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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Halluzination auf.«
       »Wie der alte Mann, von dem Luc gesprochen hat?«
       »Genau. In dem Moment, wo der Betreffende das Gefühl hat, seinen Körper zu verlassen, und den Tunnel sieht, taucht der geschminkte und maskierte Mörder auf …«
       »Aber wenn das Opfer ohnmächtig ist?«
       »Er hat das Bewusstsein nicht ganz verloren. Das kommt auf die Dosierung der Substanzen an, oder? Mein Zauberlehrling führt vielleicht eine Art Dämmerzustand herbei …«
       Thuillier lachte nervös:
       »Meinen Sie nicht, dass Sie etwas dick auftragen? Wer würde schon einen solchen Aufwand treiben?«
       »Ich glaube, dass ich es mit einem genialen Verbrecher zu tun habe, einem Mörder, der mit der Krankheit der Opfer spielt. Ein Mann, der sein eigenes Reich des Bösen erschafft, losgelöst von der Welt der Menschen. Er ist so etwas wie ein metaphysischer Mörder.«
       »Luc Soubeyras soll nach seinem Aufwachen aus dem Koma unter Drogen gesetzt worden sein?«
       »Genau das nehme ich an.«
       »Auf meiner Station?«
       »Ich verstehe, dass diese Vorstellung Sie vielleicht erschüttert. Im Übrigen habe ich nicht den leisesten Beweis, nicht einmal ein Indiz. Abgesehen von der Iboga, die am Rande meiner Ermittlungen eine Rolle spielt.«
       Thuillier wirkte nachdenklich.
       »Haben Sie noch eine Zigarette?«, fragte er schließlich.
       Ich hielt ihm mein zerknittertes Päckchen hin und zog dann meinerseits eine heraus. Die Kammer glich allmählich einem Dampfbad. Durch die erste bläuliche Wolke hindurch brummte er:
       »Sie bewegen sich in einer recht … grauenhaften Welt.«
       »Es ist die Welt desjenigen, hinter dem ich her bin. Nicht meine.«
       Für ein paar Sekunden qualmten wir schweigend vor uns hin. Ich fuhr dann fort, nachdem sich meine Gedanken allmählich ordneten:
       »Wenn ich recht habe, bedeutet dies, dass der Besucher sich unter einem Vorwand Zutritt in Ihre Abteilung verschafft hat. Oder aber er gehört zu den Spezialisten, die Luc behandelt haben. Könnte ich die Liste der Ärzte einsehen, die Luc betreut haben?«
       »Kein Problem. Aber, glauben Sie mir, ich kenne die Ärzte, die …«
       »Jedenfalls wusste mein Mann, dass Luc aufgewacht war. Wer hatte Kenntnis davon?«
       Thuillier strich sich mit der Hand durchs Haar.
       »Wir müssen eine Liste erstellen. Ärzte, aber auch Pflegekräfte, Pharmakologen, Mitarbeiter der Verwaltung … Nicht gerade wenige Personen. Ganz abgesehen vom Internet. Die Nachricht könnte auf unterschiedliche Weise verbreitet worden sein. Sogar im Rahmen einer Bestellung spezifischer Medikamente.«
       Ich notierte mir diese verschiedenen Möglichkeiten im Geiste. Thuillier hob den Kopf.
       »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wäre Luc nur ein Opfer unter anderen?«
       »Ja, ich gehe von einer ganzen Serie aus.«
       »Und Ihr Typ stünde jedes Mal am Bett des Wiederbelebten?«
       »Nein, nicht immer. Ich glaube, dass er einige Überlebende lange, nachdem sie aus dem Koma erwacht sind, konditioniert hat. Er macht sich ihre psychische Labilität zunutze. Wenn der Betreffende Jahre später diese Halluzination erlebt, glaubt er verständlicherweise, sich an eine Nahtod-Erfahrung zu erinnern, die er während seines Komas hatte. Als würde sich plötzlich ein Schleier über seinem Gedächtnis lüften.«
       Während ich meine Vermutungen äußerte, spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Ich hatte das Gefühl auszubluten. Unter meinen Worten, unter meinen Gedanken nahm der »Höllengast« Gestalt an.
       Der Schöpfer der Lichtlosen.
       Ein Teufel in menschlicher Gestalt, der sich geduldig seine eigene Armee aufbaute.
       Der Neurologe stand auf und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter:
       »Kommen Sie, lassen Sie uns einen Kaffee trinken. Sie wirken ziemlich angespannt. Ich mache Ihnen eine Liste und gebe Ihnen auch Informationsmaterial über die Iboga mit. Einer meiner Studenten hat letztes Jahr darüber geforscht. Es gibt immer jemanden, der sich für diese psychedelischen Geschichten interessiert!«

KAPITEL 104
    Freitagsabends hielt die Rue Myrrha ihre Versprechen.
       Klapprige Bars, Getuschel auf den Gehsteigen, Junkies, die dicht an den Hauswänden entlangschlichen, Englisch sprechende Nutten, die vor den Hauseingängen fröstelten – und regelmäßige Polizeistreifen. Der Regen trübte die Nacht, aber ich hatte noch nie so klar

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