Das Herz der Hoelle
Kunde imstande gewesen wäre, Larfaoui umzulegen?«
»Ich kann dir nur sagen, wer hinter der Schwarzen Iboga her ist, der ist gefährlich! Das sind Besessene. Satanisten. Und Larfaoui hat die Pflanze nicht aufgetrieben. Von daher bin ich sicher …«
Foxy täuschte sich. Luc hatte am Tatort eine bestimmte Menge Schwarze Iboga gefunden. Ich hielt ein anderes Szenario für wahrscheinlich: Der »Höllengast« und der Mörder waren ein und dieselbe Person. Larfaoui hatte geliefert, aber der »Höllengast« hatte ihn aus einem unbekannten Grund trotzdem getötet und die Iboga zurückgelassen.
»Hat Larfaoui mit deinen Mädchen nicht über seinen Kunden gesprochen? Hat er nicht irgendetwas gesagt, wodurch man ihn identifizieren könnte?«
Sie goss eine zähe Flüssigkeit in die flache Schale – kirschrotes Blut, das sie wohl bei Zimmertemperatur aufbewahrt hatte. Dann nahm sie einen Bronzestößel. Sie antwortete mit ihrer Grabesstimme:
»Ja, Larfaoui hat mit den Mädchen geredet. Er hatte einen Mordsbammel. Er hat gesagt, dieser Mann wäre … anders.«
»In welchem Sinne anders?«
Sie wiegte den Kopf auf ihrem langen schwarzen Hals. Dieses Gespräch verärgerte oder beunruhigte sie.
»Laut Larfaoui verfolgte er ein Ziel.«
»Was für ein Ziel?«
»Honey, gib’s auf. Es ist nicht gut, darüber zu reden.«
»Beim ersten Mal hast du mir gesagt, der Mörder Larfaouis wäre ein Priester gewesen. Glaubst du, dass er dieser Kunde gewesen sein könnte?«
»Lass mich in Ruhe. Ich muss jetzt das Trankopfer zum Schutz meiner Mädchen zubereiten …«
Ich troff vor Schweiß. Die Weihrauchschwaden bissen mir in die Augen. Alles schien rot zu sein, als ob meine blutunterlaufenen Augen meine Wahrnehmung einfärbten. Hinter dieser Leinwand erschien der »Höllengast«. Ich malte ihn mir aus, wie er ohne Gesicht Schwarze Iboga kaufte, um seine chemischen Cocktails zu brauen, die er den künftigen Lichtlosen injizierte.
Ich stand auf. Foxy zerstampfte noch immer mit dem Stößel langsam die Zutaten ihrer Mixtur. Sie blickte auf die flache Schale – tack-tack-tack … Sie murmelte:
»Er behält uns im Auge. Er verfolgt uns.«
»Wer?«
»Der, der mein Mädchen getötet hat. Der, der Larfaoui getötet hat.«
Meine Kehle brannte, als hätte ich einen Joint aus Weihrauch geraucht. Ich erwiderte:
»Ich jage ihn.«
Die Hexe lachte höhnisch. Meine Stimme überschlug sich und war nur noch ein Schrillen:
»Unterschätz mich nicht. Die Partie ist noch nicht entschieden!«
»Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast.« Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck spöttischen Mitleids an. »Honey, du hast nichts von der ganzen Geschichte begriffen!«
KAPITEL 105
4 Uhr morgens
Anruf.
Die Stimme Foucaults:
»Ich hab deine Komikerin aufgestöbert. Rue des Trois-Fontanots in Nanterre.«
Die Adresse einer wichtigen Außenstelle des Innenministeriums, in der mehrere zentrale Dienststellen untergebracht waren.
»Fährst du hin?«
»Ich komme zurück. Ist erledigt.«
»Hast du das, worum ich dich gebeten hab?«
»Die ganze Akte gescannt, mein Alterchen. Den Teil, der Manon betrifft.«
»Wo bist du?«
»Ich bin gleich bei meiner Wohnung. Ich würde gern ein paar Stunden pennen, wenn du nichts dagegen hast.«
Foucault wohnte im 15. Arrondissement, hinter dem Viertel Beaugrenelle.
»Ich bin an der Place de la République«, sagte ich und drehte den Zündschlüssel. »In zehn Minuten unten vor deiner Tür?«
»Ich wart auf dich.«
Ich brauste über die linke Seine-Uferstraße. Es regnete nicht mehr. Das Morgengrauen deutete sich ganz vage über dem nächtlichen Lichtermeer an. Kein Mensch auf den Straßen und auch nicht in meinem Bewusstsein. Ich mochte dieses Gefühl des auf sich gestellten, ungebundenen Einbrechers, der zeitlich und räumlich gegen den Strich lebt.
Ich fuhr an Beaugrenelle vorbei und bog dann links in die Avenue Emile-Zola ein, bis ich die Rue du Théâtre kreuzte. Ich erblickte den Daewoo von Foucault, der die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte. Sobald er mich sah, sprang er aus dem Wagen heraus und rannte mir entgegen.
Er hatte kaum auf dem Beifahrersitz Platz genommen, als er mir auch schon einen USB-Stick überreichte.
»Da ist alles drauf. Ich habe alle Vernehmungsprotokolle
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