Das Herz der Hoelle
zuschlägt.«
Ich hatte allmählich genug davon, dass man über den Teufel so sprach, als wäre er eine reale, allmächtige Person. Ich legte den Ball wieder in die Mitte:
»Wenn Sie meine Informationen kennen, was interessiert Sie dann?«
»Zunächst einmal wissen wir nicht genau, wie weit Sie sind. Und zweitens haben Sie Fortschritte auf Gebieten gemacht, die uns unzugänglich sind.«
Van Dieterling und sein Archiv. Die beiden Gruppen mussten miteinander rivalisieren. Zamorski wusste nichts oder fast nichts über Agostina Gedda. Ich hätte vielleicht Gelegenheit, meine Ermittlungsunterlagen zwei Mal »zu verkaufen« und für zwei Organisationen zu arbeiten, wie Goldonis Diener zweier Herren. Der Pole bestätigte meine Vermutung. Er sagte seufzend:
»Die Synergien in unseren Reihen sind weit davon entfernt, so zu sein, wie sie sein sollten. Vor allem auf dem Gebiet der Dämonologie. Die Italiener im Vatikan glauben, sie hätten hier allein das Sagen, und verweigern jegliche Zusammenarbeit.«
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass die beiden Parteien miteinander im Clinch lagen. Van Dieterling hütete sein Exemplar – Agostina – wie seinen Augapfel. Zamorski wiederum besaß mit Sicherheit eigene Erkenntnisse.
»Wenn Sie meine Informationen haben wollen«, sagte ich, »sollten Sie mir eine Gegenleistung anbieten.«
Der Priester stand auf. Sein stählerner Blick sagte: »Vorsicht, wägen Sie Ihre Worte ab!« Aber er sprach in ruhigem Ton:
»Sie haben unerhörtes Glück, dass Sie noch am Leben sind, Mathieu – und bei Verstand. Ohne es zu wissen, nehmen Sie an einem echten Krieg teil.«
»Sie meinen einen ›Bürgerkrieg‹ zwischen verschiedenen religiösen Gruppierungen?«
»Nein, unsere Rivalitäten sind nur eine Begleiterscheinung. Ich spreche von einem echten Konflikt, in dem sich die Kirche und eine mächtige satanistische Sekte gegenüberstehen. Ich spreche von einer akuten Gefahr, die uns alle bedroht. Uns, die Soldaten Gottes, aber auch alle Christen auf Erden.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm noch folgen konnte:
»Die Lichtlosen?«
Die Hände im Rücken, machte Zamorski einige zaghafte Schritte.
»Nein. Sie sind eher diejenigen, um die es in dieser Schlacht geht.«
»Ich verstehe nicht.«
Der Nuntius näherte sich einem wackligen alten Pappkarton hinter Pulten mit Partituren. Er zog einen Filzstift heraus:
»Kennen Sie dieses Zeichen?«
Er skizzierte einen Kreis, durch dessen untere Hälfte er einen horizontalen Strich zog, und zeichnete dann ein paar Kettenglieder. Die Tätowierung von Cazeviel und das Ornament des Siegelrings von Moraz. Es handelte sich also um das Symbol einer satanistischen Sekte.
»Ich habe es zwei Mal gesehen.«
»Wo?«
»Tätowiert auf den Oberkörper eines Mannes und eingraviert in den Ring eines anderen.«
»Und nach meinen Informationen sind beide tot.«
»Wenn Sie die Antworten haben, warum stellen Sie dann Fragen?«
Zamorski lächelte und steckte die Kappe auf seinen Filzstift.
»Patrick Cazeviel. Richard Moraz. Der Erste ist am 31. Oktober von einer Treppe im Vatikan gestürzt. Der Zweite starb tags drauf in der Nähe des Hauses von Dr. Buchholz bei Lourdes. Sie haben beide umgebracht. Wenn Sie wollen, dass wir einen Deal machen, müssen Sie mit offenen Karten spielen.«
»Wer hat von einem Deal gesprochen?«
Er klopfte auf den Tisch.
»Wollen Sie nicht wissen, was dieses Zeichen bedeutet?«
»Bei meinen Nachforschungen werde ich es selbst herausfinden.«
»Natürlich. Aber mit uns können Sie Zeit sparen.«
Der Kleriker durchmaß den Raum mit bedächtigen, geduldigen Schritten. Ich hatte genug von seinen gewundenen Reden.
»Wie heißt die Sekte?«
»Die Teufelssklaven. Sie betrachten sich als die Knechte Satans. Daher erklärt sich ihr Symbol: der eiserne Halsring. Sie werden auch ›die Schriftgelehrten‹ genannt. Satanische Sekten sind mein Fachgebiet. Meine eigentliche Arbeit besteht darin, diese Gruppen weltweit aufzuspüren. Von allen, denen ich begegnet bin oder die ich studiert habe, sind die Teufelssklaven bei Weitem die gewalttätigsten und gefährlichsten.«
»Haben Sie bestimmte Rituale?«
Zamorski machte eine weit ausholende Handbewegung, die einen Exkurs ankündigte.
»Bei den meisten satanistischen
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