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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Freund aufwacht, wird er zwangsläufig unter Folgeschäden leiden, die leicht oder auch schwer sein können.«
       Ich spürte, wie ich erbleichte. Ich wechselte das Thema:
       »Und wir? Ich meine: die Menschen in seinem Umfeld. Können wir etwas tun?«
       »Sie können Pflegemaßnahmen durchführen. Zum Beispiel, ihn massieren oder ihn einkremen, um zu verhindern, dass seine Haut austrocknet. Sie können so körperliche Nähe zu ihm herstellen.«
       »Bringt es etwas, mit ihm zu sprechen? Ich habe gehört, dass es hilfreich sein könnte.«
       »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Niemand weiß Genaueres. Meine Tests haben ergeben, dass Luc auf gewisse Reize reagiert. Es sind sogenannte ›Äußerungen eines residualen Bewusstseins‹. Also warum nicht? Vielleicht tut ihm eine vertraute Stimme gut? Und auch für den, der mit einem Patienten spricht, kann es eine Erleichterung sein.«
       »Haben Sie seine Frau getroffen?«
       »Ich habe ihr das Gleiche gesagt wie Ihnen.«
       »Was für einen Eindruck hatten Sie von ihr?«
       »Sie war erschüttert. Und auch, wie soll ich sagen … etwas starrsinnig. Die Situation ist tragisch, aber man muss sich damit abfinden.«
       Er stieß eine Tür auf und ging die Treppe hinunter. Ich folgte ihm. Über die Schulter sagte er:
       »Ich wollte Sie noch etwas fragen. War Ihr Freund in ärztlicher Behandlung? Hat er Spritzen bekommen?«
       Diese Frage wurde mir zum zweiten Mal gestellt.
       »Stellen Sie mir die Frage wegen der Einstichstellen?«
       »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
       »Nein, aber ich kann Ihnen versichern, dass er keine Drogen nahm.«
       »Sehr schön.«
       »Ändert das etwas?«
       »Ich muss bei der Diagnose alles berücksichtigen.«
       Als er das untere Stockwerk erreicht hatte, wandte er sich mit einem betretenen Lächeln zu mir um. Er nahm seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken.
       »Na schön, ich muss jetzt los. Wir können nur eines tun: Warten. Die ersten Wochen sind entscheidend. Sie können mich jederzeit anrufen.«
       Er grüßte mich und verschwand hinter der Schwingflügeltür. Ich ging hinunter ins Erdgeschoss. Ich versuchte, mir Luc als einen Drogenabhängigen vorzustellen. Undenkbar! Aber woher kamen diese Einstiche? War er krank? Hätte er das vor Laure verbergen können? Auch das müsste ich überprüfen.
       Im Hof der Notaufnahme in der Nähe des Eingangs der Abteilung für kranke Strafgefangene sah man ebenso viele blaue Uniformen wie weiße Kittel. Ich schlüpfte zwischen zwei Einsatzwagen der Polizei durch und gelangte zum Portal.
       In diesem Moment überkam mich das Gefühl, heimlich beobachtet zu werden, und ich drehte mich um.
       Abgestellte Rollstühle waren wie Einkaufswagen ineinandergeschoben und durch eine Kette miteinander verbunden. Im letzten lag Doudou.
       Er hatte die Rückenlehne des Stuhls bis zum Anschlag heruntergeklappt und sich hineingefläzt. Er ließ mich nicht aus den Augen und hielt in seiner rechten Hand eine Zigarette. Ich nickte ihm leicht zu und ging durch den Vorbau ins Gebäude.
       »Ein Geheimnis«, sagte ich mir. »Die Männer von Luc haben irgendein verdammtes Geheimnis.«

KAPITEL 11
    »Sei leise, die Kleinen schlafen.«
       Laure Soubeyras trat zur Seite, um mich hereinzulassen. Es war 20.30 Uhr. Sie fuhr fort, während sie die Tür wieder schloss:
       »Sie sind völlig fertig, und sie müssen morgen in die Schule.«
       Ich nickte ein wenig ratlos, denn ich hatte keine Ahnung, um wie viel Uhr Kinder normalerweise zu Bett gingen. Laure nahm mir den Mantel ab und führte mich dann ins Wohnzimmer:
       »Möchtest du einen Tee? Einen Kaffee? Einen Schnaps?«
       »Einen Kaffee bitte.«
       Sie verschwand. Ich setzte mich aufs Sofa und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Soubeyras wohnten in einer schlichten Vier-Zimmer-Wohnung an der Porte de Vincennes, in einem jener Backsteingebäude, die von der staatlichen Pariser Immobiliengesellschaft erbaut worden waren. Das Paar hatte die Wohnung gleich nach der Heirat erworben und sich für den Kauf hoch verschuldet. Alles hier war Ramsch: der knarrende Holzfußboden, die Sperrholzmöbel, die billigen Nippfiguren … Der Fernseher war auf Zimmerlautstärke gestellt.
       Über diese Wohnung hätte Luc das Gleiche sagen können wie über die Frauen: »Das Problem so schnell wie möglich bereinigen, um es schneller zu

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