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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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betrachtete. »Offenbar hat nur noch das gefehlt.«
    Er trat an den nächsten Katafalk, die Züge dieser Lamie waren schlechter erkennbar als die der Nubierin, dafür floss ihr langes blondes Haar wie ein Seidentuch über den Stein. Auch sie musste zu Lebzeiten unglaublich schön gewesen sein. »Ich glaube, ihr braucht diese Nadel nicht dazu, nehmt einfach eure Dolche und erlöst diese armen Wesen.«
    Wieder setzte er die Nadel an, doch plötzlich stockte er. Hatte er da ein Zucken gesehen? Unter der Haut, wo die Quelle saß? Spürte sie ihre nahe Vernichtung?
    Hinter sich hörte er, wie einer seiner Freunde einer Lamie den Dolch in die Brust stieß. Wenig später flirrten Staubpartikel durch die Luft. Da gab auch er sich einen Ruck und stach in das Zucken. Bevor er die Nadel zurückziehen konnte, zerfiel der Körper ringsherum zu Staub.
    Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie das grausige Werk getan und die noch erhalten gebliebenen Lamien endgültig getötet. Jared fühlte sich, als hätte er Steine gegessen. Das waren deine Schwestern, ging es ihm durch den Sinn. Das waren Wesen wie Ashala, die dir ermöglicht haben, auf ewig Wissen anzusammeln.
    »Ein Problem haben wir allerdings bei den Skeletten«, riss ihn Saul aus seinen Gedanken, während er auf die Lamie neben sich deutete. »Wo sitzt deren Quelle? Hat sie sich vielleicht in die Knochen zurückgezogen?«
    Daran hatte Jared, das musste er zugeben, noch nicht gedacht.
    Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Was war das?
    »Habt ihr das auch gehört?«, fragte er, während er spürte, wie sich die Lebensquelle in seiner Brust zusammenzog.
    »Ja, irgendwas ist da«, bestätigte ihm Saul, während er über den Katafalk leuchtete, auf dem nur noch ein paar kahle Rippen lagen, die dabei waren, ebenso wie der Rest, zu Staub zu zerfallen.
    »Vielleicht eine Lamie, von der noch ein bisschen mehr übrig ist als ein Kadaver«, sagte Ashar, während er sich langsam umwandte.
    »Das mag vielleicht das Geräusch erklären, aber nicht das Gefühl, das ich habe.« Jared rieb sich über die Brust, als wollte er den Quell seiner Unsterblichkeit beruhigen. »Dass wir einander spüren, gilt nur für Kinder ein und derselben Lamie.«
    »Du meinst, Selim und Melis sind in der Nähe?«
    »Möglicherweise. Lasst uns nach oben gehen und nachschauen.«
    Sie verließen die Grabkammer, durchquerten den Gang, die Totenkammer der Diener und schließlich die große Halle.
    Jareds Gefühl, dass jemand hier war, wurde immer stärker.
    Verdammt, dachte er, wie haben wir übersehen können, dass sie hinter uns waren. Rasch machten sie sich an den Aufstieg und Jared hoffte, dass er die Grabkammer würde verschließen können, bevor die Dschinn und die Derwische sahen, wo es hier ins Innere ging.
    Nachdem sie wieder aus dem Schacht heraus waren, hastete er ohne sich umzusehen zu dem Bronzering und drehte ihn in seine ursprüngliche Stellung zurück.
    Als er sich dann aufrichtete und die schwarze Wolke über sich sah, erstarrte er.

    Am Abend vor unserer Abreise nach Lothringen wurde ich von einer seltsamen Unruhe heimgesucht. Erst dachte ich, dass sich die Erneuerung meiner Lebensquelle ankündigte, doch dann fiel mir ein, dass dies erst in einer Woche wieder so weit sein würde.
    Nein, es musste an etwas anderem liegen. Doch woran? Ich sinnierte lange darüber, bis mir schließlich eine Erklärung einfiel, die mir überhaupt nicht behagte.
    Mit eiskalten Händen und einem leichten Zittern in den Gliedern verließ ich meine Kammer und ging zu der, die sich David und Sayd teilten. Von unten hörte ich, wie der Wirt eine der Mägde zurechtwies, die angeblich nachlässig beim Putzen gewesen war.
    Als ich an der Kammertür kratzte, bat mich Sayd herein.
    Ich hätte erwartet, beide vorzufinden, ich sah nur Sayds muskulösen Rücken vor dem kleinen Tisch. Er saß über der Karte, die er noch während unseres ersten Aufenthaltes hier gezeichnet hatte. Mit einer Feder nahm er irgendwelche Änderungen vor, die ich von hier aus nicht sehen konnte. Aber mir fiel auf, dass die Zahl der kleinen Bäume und Berge auf dem Blatt zugenommen hatte.
    »Wo ist David?«, wunderte ich mich über die Abwesenheit unseres Schmieds.
    »Noch eine Besorgung machen. Und sich etwas umhören.«
    Das tat er bald jeden Tag, aber viel mehr als das, was wir bereits wussten, brachte er nicht von seinen Ausflügen heim. Alles schien in einen merkwürdigen Schwebezustand zu verharren. Solange die Engländer mit dem Burgunder

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