Das Herz der Hoelle
oder eine zweite Leiche erwähnt. Der Nutte war es gelungen zu fliehen – und sie hatte alles gesehen.
»Kennst du das Mädchen?«
»Nein.«
»Halt mich nicht zum Narren.«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte er lächelnd. »Sie sind in der Lage, sie aufzuspüren.«
Ich dachte an meine Erfahrungen im Dezernat für Sexualdelikte. Ich kannte alle Netze. Aber eine Prostituierte aufzuspüren, ohne die Vorlieben ihres Freiers zu kennen, das war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
»Worauf stand er denn so?«
»Sie finden das schon heraus, Kommissar. Kein Sorge.«
Eine verschwommene Erinnerung ging mir durch den Kopf, ohne deutlicher zu werden.
»Hast du mit Luc darüber gesprochen?«
»Nein. Ihn haben nicht die Umstände, sondern die Motive interessiert. Er glaubte wohl an eine Abrechnung. Ein Problem …« Said zögerte. »Ein Problem, das von euch kommen soll. Eine interne Sache …«
»Hat er dir davon erzählt?«
»Kein Wort, aber er war nervös. Richtig nervös.«
Da war er wieder, der Korruptionsverdacht. Ich stand auf:
»Vielleicht kriegst du Besuch von der Firma.«
»Die Typen von der Internen Ermittlung?«
»Du sagst ihnen nichts.«
»Nichts gehört, nichts gesehen!«
Ich ging Richtung Glastür. Die Brasserie füllte sich allmählich – es war die Zeit für den Aperitif. Ich drehte mich zu Said um:
»Ein letzte Frage: Larfaoui war nicht zufälligerweise in satanistische Geschichten verwickelt?«
»Wie bitte?«
»Leute, die den Teufel anbeten.«
Der Kabyle lachte kurz auf:
»Wir, wir haben unsere bösen Geister zu Hause gelassen.«
»Wer sind eure bösen Geister?«
»Die Djinns, die Wüstendämonen.«
»Interessierte sich Larfaoui dafür?«
»Hier interessiert sich niemand für die Djinns. Wurden an der Grenze abgewiesen, Chef. Zum Glück für Sarko!«
KAPITEL 16
Ich besuchte noch zwei weitere Wirte und anschließend einen mit Larfaoui befreundeten Bierbrauer. Ich erfuhr nichts Neues. Weder über den Mord an dem Kabylen noch über eine eventuelle Begleiterin in der Mordnacht. Ich machte bei einem chinesischen Feinkosthändler halt und schlang eine Portion kantonesischen Reis hinunter. Dann fuhr ich beim Gerichtsmedizinischen Institut vorbei, um Svendsen die medizinischen Aufnahmen zu übergeben, die ich aus Lucs Wohnung mitgenommen hatte – ich wollte wissen, welche Erkrankungen des Gehirns darauf zu sehen waren. Schließlich kehrte ich in den Schoß der Familie zurück.
Kaum dass ich mich hingesetzt hatte, läutete auch schon das Festnetztelefon. Foucault, aus dem Häuschen.
»Gehst du eigentlich nie an dein Handy?«
»Ich höre die Mailbox ab.«
»Ach nein. Ich habe Neuigkeiten über den Mord an Larfaoui.«
»Ich höre.«
»Ich habe mit einem Typen von der Ballistik gesprochen. Er erinnert sich an drei Kugeln. Die Vermutung, dass er regelrecht hingerichtet wurde, bestätigt sich.«
»Wieso?«
»Laut meiner Kontaktperson handelte es sich bei der Tatwaffe um eine MPKS.«
Die MPKS ist eine Maschinenpistole, die von französischen Spezialeinheiten verwendet wird. Ich hatte während meines Praktikums in der Ballistik einige davon in die Hände bekommen. Die meisten Modelle bestehen aus Spezialkunststoffen, die nicht von Radargeräten erfasst werden. Diese Tatwaffe bedeutete, dass Larfaoui von einem Angehörigen einer Eliteeinheit umgelegt worden sein musste.
»Was hat er dir noch gesagt?«
»Der Typ hat einen Schalldämpfer benutzt. Die drei Kugeln wiesen charakteristische Riffelungen auf. Aber es gibt noch etwas Interessanteres. Mein Techniker hat die Geschwindigkeit der Kugeln auf der Basis ihrer Einschlagstellen berechnet. Frag mich nicht, wie er das gemacht hat, ich hab nichts verstanden. Aber er meint, die Kugeln seien mit Unterschallgeschwindigkeit geflogen. Die Kugeln der MPKS fliegen normalerweise jedoch schneller als der Schall. Sie treffen ihr Ziel, bevor man den Knall hört.«
»Und was bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass der Mörder an seiner Waffe herumgebastelt hat, um die Schussgeschwindigkeit zu verringern!«
»Wozu?«
»Ein Profi-Trick. Um die Waffe nicht zu ramponieren. Langfristig beschädigt die überschallschnelle Druckwelle die Schusswaffe und vor allem den Schalldämpfer. Unser
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