Das Herz der Hoelle
Automatik in der Hand vor. Das Bild kam mir immer stimmiger vor.
Ich fasste zusammen:
»All dies ist also nur eine Nebenspur. Die Teufelssklaven konzentrieren sich vor allem auf die Lichtlosen, richtig?«
»Richtig. In ihren Augen kann nichts das Bekenntnis des- oder derjenigen ersetzen, die den Teufel ›gesehen‹ haben.«
»Jemand wie Manon?«
Die stählernen Augen Zamorskis richteten sich auf mich. Er murmelte:
»Wir wissen noch immer nicht, ob Manon tatsächlich eine negative Erfahrung gemacht hat.«
»Um das herauszufinden, müsste sie ihr Gedächtnis wiedererlangen.«
»Oder mit offenen Karten spielen.«
»Glauben Sie, dass sie lügt? Dass sie den Gedächtnisverlust nur vortäuscht?«
»Das müsstest du wissen. Du solltest sie doch verhören.«
Seine Stimme hatte sich verändert. Hinter den Worten spürte man die Autorität. Es bestätigte einen Verdacht, den ich seit meiner Ankunft hegte: Zamorksi pfiff auf meine Ermittlungsergebnisse. Er hatte mich nur nach Polen »importiert«, um Manon die Würmer aus der Nase zu ziehen. Damit ich ein Vertrauensverhältnis zu ihr aufbaute, das er nicht zustande gebracht hatte.
»Was für ein Spiel treibst du mit Manon?«, fragte er plötzlich ungehalten. »Du gehst ihr seit zwei Tagen aus dem Weg.«
»Lassen Sie mich beschatten?«
»Es gibt in diesem Kloster keine Geheimnisse. Ich frage noch einmal: Was für ein Spiel treibst du?« Er schrie plötzlich. »Der Schlüssel zur Klärung des Falls liegt auf dem Grund ihres Gedächtnisses!«
Ich wich zurück und betrachtete die Rosette, die über dem Chor schwebte. Der graue Tag versetzte ihre silbernen Blütenblätter in Schwingung.
»Seien Sie unbesorgt, ich habe meine eigene Strategie.«
KAPITEL 88
Ich hatte meine Angst noch immer nicht überwunden, ich kam deshalb mit der Strategie nicht weiter, und eine Veränderung war nicht in Sicht.
Ich rannte in meine Zelle und checkte die Mailbox meines Handys.
Zwei Nachrichten. Foucault und Svendsen.
Ich rief meinen Stellvertreter an.
»Wie weit bist du?«, fragte ich wie aus der Pistole geschossen.
»Aus dem Jura kommt nichts. Die Gendarmerie tritt im Fall Sarrazin auf der Stelle. Die Skarabäen halten sich gut versteckt. Und Gabuner gibt es auch kaum. In der ganzen Franche-Comté hab ich nur sieben gefunden. Alle harmlos.«
»Die Expats?«
»Schwer ausfindig zu machen. Wir arbeiten dran.«
»Hast du was über die Teufelssklaven rausgefunden?«
»Nichts. Niemand kennt sie. Falls es eine Sekte ist, ist sie die geheimste«
Ich unterbrach Foucault und befahl ihm, diese Spur aufzugeben. Ebenso gut könnte ich mich an die Angaben Zamorskis halten, der in jeder Hinsicht ein Experte zu sein schien.
Ich fragte Foucault:
»Hast du die Akte Larfaoui noch immer griffbereit?«
»Der Fall vom Drogendezernat?«
»Ja. Vielleicht besteht eine Verbindung zu unserer Sache.«
»›Unserer‹? Ich habe nicht den Eindruck, dass du deine Erkenntnisse teilst, zumindest bis jetzt nicht.«
»Warte, bis ich zurück bin. Knöpf dir das Profil Larfaouis noch einmal vor, seine Drogengeschäfte. Erkundige dich bei den Kollegen vom Drogendezernat nach seinen Lieferanten, seinen Liefergewohnheiten, seinen Stammkunden. Verfolg seine letzten Anrufe vor seinem Tod zurück. Seine Konten. Finde heraus, ob jemand auf dem Markt seine Nachfolge angetreten hat. Lass dir von Meyer und Malaspey zur Hand gehen.«
»Wonach suchen wir?«
»Nach einem Verteilerring für eine ganz bestimmte afrikanische Droge, die Iboga.«
»Kommt sie aus Gabun?«
»Man kann dir nichts verheimlichen. Dieses Land spielt eine Rolle, das ist klar. Aber ich weiß noch nicht genau, welche. Ruf mich heute Abend an.«
Ich legte auf und kontaktierte Svendsen.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte der Schwede mit erregter Stimme. »Ziemlich scheußliche. Du hast recht gehabt. Sarrazins Körper wurde bearbeitet.«
»Ich höre.«
»Seine Eingeweide waren nekrotisch, bereits stark verfault. Als ob er mindestens einen Monat früher gestorben wäre. Seine Schultern dagegen waren noch nicht einmal richtig vom rigor mortis befallen.«
»Hast du eine Erklärung dafür?«
»Eine einzige. Der Täter hat ihm Säure eingeflößt. Er hat gewartet, bis die Eingeweide in der Bauchhöhle
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