Das Herz der Hoelle
tun.« Ich zögerte und fügte dann hinzu: »Aber an dem Ort, den ich aufsuche, werde ich ihm nahe sein.«
Mein Stellvertreter stutzte. Er verstand nicht, was ich meinte.
»Ich ruf dich an«, sagte ich lächelnd.
Kaum dass er die Tür hinter sich zugezogen hatte, nahm ich Mayers Bericht und ging damit zu Nathalie Dumayet.
»Gut, dass Sie kommen«, sagte die Direktorin der Kripo, als ich eintrat. »Ihre achtundvierzig Stunden sind vorbei.«
Ich legte den Bericht auf ihren Schreibtisch.
»So viel schon mal zu Le Perreux.«
»Und der Rest?«
Ich schloss die Tür, setzte mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und begann zu reden. Der Tod Larfaouis. Die unsauberen Geschäfte des Kabylen. Die Namen: Doudou, Jonca, Chevillat. Bis zum Hals darin verwickelt. Aber ich verschwieg, dass Luc die Augen davor verschlossen hatte und Gefallen daran fand, Menschen zu manipulieren.
»Die Kollegen vom Drogendezernat brauchen nur vor ihrer Tür zu kehren«, sagte sie, nachdem ich mit meinen Ausführungen zu Ende war. »Jeder ist für sich selbst verantwortlich.«
»Ich hab Doudou versprochen, dass Sie ein gutes Wort für ihn einlegen.«
»Wieso sollte ich?«
»Er hat mir wichtige Informationen geliefert.«
»Was im Drogendezernat passiert, geht uns nichts an.«
»Sie könnten Levain-Pahut anrufen. Coudenceau kontaktieren. Die internen Ermittler auf eine andere Spur führen.«
»Was für eine Spur?«
»Luc arbeitete an dem Mordfall Larfaoui. Sie könnten sie auf andere Gedanken bringen, indem Sie von einer verdeckten Ermittlung bei den Bierbrauern sprechen. Mit der Aussicht auf einen großen Fisch.«
Ihr eiskalter Blick lähmte mich:
»Sind die Informationen von Doudou diesen Preis wert?«
»Vielleicht ist das der Grund für Lucs Selbstmordversuch. Jedenfalls hat er an diesem Fall bis zum Schluss mit Hochdruck gearbeitet.«
»Was für ein Fall?«
»Ein Mord im Jura. Heute ist Donnerstag, geben Sie mir bis Montag.«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich habe Ihnen schon eine Gefälligkeit erwiesen, Durey. Jetzt zurück an die Arbeit.«
»Geben Sie mir ein paar Tage Urlaub.«
»Wo, glauben Sie, sind wir hier? Bei der Post?«
Ich antwortete nicht. Sie schien nachzudenken. Ihre spitzen Finger klopften auf die lederne Schreibunterlage. Seitdem ich bei der Kripo war, hatte ich noch keinen einzigen Tag Urlaub genommen.
»Ich will keinerlei Aufsehen«, fuhr sie endlich fort. »Wo immer Sie hingehen, Sie haben keinerlei Befugnisse.«
»Ich werde diskret vorgehen.«
»Montag?«
»Um neun bin ich im Büro.«
»Wer ist sonst noch eingeweiht?«
»Niemand außer Ihnen.«
Sie nickte langsam, ohne mich anzusehen.
»Und die laufenden Ermittlungen?«
»Foucault schmeißt den Laden. Er wird Sie auf dem Laufenden halten.«
»Und Sie, Sie halten mich auf dem Laufenden. Jeden Tag. Schönes Wochenende.«
KAPITEL 25
Eine automatische Pistole, Glock 21, Kaliber .45. Drei Magazine mit sechzehn Hohlspitzpatronen. Zwei Schachteln mit Vollmantel- und Teilmantelpatronen.
Arcane-Geschosse, die kugelsichere Westen durchschlagen konnten.
Eine Dose mit Reizgas.
Ein Randall-Kommandomesser mit Wellenschliff.
Ein echtes Kriegsarsenal. Dienstausweis oder nicht, befugt oder nicht, ich musste mich auf das Schlimmste gefasst machen. Ich verstaute die Waffen zwischen Hemden, Pullovern und Strümpfen in wasserdichten Taschen aus schwarzem Cordura. In den Kleidersack hängte ich zwei Winteranzüge und mehrere Krawatten, die ich aufs Geratewohl auswählte, außerdem Handschuhe und eine Mütze. Besser ein bisschen zu viel einpacken, denn ich schloss nicht aus, länger im Jura zu bleiben.
Zwischen die Kleidungsstücke packte ich mein Notebook, eine Digitalkamera, eine Streamlight-Taschenlampe und einen Kasten mit Instrumenten zur Spurensicherung, mit denen man Proben organischer Stoffe nehmen und Fingerabdrücke sichtbar machen und aufnehmen konnte.
Außerdem steckte ich eine Dokumentation über die Region ein, die ich mir aus dem Internet besorgt hatte, und ein aktuelles Foto von Luc. Zu guter Letzt eine Bibel, Augustinus’ Bekenntnisse und Aufstieg auf den Berg Karmel von Johannes vom Kreuz. Diese drei Bücher waren meine ständigen Begleiter auf Reisen.
19 Uhr
Ein letzter Kaffee mit einem Schuss
Weitere Kostenlose Bücher