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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Rituals und fügte dann hinzu:
       »Ich habe mir den Obduktionsbericht besorgt und schicke ihn morgen Früh an Svendsen. Du kannst einen Blick drauf werfen und dein kriminologisches Wissen erweitern …«
       »Soll ich die Daten ins System eingeben?«
       Das Analyse-System zur Verknüpfung von Gewaltdelikten war eine neue Datenbank, die alle Morde auf französischem Territorium erfasste und nach dem Vorbild des berühmten VICAP-Systems des amerikanischen FBI konzipiert war. Aber sie befand sich noch im Aufbau.
       »Ja«, antwortete ich. »Aber schick vor allem eine interne Nachricht an sämtliche Polizei- und Gendarmeriedienststellen in Frankreich, mit Ausnahmen der Kasernen in der Franche-Comté. Für diese Region wende dich an die Kriminalpolizeidirektion in Besançon. Ich will nicht, dass die Gendarmen Wind davon kriegen, dass wir da mitmischen.«
       »Okay. Ist das alles?«
       »Nein. Informier dich über die Insektenzüchter in der Gegend.«
       »Welcher Gegend?«
       Auf meinem etwas zu klein geratenen Bett liegend, griff ich nach meinem Reiseführer:
       »Die gesamte Franche-Comté. Und wo du schon einmal dabei bist, ruf auch die Schweizer an. Wir suchen einen Entomologen. Möglicherweise spezialisiert auf afrikanische Insekten. Weite deine Ermittlungen auf Amateure und Hobbyforscher aus …«
       Schweigen: Foucault machte sich Notizen.
       »Und dann?«
       »Du erstellst eine Liste der Chemielabors in der Region. Versuch auch Botaniker aufzuspüren. Experten für Pilze, Moose und Flechten. Sowohl Wissenschaftler als auch Amateure.«
       Ich suchte einen Verdächtigen, der alles zusammen war. Ich hoffte, dass ein Name die Schnittmenge aller Informationen bildete. Ich fuhr fort:
       »Erkundige dich über ein Kloster, das in eine Stiftung umgewandelt wurde.«
       Ich buchstabierte den Namen Notre-Dame-de-Bienfaisance und nannte ihm die genaue Adresse.
       »Gibt es über den Mord keine präziseren Angaben«, fuhr Foucault fort, »Vernehmungsprotokolle? Eine Analyse des sozialen Umfelds des Opfers?«
       »Die Gendarmerie hat alles, aber sie empfangen mich nicht gerade mit offenen Armen.«
       »Und du bist sicher, dass sich Luc für diese Geschichte interessierte?«
       Niemand hatte ihn auf dem Foto wiedererkannt. Kein einziges Mal war ich auf eine Spur von ihm gestoßen. Trotzdem antwortete ich:
       »Ja. Bohr nach. Und kein Wort im Büro. Wir hören morgen voneinander.«
       Ich wählte die Nummer von Eric Svendsen. In wenigen Sätzen legte ich ihm den Sachverhalt dar. Der Schwede schien zu bezweifeln, dass Valleret die Obduktion fachmännisch durchgeführt hatte.
       »Ich hab den Bericht«, sagte ich. »Und ein paar Proben zur Analyse. Ich schick dir alles morgen Früh.«
       »Mit der Post?«
       »Mit dem Zug.«
       Ich ging die Abfahrtszeiten des TGV durch, die ich mir telefonisch besorgt hatte.
       »Ich gebe die Unterlagen dem Lokführer des TGV 2014 mit, der um 7.53 Uhr in Besançon abfährt und um 12.10 Uhr in Paris eintrifft. Hol sie dir am Bahnsteig in der Gare de l’Est ab. Ich will deine Meinung dazu hören. Wie konnte der Mörder so etwas bewerkstelligen?«
       Um ihn anzuspornen, fügte ich hinzu:
       »Und hol dir Rat, wenn du ihn brauchst.«
       »Machst du Witze, oder was?«
       »Wart ab, bis du den Bericht in Händen hältst. Du wirst einen Entomologen und einen Botaniker brauchen. Ich schicke dir einen Skarabäus, einen afrikanischen Käfer, und eine Probe von den lumineszierenden Flechten, die der Mörder im Brustkorb des Opfers deponiert hat.«
       »Heiße Geschichte.«
       »Siedend heiß. Dieser Dreckskerl kennt sich auf diesen Fachgebieten bestens aus. Du fängst wieder bei null an. Versuch all seine Handgriffe, jede Etappe seines Rituals zu rekonstruieren. Ich will eine detaillierte Beschreibung seiner Methode, kapiert?«
       »Einverstanden, ich …«
       »Sei morgen Früh am Bahnhof.«
       Nachdem ich aufgelegt hatte, nahm ich das Brausen des Windes wahr, der sich im Fensterrahmen verfing und durch die Ritzen pfiff. Ich hatte mich für eines der Betten in der rechten Reihe entschieden und den Vorhang vor dem Nebenbett aufgezogen, um dort meine Tasche und ihre gefährliche Fracht abzustellen.
       Trotz meiner Müdigkeit entschloss ich mich zu einem Gebet. Ich kniete mich am Fußende des Bettes hin, parallel zu den zurückgezogenen Vorhängen. Ein »Vaterunser«.

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