Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
durchflutete.
       Der »Höllengast«.
       Dieser Schweinehund existierte, und ich würde ihn fassen. Er hatte mir geschrieben: »ICH HABE DICH ERWARTET« und »NUR DU UND ICH«. Dieser Teufel erwartete seinen Erzengel Michael zum großen Duell!
       Ich schenkte mir abermals die Tasse voll, um auf meine neuen Einsichten anzustoßen.
       Die Vibration meines Handys ließ mich zusammenzucken.
       Ich dachte an Corine Magnan. Es war Svendsen.
       »Ich habe vielleicht Neuigkeiten.«
       »Worüber?«
       »Die Bisswunden.«
       Ich hatte die Wodkaflasche zur Hälfte geleert und den Kopf noch immer voller Theorien. Daher begriff ich nicht sofort, wovon der Gerichtsmediziner sprach. Nach einigen Sekunden fiel dann der Groschen. Seit Langem hatte niemand mehr mit mir über diesen Aspekt der Morde gesprochen: die Abdrücke der Zähne. Ich hatte dieses Indiz immer weggeschoben, aus Angst, physische Beweise für die Existenz Pazuzus, des Teufels mit dem Fledermauskopf, zu finden.
       Der Gerichtsmediziner fuhr fort:
       »Ich hab vielleicht herausgefunden, wie er vorgeht.«
       »Bist du im Rechtsmedizinischen Institut?«
       »Wo sonst?«
       »Ich komme.«
       Ich stand mit Mühe auf, stellte die Flasche wieder ins Gefrierfach, nahm meinen Regenmantel und befestigte das Holster an meinem Gürtel. Ich warf einen Blick auf die Zimmertür. Ich schrieb eine kurze Notiz: Ich müsse »wegen der laufenden Ermittlungen« dringend weg, und legte sie auf den Wohnzimmertisch. Ich verschwand lautlos.
       Ich ging über die Straße und klopfte an die Scheibe des Autos, in dem die Typen saßen, die meine Wohnung überwachen sollten. Nach unserer Rückkehr nach Paris hatte ich ein Team angefordert, das meine Wohnung observieren und Manon beschatten sollte. Die Scheibe ging herunter. Geruch nach Hamburger und kaltem Kaffee.
       »Ich bin in ein, zwei Stunden wieder zurück. Haltet die Augen auf.«
       Ein kreidebleicher Mann nickte.
       Ich eilte zu meinem Wagen. Unwillkürlich sah ich zu den Fenstern meiner Wohnung auf. Plötzlich glaubte ich eine Gestalt zu erkennen, die sich flink und geschmeidig hinter den Vorhängen bewegte. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich die Falten. War Manon aufgewacht, oder war es nur das Streiflicht der Scheinwerfer vorbeifahrender Autos?
       Ich wartete eine gute Minute. Nichts tat sich. Ich fuhr los und war mir nicht einmal mehr sicher, was ich überhaupt gesehen hatte.
22 Uhr
    Fließender Verkehr, glänzende Fahrbahn. Ich zündete eine Zigarette an. Der Wodkageschmack verflüchtigte sich, ich hatte wieder einen klaren Kopf. Diese unvorhergesehene Spritztour hob meine Stimmung.
       Doch als ich das Rechtsmedizinische Institut betrat, überfiel mich sofort ein Unbehagen. Svendsen erwartete mich mit zwei Macheten, die er vor sich auf einen Obduktionstisch gelegt hatte. Erinnerungen an Ruanda kamen wieder hoch. Ein brennender Schmerz wie von Säure. Ich lehnte mich gegen einen Bahre.
       »Was ist denn das?«
       Meine Stimme hatte sich verändert. Der Schwede lächelte:
       »Deine Lösung. Die Vorführung.«
       Er nahm eine Dose Industriekleber und bestrich eine der Klingen damit. Dann nahm er eine Handvoll Glasscherben, die er auf dem Kleber verstreute. Anschließend drückte er die zweite Machete darauf, wie eine Scheibe Brot auf den Schinken eines Sandwichs.
       »Das wär’s!«
       »Das ist was?«
       Er umwickelte die beiden Griffe mit Klebeband, sodass sie zu einem Heft verschweißt wurden. Dann wandte er sich einer Form unter einem Leintuch zu. Ohne zu zögern, entblößte er den Oberkörper eines alten Mannes mit aufgedunsenem Gesicht. Er hob seine Waffe und ließ sie auf die Brust sausen. Ich war perplex. Manchmal war Svendsen unkontrollierbar.
       Mühsam entfernte er die Glasscherben aus der Haut und forderte mich dann auf, näher zu treten.
       Ich rührte mich nicht.
       »Komm schon. Nur keine Sorge. Dieser Leichnam ist seit einer Woche hier. Ein Obdachloser. Niemand wird sich über die Verletzung der Leiche beschweren.«
       Widerwillig machte ich einen Schritt vor und betrachtete die Verletzung. Sie sah genauso aus wie eine echte Bisswunde, zumindest wie »meine« Bisswunden. Eine Hyäne oder Raubkatze, die auf die Leiche Sylvie Simonis’ losgelassen worden war.
       »Hast du kapiert?«
       Er schwenkte voller Stolz seine Doppelmachete. Um uns herum glänzten die Stahlwände

Weitere Kostenlose Bücher