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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Provokation darstellt.«
       »Ich habe gehört, dass es sich um ein satanistisches Verbrechen handeln soll. Fand man Zeichen, Symbole auf dem Leichnam oder um ihn herum?«
       »Ich habe keine Ahnung.«
       »Was können Sie mir über den Mörder selbst sagen?«
       »Man kann ein exaktes Profil von ihm erstellen. Ein Chemiker, ein Botaniker, ein Entomologe, der gründliche anatomische Kenntnisse besitzt. Vielleicht sogar ein Gerichtsmediziner! Er ist das Gegenteil eines Einbalsamierers. Er konserviert nicht, sondern er beschleunigt die Verwesung. Er steuert sie und spielt damit … Er ist ein Künstler. Ein Mensch, der seine Tat jahrelang vorbereitet hat.«
       »Haben Sie das alles auch den Gendarmen erzählt?«
       »Natürlich.«
       »Haben die irgendwelche konkreten Spuren verfolgt?«
       »Ich habe nicht den Eindruck, dass sie viel herausgefunden haben. Aber die Untersuchungsrichterin und der Capitaine der Gendarmerie hüllen sich in Schweigen. Vielleicht wissen sie etwas …«
       Ich sah in Gedanken Corine Magnan mit ihrem Tigerbalsam und Capitaine Sarrazin, der seine Wörter verschluckte. Was konnten sie gegen ein solches Verbrechen tun? Ich schlug eine andere Richtung ein.
       »Sehen Sie eine Verbindung zu dem Mord an der Tochter von Sylvie Simonis im Jahr 1988?«
       »Ich kenne den ersten Fall nicht besonders gut. Aber es gibt keine Gemeinsamkeiten. Die kleine Manon wurde in einem Brunnen ertränkt. Das ist schrecklich, aber das hat nichts mit der ausgeklügelten Hinrichtung von Sylvie zu tun.«
       »Wieso ›Hinrichtung‹?«
       Er zuckte mit den Schultern, ohne zu antworten. Während seiner Ausführungen war seine Stimme fester geworden, und er hatte an Selbstsicherheit gewonnen. Jetzt verfiel er wieder in seine anfängliche Scheu und Unsicherheit. Aber ich ließ nicht locker:
       »Was möchte der Täter Ihres Erachtens erreichen?«
       Langes Schweigen. Valleret rang nach Worten:
       »Er ist ein Fürst der Finsternis. Ein Experte auf dem Gebiet des Bösen, der eine Passion für das Raffinement hat. Ich bin mir nicht sicher, ob er bei der Tat Lust empfindet, ich meine, sexuelle Lust. Ich sage es noch einmal: Er ist ein Künstler mit … abstrakten Motiven.«
       Mehr bekam ich nicht aus ihm heraus. Zum Abschluss fragte ich:
       »Haben Sie vielleicht eine Kopie Ihres Obduktionsberichts?«
       »Warten Sie hier.«
       »Haben Sie auch Proben der Flechten aufgehoben?«
       »Ja mehrere, vakuumverpackt.«
       Er verschwand in der Schwingflügeltür. Wenig später drückte er mir eine Aktenmappe aus ungebleichtem Leinen in die Hand.
       »Alles, was ich habe«, sagte er. »Mein Bericht, das Protokoll der Gendarmerie, die Aufnahmen vom Fundort, der Wetterbericht, alles. Ich habe auch zwei Beutel mit Flechten beigelegt.«
       »Danke.«
       »Bedanken Sie sich nicht. Ich drehe Ihnen das Baby an, mein Lieber. Ein vergiftetes Geschenk. Jahrelang hat mir der Unfall im OP, der mein Leben kaputtgemacht hat, keine Ruhe gelassen. Seit dieser Autopsie höre ich nur noch die Schreie der von Maden zerfressenen Frau.« Er lächelte bitter. »Der eine kommt, der andere geht, wie morsch das Brett auch immer ist.«
        
    Erleichtert kehrte ich in die oberirdische Welt zurück. Als ich im Mittagslicht den Vorplatz des Krankenhauses überquerte, fiel das Unbehagen von mir ab. Doch als ich die Fernbedienung meines Autos betätigte, erstarrten meine Finger mitten in der Bewegung.
       Das Bild des Dämons tauchte wieder auf, der in den Körper von Sylvie Simonis biss, umschwirrt von einem Mückenschwarm, und mit heulenden Hunden im Hintergrund. Eine Erinnerung aus meinen Theologie-Seminaren wurde wach.
       Beelzebub leitete sich vom hebräischen »Beelzebul« her, das wiederum eine Ableitung vom philistinischen »Baal Zebub« war, dem Herrn der Fliegen.

KAPITEL 30
    Als ich die Stadt hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in Wirbel von gelben und ockerfarbenen Blättern ein. Je nach Baumarten fuhr ich durch Teepfützen, über Blattgold oder verbrannten Toast. Eine ganze Palette gedämpfter und doch intensiver Farben.
       Ich hatte mir einen Führer und Landkarten für jedes Departement der Franche-Comté gekauft. Ich fuhr auf der Nationalstraße 57 Richtung Pontarlier-Lausanne, direkt nach Süden, und steuerte die Region Haut-Doubs an der Schweizer Grenze an.
       Mit zunehmender Höhe wichen die herbstlichen Farbtöne dem dunklen

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