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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Schnüffler zu identifizieren.«
       Foucault hatte keine Zeit verloren. Aber Diskretion war seine Sache nicht. Sie sah mich an. Blitzartig verhärteten sich ihre Augen zu Diamanten:
       »Was suchen Sie, Durey?«
       »Das Gleiche, was die Typen von der Internen suchen. Was alle suchen. Ich will verstehen, warum Luc das getan hat.«
       »Für eine Depression gibt es oft keine äußere Erklärung.«
       »Nichts deutet darauf hin, dass Luc depressiv war.« Ich sprach lauter. »Er hat zwei Kinder und eine Frau, er hätte sie nie einfach so im Stich gelassen. Irgendetwas muss ihn aus der Bahn geworfen haben!«
       Dumayet griff nach ihrer Tasse und schnaufte, ohne etwas darauf zu erwidern.
       »Es gibt noch etwas anderes«, fuhr ich leiser fort. »Luc ist Katholik.«
       »Wir sind alle katholisch.«
       »Nicht wie er. Nicht wie ich. Wir gehen jeden Sonntag in die Kirche. Wir beten jeden Morgen. Es widerspricht unserem Glauben, verstehen Sie? Luc hat mit seiner Tat nicht nur dem Leben entsagt, sondern auch der ewigen Seligkeit. Ich muss herausfinden, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat. Aber ich versichere Ihnen, dass es die laufenden Ermittlungen nicht beeinträchtigen wird.«
       Die Kommissarin trank einen Schluck, wie ein Kätzchen.
       »Wo waren Sie heute Morgen?«, fragte sie, während sie behutsam die Tasse abstellte.
       »Auf dem Lande«, sagte ich zögernd, »Sachen überprüfen.«
       »In Vernay?«
       Ich steckte es schweigend weg. Sie wandte ihren Blick auf das halboffene Oberlicht, das auf die Seine ging. Es wurde bereits dunkel. Der Fluss schien aus erstarrtem Beton zu bestehen.
       »Levain-Pahut, Lucs Chef, hat mich heute Mittag kontaktiert. Die Gendarmen von Chartres haben ihn angerufen, nachdem sie einen Anruf erhalten hatten. Ein Arzt der Städtischen Klinik war von einem Polizisten aus Paris aufgesucht worden. Ein hochgewachsener Typ, der einen ziemlich erregten Eindruck machte. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
       Ich neigte mich unvermittelt vor und hielt mich an der Kante des Schreibtischs fest:
       »Luc ist mein bester Freund. Ich sage es Ihnen noch einmal: Ich will kapieren, was ihn zu dieser Verzweiflungstat getrieben hat!«
       »Nichts kann ihn uns zurückgeben, Durey.«
       »Er ist noch nicht tot.«
       »Sie wissen genau, was ich meine.«
       »Es ist Ihnen also lieber, dass diese Schnüffler von der Internen Ermittlung die Arbeit machen?«
       »Die kennen sich aus.«
       »Sie wissen, wie man gegen Polizisten ermittelt, die drogen- oder spielsüchtig sind oder sich nebenbei als Zuhälter verdingen. Luc hatte ganze andere Beweggründe!«
       »Welche?«, fragte sie in ironischem Ton.
       »Ich weiß es nicht«, räumte ich ein, während ich meinen Stuhl zurückschob. »Noch nicht. Aber es muss einen triftigen Grund für diesen Selbstmordversuch geben. Etwas ganz und gar Außergewöhnliches, das ich herausfinden will.«
       Sie drehte sich langsam auf ihrem Stuhl. In einer sinnlichen Bewegung streckte sie die Beine aus und legte ihre Pumps auf den Heizkörper.
       »Es gibt keinen Mord, kein Ermittlungsverfahren. All das hat mit unserem Dezernat nichts zu tun. Und Sie sind nicht der richtige Mann am richtigen Platz.«
       »Luc ist für mich wie ein Bruder.«
       »Genau das ist der Punkt. Sie sind gereizt und angespannt.«
       »Soll ich vielleicht Urlaub nehmen?«
       Sie war mir noch nie so gefühllos und gleichgültig vorgekommen.
       »Zwei Tage. Achtundvierzig Stunden lang lassen Sie alles Übrige liegen und sehen zu, was Sie herausfinden können. Dann machen Sie mit Ihren alten Fällen weiter.«
       »Danke.«
       Ich stand auf und ging zur Tür. Als ich die Klinke herunterdrückte, sagte sie:
       »Noch etwas, Durey. Sie sind nicht der Einzige, der trauert. Auch ich habe Soubeyras gut gekannt, als er bei uns war.«
       Die Bemerkung stand für sich. Aber unwillkürlich warf ich einen Blick über meine Schulter. Ein weiteres Mal erhielt ich die Bestätigung, dass ich die Frauen nie verstehen werde.
       Nathalie Dumayet, die Frau, die die Mordkommission mit eiserner Hand leitete, die Polizistin, die von islamistischen Terroristen der GIA Geständnisse erzwungen und den Ring afghanischer Heroinhändler zerschlagen hatte, weinte still mit gesenktem Gesicht.

KAPITEL 10
    Vorhölle.
       Das Wort fiel mir ein, als ich durch die Türen der Intensivstation ging. Die

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