich muss hinein.«
       »Wozu?«
       Ich hielt ihm meinen Dienstausweis unter

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