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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Doch anstatt ganz in sich zusammenzustürzen, gab der Boden eine Luke frei, die sich unter ihren staunenden Augen öffnete und schließlich mit einem metallischen Geräusch einrastete.
    »Das müssen die Schriftzeichen also bedeutet haben«, sagte Jared, während er sich erhob und in das entstandene Loch blickte. »Ich wette, auf diesem Wege kommen die Lamien ins Innere.«
    »Möglicherweise ist es aber auch ein Irrweg.«
    Jared schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Es soll den Lamien ja nicht unmöglich gemacht werden, die ewige Ruhe zu finden. Und durch den Sand ist das Grab ziemlich gut geschützt.«
    »Fragt sich nur, wohin der Sand absacken kann, nachdem er den Tempel wieder zugeweht hat«, sinnierte Ashar, während er das Loch betrachtete, als könnte ihm jeden Augenblick eine furchtbare Kreatur entsteigen.
    »Dafür haben sich die Erbauer sicher etwas einfallen lassen.«
    Nachdem Malik eine der mitgebrachten Fackeln entzündet hatte, leuchtete Jared in den Schacht. Wie erwartet gab es dort eine Treppe. Mehr war allerdings nicht zu erkennen.
    »Dann stürzen wir uns doch ins Abenteuer. Aber seid vorsichtig, vielleicht haben sich unsere Urmütter ein paar nette Fallen ausgedacht.«
    Damit schritt er langsam die Treppe hinunter. Er hätte Fäulnisgeruch erwartet, doch alles, was er roch, waren Sand und Steine.
    Die Erinnerung an das Ende Ashalas jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Nachdem Sayd ihr gesamtes Elixier abgenommen hatte, war sie einfach zerfallen, wie Holzscheite, die das Feuer so rasch verzehrt hatte, dass ihre ursprüngliche Form als Asche noch erhalten geblieben war, bis ein Windhauch sie traf.
    Der gepeinigte Gesichtsausdruck seines Freundes hatte ihn monatelang bis in seine Träume verfolgt.
    Würden die Lamien hier ebenso aussehen? Entnahmen sie sich vor ihrem Tod vielleicht sogar selbst das Elixier?
    Sayd meinte immer, dass das ebenso wenig möglich sei, wie sich selbst zu erwürgen, weil der Schmerz bei der Entnahme einfach unbeschreiblich groß war. Doch was, wenn die Lamie lebensmüde genug war? Wenn ihr Körper so ausgezehrt war, dass er keinen Schmerz mehr spüren würde?
    Als sie alle unten waren, ohne eine Falle ausgelöst zu haben, schritten sie durch einen schmalen Gang weiter, bis sie schließlich in eine von Säulen getragene Halle gelangten. Nach kurzem Umsehen entdeckte Jared ein paar Ölleuchter, die er mit der Fackel entzündete. In der Mitte des Raumes stand eine schwarze, blank polierte Säule, in die zahlreiche Schriftzeichen eingeritzt waren. Die Sprache war dieselbe wie draußen – und überraschenderweise noch kleiner als die Zeichen auf dem Ring.
    Jared bückte sich, um die Zeichen zu erkennen. Die Schrift war wirklich faszinierend. Er hatte sumerische Schriften entziffert und welche aus dem alten Mesopotamien. Doch diese hier stellte mit ihrer Fülle an Ornamenten alles in den Schatten. Fast wirkte sie wie ein Code …
    »Pass auf, dass du mit deiner Nase nichts umwirfst«, spottete Malik hinter ihm, doch Jared kratzte das gar nicht.
    Gierig tastete er die filigranen Schriftzeichen mit den Augen ab und versuchte, sich so viele wie möglich auf Anhieb zu merken. »Offenbar hatte hier jemand den Neuankömmlingen viel zu sagen«, murmelte er, nachdem er eine Seite der Säule betrachtet hatte.
    »Wahrscheinlich haben die Erbauer den Lamien ans Herz gelegt, sich die Sache mit dem Tod gut zu überlegen«, wandte Saul ein. »Immerhin wirft man eine Gabe, wie wir sie haben, nicht einfach fort.«
    »Kommt ganz darauf an«, entgegnete Jared, als er sich wieder erhob. »Ashala hat mir davon berichtet, dass Lamien ab einem bestimmten Alter zu Ungeheuern werden. Außerdem verträgt es die Menschenseele, die wir alle in uns tragen, nicht, allzu viele Menschen zu verlieren, allzu viele Veränderungen mitzuerleben. Die zweihundert Jahre, die wir alle auf dem Buckel haben, sind noch nichts gegen die Ewigkeit, die die wirklich alten Lamien schon miterlebt haben.«
    »Dennoch würde ich mein Leben nicht aufgeben wollen. Es sei denn, ich würde wirklich zu einem blutrünstigen Monster.«
    »Das werden wir sehen – und dann die richtige Entscheidung treffen.« Jared warf noch einen Blick auf die Säule, dann sagte er: »Lasst uns nach der Grabkammer suchen. Je eher wir sie finden und ihren Inhalt vernichten, desto eher können wir uns daran machen, das Grab zu erforschen.«
    »Meinst du nicht, dass es uns die anderen Lamien übelnehmen werden, wenn wir in ihrem Grab

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