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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Gebiet im Umkreis von fünfhundert Metern um die Wohnung. 18.30 Uhr. Zwei Züge der Bereitschaftspolizei treffen als Verstärkung aus Morteau ein. Die Durchsuchungen werden auf einen Umkreis von einem Kilometer ausgeweitet. Zivile Freiwillige haben sich den uniformierten Einsatzkräften angeschlossen.
        Um 19.20 Uhr wird die Leiche Manons bei prasselndem Regen in einem Brunnen der Kläranlage in der Nähe des Kreuzwegs von Rozé entdeckt. Der Fundort ist nur siebenhundert Meter von der Cité des Corolles entfernt. Nach den ersten Feststellungen ist der Schacht fünf Meter tief und nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Aber das Kind hatte keine Chance, da der Brunnen zu eng zum Schwimmen ist und das eisige Wasser schon nach kurzer Zeit zu einer tödlichen Unterkühlung führt. Als Manon geborgen wurde, waren ihre Pupillen starr, und ihr Herz schlug nicht mehr. Die Kerntemperatur ihres Körpers war auf unter fünfundzwanzig Grad abgesunken. Jede Rettung kam zu spät.
        Der Oberstaatsanwalt hat jegliche Stellungnahme verweigert. Wir wissen, dass Martine Scotto noch in der gleichen Nacht in den Räumen der Gendarmerie vernommen wurde. Heute Morgen setzen die Kriminaltechniker der Gendarmerie ihre Untersuchungen am Tatort fort.
        Die gesamte Region steht unter Schock. Jeder denkt an einen anderen, genauso abscheulichen Mord, der vor vier Jahren nicht weit vom Departement Jura entfernt verübt wurde und dem Grégory Villemin zum Opfer fiel. Ein Verbrechen, das nicht aufgeklärt wurde. Der Gedanke, dass sich schon wieder eine solche Gräueltat in unserer Region ereignet hat, ist unerträglich. Obgleich der Staatsanwalt schweigt, scheint die Gendarmerie vielversprechende Spuren zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat für die nächsten Stunden eine neue Pressemitteilung angekündigt. Wir können nur auf schnelle Erfolge hoffen, damit die Schandtat, wenn sie schon nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, zumindest bestraft wird!
        
    Ich sah vom Bildschirm auf – Chopard hatte seine Artikel digitalisiert. Fast hundert Berichte deckten den Zeitraum zwischen November 1988 und Dezember 1989 ab. Ich hatte schon einmal alles überflogen und konzentrierte mich jetzt auf die großen Wendepunkte in den Ermittlungen.
       Ich zündete mir eine Camel an. Der Journalist hatte mir erlaubt, in seinem Refugium im ersten Stock zu rauchen. Ein mit Tannenholz getäfeltes Büro, wo sich ein Bücherregal unter der Last von Kartons, Bücherstapeln und Zeitungsstößen bog. Es gab auch einen Leuchttisch, der unter Diakästen vergraben war. Das Kabuff eines Lokalredakteurs, der immer mit einem Buch oder einem Artikel in Verzug war.
       Ich stand auf und öffnete das Fenster, um die Zimmerluft nicht zu verpesten. Chopard bewohnte ein karges kleines Haus aus Betonmauern, die von Glassteinen durchbrochen waren. Eine mit Teerpappe belegte Terrasse ragte auf der linken Seite in die Straße hinein und ging rechter Hand auf einen völlig verwahrlosten Garten: ein Kunststoffschwimmbecken, das nicht aufgeblasen war, geplatzte Reifen, Klappstühle, die verstreut im hohen Gras lagen.
       Ich ließ das Fenster offen und vertiefte mich erneut in den Fall.
Courrier du Jura, 14. November 1988 MORDFALL SIMONIS: DIE ERMITTLUNGEN LAUFEN AUF HOCHTOUREN
    Angesichts der Grausamkeit des Mordes an Manon Simonis hat sich Sartuis in wenigen Stunden in eine militärische Festung verwandelt. Gestern, am 13. November, sind drei weitere Züge der Bereitschaftspolizei aus Besançon und Pontarlier eingetroffen. Am Nachmittag gab der Oberstaatsanwalt bekannt, dass Untersuchungsrichter Gilbert de Witt mit der Sache betraut und Commandant Jean-Pierre Lamberton vom Fahndungsdienst in Morteau zum Ermittlungsleiter ernannt wurde. »Zwei erfahrene Männer, die sich in unseren Departements bereits bewährt haben«, hat er klargestellt.
        Dennoch war die Pressemitteilung des Staatsanwalts enttäuschend. Keine neuen Auskünfte über den Stand der Ermittlungen. Nichts über den Obduktionsbericht. Nichts über die vernommenen Zeugen. Der Staatsanwalt hat auch keine genaueren Angaben über die Spuren gemacht, die die Gendarmerie verfolgt. Zwar ist diese Diskretion lobenswert, doch haben die Einwohner von Sartuis auch das Recht auf Information.
        Wir vom Courrier du Jura stellen eigene Nachforschungen an. Wir haben herausgefunden, dass Sylvie Simonis nach einem harmlosen chirurgischen Eingriff gestern Morgen das Krankenhaus verlassen hat. Niemand

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