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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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nicht zu dem von ihm angegebenen Zeitpunkt gestorben.«
       »Wie bist du darauf gekommen?«
       »Die inneren Organe sind vergrößert. Die Gefäße sind geplatzt. Und gewisse Gewebeschädigungen könnten auf die Bildung von Eiskristallen zurückzuführen sein.«
       »Das heißt?«
       »Es ist völlig verrückt.«
       »Raus damit!«
       »Die Leichen wurden tiefgekühlt.«
       Ein Rauschen im Gehirn. Svendsen fuhr fort:
       »Gefroren und wieder erwärmt. Laure und die Kleinen wurden früher getötet, als in dem Obduktionsbericht angegeben.«
       »Wann?«
       »Schwer zu sagen. Durch das Tiefkühlen wurden alle Spuren verwischt. Aber ich würde sagen, dass sie mindestens vierundzwanzig Stunden lang gekühlt wurden.«
       »Sie wurden also zur gleichen Uhrzeit am Donnerstag umgebracht?«
       »Ja, mehr oder weniger.«
       Ich zog Bilanz. Am Donnerstag, dem 14. November, befand sich Manon am späten Nachmittag in meiner Wohnung. Ich hatte mehrere Male mit ihr telefoniert, und zwei Polizisten observierten sie ununterbrochen. Sie hätte sich unter keinen Umständen in die Rue Changarnier begeben können – genauso wenig wie sie die Leichen tiefkühlen und tags darauf wieder in die Wohnung hätte schaffen können. Ich fragte kaum hörbar:
       »Bist du deiner Sache sicher?«
       »Die Leichen müssten exhumiert werden. Dann müsste man weitere Untersuchungen durchführen. Ausgehend von meinen Erkenntnissen könnte man sich an den Richter wenden und …«
       Ich hörte nicht mehr hin. Meine Gedanken kreisten um eine abgründige Vermutung. Ein anderer Verdächtiger für die Morde.
       Luc selbst!
       Am Donnerstag, dem 14. November, war er noch nicht in einer Einzelzelle eingesperrt. Das bedeutete, dass er nach Paris gefahren sein könnte, um eigenhändig seine Frau und seine Kinder abzuschlachten und die Leichen unter noch ungeklärten Umständen anschließend tiefzukühlen. Anschließend war er in die Klinik zurückgefahren, hatte seinen Anfall vorgetäuscht und war nur für einige Stunden, wie ich wusste, eingesperrt worden.
       Schon Freitagnachmittag war er wieder auf die offene Station verlegt worden. Daraufhin war er heimlich in die Rue Changarnier zurückgekehrt, hatte die Leichen in die Wohnung geschafft und sich dann wieder in die Klinik geschlichen. Die Wärme in der Wohnung hatte die Leichen aufgetaut, die so ein zweites Mal »gestorben« waren, während Luc mit seinen Freunden, den Irren, in Villejuif zu Abend aß.
       Ich bedankte mich bei Svendsen – oder glaubte wenigstens, mich zu bedanken – und legte dann auf.
       Luc hatte sich ein perfektes Alibi gebastelt. Mehr noch. Dank dieser Methode hatte er die blutige Spur der Gewalt fortsetzen können. Wieder einmal hatte er mit der Chronologie des Todes gespielt.
       Was plante er als Nächstes?
       Mich umzubringen, wie er es mir angekündigt hatte?

KAPITEL 118
    Ich rief die Klinik Paul-Guiraud an und verlangte Professor Zucca zu sprechen. Ich wollte überprüfen, wie Luc die Zeit von Donnerstag bis Freitag verbracht hatte. Der Psychiater bestätigte meine Hypothesen. Sein Patient hatte die geschlossene Einzelzelle am Freitag um 16 Uhr verlassen. Man hatte ihm Beruhigungsmittel verabreicht, anschließend hatte man ihn auf ein normales Zimmer verlegt, wo er bis zum nächsten Morgen schlafen sollte.
       Natürlich hatte Luc die Medikamente nicht eingenommen. Er war in seine Wohnung gefahren, um seine Inszenierung zu vollenden. Die Hin- und Rückfahrt ins 12. Arrondissement hatte keine drei Stunden gedauert.
       Blieb die zentrale Frage: Wie hatte er es angestellt, sie tiefzukühlen?
       Später.
       Ich merkte, dass Zucca noch immer mit mir sprach.
       »Was haben Sie gesagt?«
       »Ich habe Sie gefragt, was diese Fragen sollen.«
       »Wo befindet sich Luc jetzt? Noch immer in seinem Zimmer?«
       »Nein. Er ist heute entlassen worden. Gegen Mittag.«
       »Sie haben ihn einfach gehen lassen?«
       »Wir sind hier nicht in einem Gefängnis, guter Mann! Er hat seinen Entlassungsschein unterschrieben, das war’s.«
       »Hat er Ihnen gesagt, wohin er wollte?«
       »Nein, ich konnte ihm gerade noch die Hand geben. Ich glaube, dass er die Gräber seiner Frau und seiner Kinder aufsuchen wollte.«
       Ich konnte es nicht fassen. Ein täuschend echtes Alibi. Eine Häufung von Fehlern. Der mutmaßliche Täter auf freiem Fuß. Ich sprach

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