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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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lauter:
       »Wie konnten Sie ihn nur gehen lassen? Sie haben mir doch gesagt, dass sich sein Zustand verschlechtert!«
       »Seit unserem letzten Gespräch hat Luc sich wieder gefangen. Er ist wieder geistig klar. Das Haldol hatte offenbar eine sehr positive Wirkung auf ihn, ich …«
       Meine Gedanken übertönten seine Äußerungen. Luc ist nie verrückt gewesen. Zumindest nicht so, wie es alle meinten. Und er hatte keine einzige Tablette geschluckt.
       Mir kam eine Idee:
       »Sie informieren sich doch bei jedem Patienten über seine psychiatrische Vorgeschichte, oder?«
       »Ja, wir versuchen es.«
       »Haben Sie sich auch über Luc erkundigt?«
       »Es ist komisch, dass Sie mich das fragen. Ich habe soeben die Krankenakte aus einer Klinik erhalten, die von 1978 stammt. Das Klinikum Des Pyrénées in der Nähe von Pau.«
       »Was steht da drin?«
       »Luc Soubeyras hatte im April 1978 einen Unfall. Er fiel ins Koma. Schockzustand. Dieses Trauma hinterließ Folgen.«
       »Was für Folgen?«
       »Psychische Störungen. Genaueren Aufschluss gibt der Bericht nicht.« Zuccas Ton wurde nachdenklich. »Seltsam, nicht wahr? Luc hat diese ganze Geschichte also schon einmal erlebt …«
       »Seltsam« – das war das Mindeste, was man sagen konnte. Luc hatte alles aufgeschrieben, alles eingefädelt, alles ausgeheckt, um die Apokalypse zu reinszenieren.
       Zucca fügte hinzu:
       »In gewisser Weise ändert das meine Diagnose. Wir erleben jetzt eine Art Rückfall. Es ist durchaus möglich, dass Luc gefährlicher ist, als ich dachte.«
       Ich hätte beinahe laut aufgelacht.
       »Das wäre möglich, in der Tat.«
       Blaulicht auf dem Wagendach, aufgeblendete Scheinwerfer, aufgedrehte Sirene. Ein Wechselbad der Gefühle. Angst. Erregung. Ekel. Ich brauste durch die Rue Changarnier in der Hoffnung, Luc in seiner Wohnung zu überraschen, wie er im Begriff stand, seine letzte Tat vorzubereiten.
       Ich brauchte sieben Minuten bis zur Avenue de Vincennes. Ich schaltete das Blaulicht aus, schlängelte mich durch den Verkehr auf dem Boulevard Soult, bis ich, auf der linken Seite, die Straße erreichte, in der die Wohnung lag.
       Hastig gab ich den Code auf dem Tastenfeld für das Außenportal ein. Innenhof aus Beton, runde Brunnen, Grasflächen. Ein weiterer Code für das Gebäude, dann der vergitterte Aufzug. Ich zog meine Glock und lud durch. Während die Stockwerke an mir vorbeizogen, hatte ich das Gefühl, dass sich in mir schwarze Tinte ergoss, bis meine Venen und Arterien verstopft waren.
       Korridor, Dämmerlicht. Ich drückte nicht auf den Lichtschalter. Die Tür war mit einem polizeilichen Absperrband verklebt. Seitdem die Spurensicherung hier war, schien niemand mehr die Wohnung betreten zu haben.
       Ein Ohr an der Tür. Kein Geräusch.
       Ich riss das gelbe Band weg. Ein Stoß nach oben, ein Stoß nach unten. Keine Verriegelung mit Ausnahme des Zentralschlosses, das nicht einmal abgeschlossen war. Schon hielt ich den Bund mit den Nachschlüsseln in der Hand. Der dritte Dietrich passte. Ich betätigte ihn mit der Linken, während ich die Glock in der Rechten hielt. Klick. Ich betrat die Wohnung.
       All meine Warnlämpchen standen auf Rot.
       Die billigen Möbel, der unebene Parkettfußboden, die hässlichen Nippsachen. Alles hier war gefälscht. Luc Soubeyras hatte so getan, als würde er hier leben, so wie er sich als Polizist, als Christ und als mein Freund ausgegeben hatte.
       Im Wohnzimmer nichts Auffälliges. Ich wandte mich dem Büro zu. Unbewusst mied ich das Zimmer von Laure, in dem die drei Leichen gefunden worden waren. Die Schubladen waren leer. Die Schränke, in denen die mit dem Buchstaben D gekennzeichneten Aktenordner standen, ebenfalls. Im Licht der Laternen spiegelten sich die Backsteinfassaden in den Fenstern wider. Der gesamte Raum lag im Dunkeln. Meine Nase spielte mir einen Streich. Ich glaubte den süßlichen Geruch von Hämoglobin wahrzunehmen.
       Wieder im Flur.
       Ich hielt die Luft an und betrat das Zimmer, in dem das Verbrechen geschehen war. Nacktes Bett ohne Laken und Decke, das im Halbdunkel zu schweben schien. Und, rechter Hand, Blutspritzer, die sich wie Risse über die Wand zogen. Die drei Leichen, die zunächst mit dem Rücken gegen die Wand saßen und dann zu Boden rutschten … Zittern. Ich stellte mir vor, wie sich Laure und die Kleinen in panischer Angst eng zusammendrängten.

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