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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Ich fragte mit lauter Stimme:
       »Luc, warum? WARUM?«
       Statt einer Antwort bemerkte ich zu meiner Linken ein mattes Leuchten, das immer deutlicher hervortrat, als sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnten. Das Blut gefror mir in den Adern.
       Auf der gegenüberliegenden Wand, hinter dem Bett, ein Satz aus fluoreszierenden Flechten:
       DORT, WO ALLES BEGONNEN HAT.
       Schlagartig wurden mir zwei Dinge klar.
       Erstens, dass Luc mir während meiner Ermittlungen ständig auf der Spur war. Es war die gleiche gewundene, gehetzte Handschrift wie in dem Beichtstuhl, in der Baumrinde in Bienfaisance und im Bad von Sarrazin. Luc war der Mörder – er ganz allein.
       Aber wie hatte er es angestellt, mir diese Botschaften zu hinterlassen, während er im Koma lag?
       Hatte er sich seines Handlangers Beltreïn bedient?
       Die zweite Erkenntnis durchzuckte mich wie ein Blitz.
       Luc verabredete sich mit mir:
       DORT, WO ALLES BEGONNEN HAT.
       Saint-Michel-de-Sèze.
       Das Internat, in dem wir uns kennengelernt hatten.
       Wo uns die Liebe zu Gott eng miteinander verbunden hatte.
       In Wirklichkeit der Ort, an dem unser Duell seinen Anfang genommen hatte.
       Gott gegen den Teufel.

KAPITEL 119
    Der Boulevard Périphérique. Durchgetretenes Gaspedal.
       Ich konnte in sechs oder sieben Stunden in Pau sein.
       Ich würde gegen 3 Uhr morgens im Internat eintreffen. Autobahn A6, dann A10, Richtung Bordeaux.
       Ich schaltete meinen Autopiloten ein, der auf zweihundert Stundenkilometer eingestellt war.
       Die Straße war leer, ein schwarzer Abgrund, der nur von den Fahrbahnmarkierungen am Boden durchbrochen wurde, die ich mit meinem dahinschießenden Wagen gierig verschlang.
       Ich rauchte eine Zigarette nach der anderen und verdrängte so erfolgreich alle düsteren Gedanken. Ich war unterwegs zur letzten, entscheidenden Konfrontation. Dennoch tauchten am Rande meines Bewusstseins Visionen auf. Blutspuren an der Wand des Zimmers, die die Silhouetten der Opfer nachzeichneten. Der Körper Manons, zerschmettert zwischen den verbogenen Blechen meines eigenen Wagens. Der ausgeweidete Sarrazin in seiner Badewanne. Diese Phantome schwebten neben mir im Fahrgastraum – sie waren meine einzigen Gefährten.
23 Uhr
    Müdigkeit überfiel mich. Ich schaltete das Radio an, um mich wachzuhalten. Nachrichten. Kein Wort mehr über den dreifachen Mord in der Rue Changarnier. Seltsames Gefühl, Schwindel. Ich war der einzige Mensch auf der Welt, der die Lösung des Rätsels kannte.
Mitternacht
    Ich öffnete das Fahrerfenster, um mir den Fahrtwind ins Gesicht peitschen zu lassen. Nichts zu machen. Meine Augen fielen von selbst zu, meine Gliedmaßen wurden steif. Der Schlaf übermannte mich mit eiserner Schwere. Ich fuhr auf einen Parkplatz.
       Schaltete den Motor aus und nickte sofort ein.
       Als ich aufwachte, zeigte die Uhr im Armaturenbrett 2.45 Uhr. Ich hatte fast drei Stunden geschlafen. Ich fuhr los und fand eine Tankstelle. Volltanken. Ein Kaffee. Ich hatte in vier Stunden sechshundert Kilometer zurückgelegt. Ich war in der Nähe von Bordeaux. Nach der Arcins-Brücke blieben mir bis Pau noch zweihundert Kilometer. Im Morgengrauen würde ich in Saint-Michel-de-Sèze sein.
       Erwartete mich Luc tatsächlich dort? Ein Blitz, und ich sah uns wieder, am Fuß der Apostelstatuen. Die besten Freunde der Welt, vereint durch ihren Glauben und ihre Passion … Ich warf meinen Becher in den Abfalleimer – der Kaffee schmeckte nach Erbrochenem – und fuhr wieder los.
       Die letzten zweihundert Kilometer legte ich mit weit aufgerissenen Augen in gemächlicherem Tempo zurück. Gegen 6 Uhr zeichnete sich die Ausfahrt nach Pau auf der rechten Seite ab. Ich fuhr zunächst über die A64 und E80 Richtung Tarbes und dann über die D940 geradewegs nach Süden Richtung Lourdes.
       Plötzlich erkannte ich die Straße wieder.
       Noch fünfzehn Kilometer, und der vertraute Hügel tauchte auf. Nichts hatte sich geändert. Auf dem Gipfel die klare Silhouette des Klosters, der Glockenturm in Form eines Bleistifts. Die modernen Gebäude, die verstreut am Hang lagen. Falls er mich hier erwartete, ahnte ich schon, wo.
       Ich fuhr die Serpentinenstraße hinauf, am Klostergelände entlang und hielt auf dem Parkplatz der Abtei. Ich ging zu Fuß zum Tor in der Umfassungsmauer. Mehrere hundert Meter tiefer, am Fuß der Anhöhe, schlief das Internat noch. Eine

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