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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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weiß, wo sie sich aufhält, jedenfalls nicht in ihrem Haus. Im Übrigen hat die Vernehmung von Martine Scotto nichts erbracht. Alles bleibt ein großes Rätsel: Weshalb hat niemand Manon auf dem Spielplatz gesehen? Hat sie einen anderen Ausgang genommen? Wie und mit wem hat sie sich zur Kläranlage begeben? Manon war ein schüchternes Kind, das niemals mit einer fremden Person mitgegangen wäre. Aus diesem Grund konzentrieren sich die Gendarmen auf das Umfeld des Kindes.
        Es gibt noch weitere offene Fragen, wie etwa das Fehlen von Fuß- oder Reifenspuren um die Fundstelle in der Kläranlage. Oder die genaue Todesursache. Nach Auskunft des Notarztes ist der Tod durch Kaltwasserschock wahrscheinlicher als ein Tod durch Ertrinken. Aber weshalb machen die Behörden keine genaueren Angaben? Weshalb dieses Schweigen über die Ergebnisse der Obduktion? Polizei und Staatsanwaltschaft müssen diese Nachrichtensperre endlich aufheben!
        
    In den folgenden Artikeln machte sich Chopard zum Sprecher einer wissbegierigen Öffentlichkeit. Doch die Ermittler wahrten Stillschweigen. Schließlich hatte Chopard kaum noch genügend Material für seinen wöchentlichen Bericht. Er glaubte, dass die Polizei nichts in Händen hielt. Dieser Mord war rätselhaft und unerklärlich; es gab weder Spuren noch ein Motiv.
       Doch zehn Tage nach der Tat, am 22. November, landete Chopard einen Knüller:
EIN ANONYMER ANRUFER IM FALL SIMONIS!
    Trotz der Verschwiegenheit der Ermittler ist es uns gelungen, eine wichtige Tatsache im Fall Simonis aufzudecken: Vor dem Mord wurde die Familie von einem anonymen Anrufer bedroht!
        Von Anfang an gab es einen merkwürdigen Umstand. Wieso waren die Gendarmen gleich zu Beginn der Suchaktion auf die Idee gekommen, einen Brunnen in Augenschein zu nehmen,der – wie die Ermittlungen ergeben haben – mit einem Metalldeckel verschlossen war? Die Antwort ist einfach: Sie bekamen einen Tipp. Um 18 Uhr an diesem Tag erhielt Sylvie Simonis einen Anruf im Krankenhaus und ebenso ihre Schwiegereltern in Besançon. In diesen Anrufen war von einem »Brunnen« die Rede, in dem sich die Leiche Manons befinde, und wie wir heute wissen, gehören diese Anrufe zu einer langen Serie von Telefonaten. Seit einem Monat waren Sylvie und ihre Schwiegereltern wiederholt von einem anonymen Anrufer bedroht worden.
        Nach unseren Informationen war die Stimme des Anrufers entstellt, zweifellos mithilfe eines Verzerrers. Mehrere Firmen in der Region stellen dieses Spielzeug her. Die Polizei hat die Mitarbeiter von drei Fabriken befragt. Aus einem Grund, den wir nicht kennen, glauben die Ermittler offenbar, dass der anonyme Anrufer das Gerät nicht gekauft, sondern bei einem der Hersteller entwendet hat.
        Die Hypothese, wonach es sich bei dem Täter um einen Herumtreiber oder einen Durchreisenden gehandelt haben könnte, ist damit endgültig vom Tisch. Jemand hat sich zu der heimtückischen Tat bekannt, die sich gezielt gegen die Familie Simonis richtete. Mehr denn je konzentriert sich die Polizei auf das Umfeld Sylvies und ihrer Tochter. Arbeitete einer ihrer Verwandten in einer dieser Fabriken? Werden die Ermittler Tests mit »verzerrten« Stimmen anstellen, um den Mörder zu überführen? Diese Spur scheint gegenwärtig eine der vielversprechendsten zu sein.
        
    Ich zündete mir noch eine Zigarette an. Ich blätterte die Artikel durch. Die Polizei hatte sich auf die Stimme des Anrufers konzentriert. Sie erprobten verschiedene Modelle von Stimmverzerrern und zeichneten die Stimmen von Verwandten und Bekannten Manon Simonis’ auf. Sie spielten die Aufnahmen Sylvie und ihren Schwiegereltern vor. Aber keine der Stimmen hatte Ähnlichkeit mit der des Anrufers.
       Anfang Dezember hatte der Fall dann eine unerwartete Wendung genommen.
Courrier du Jura, 3. Dezember 1988 FALL SIMONIS: TATVERDÄCHTIGEN FESTGENOMMEN!
    Vorgestern kam es im Fall Simonis zu einem Donnerschlag. Wir haben erst gestern Nacht davon erfahren, weil sich die Ereignisse in der Schweiz abgespielt haben. Am 1. Dezember um 19 Uhr wurde ein Mann von der Schweizer Polizei in seiner Wohnung verhaftet. Es handelt sich um Richard Moraz, 42 Jahre, Uhrmacher bei Moschel in Locle im Kanton Neuchâtel.
        Nach unseren Informationen gibt es seit zwei Wochen begründete Verdachtsmomente gegen den Uhrmacher. Seine Festnahme auf Schweizer Territorium warf offenkundig rechtliche Probleme auf. Unsere beiden Regierungen verständigten sich

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