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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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zu anderen.«
    Jeanne nickte eifrig. »Ich werde es in mein Herz einschließen.«
Damit senkte sie den Kopf und schloss ergeben die Augen. Diesen Moment nutzten
wir, um schneller, als sie es bemerken konnte, zu verschwinden. Eindrucksvoller
wäre es natürlich gewesen, wenn wir uns hätten in Rauch auflösen können, doch
wir waren ja keine Dschinn.
    Von unserem Standort neben der Kapelle aus beobachteten wir, dass
das Mädchen schließlich aufsah und, als sie uns nicht mehr vorfand, sich erhob,
um ihres Weges zu gehen.
    »Haben wir uns wirklich wie Heilige angehört?«, fragte ich
zweifelnd.
    »Warum denn nicht? Hast du schon mal einen Heiligen sprechen
hören?«
    »Natürlich nicht.«
    Sayd zuckte mit den Schultern und sagte dann: »Eben. Niemand weiß,
wie sie sprechen. Wenn sie die Möglichkeit hätten, als Menschen aufzutreten,
würden sie sich bestimmt der Worte bedienen, die die Sterblichen auch verstehen.
Außerdem wirkte sie so, als hätte sie uns unser Spiel abgenommen.«
    »Vielleicht hat sie sich aber auch nur verstellt und mitgespielt,
weil sie geglaubt hat, wir hätten den Verstand verloren«, entgegnete David.
    Sayd grinste David breit an. »Du hättest deinen Bart nicht
abrasieren sollen, David. Die Kleine hält dich jetzt für eine Frau.«
    Ich fragte mich nur, wie diese Margarete ausgesehen haben musste,
wenn Jeanne ihn für sie hielt. Davids Gesicht war schmal, aber dennoch hatte er
nur sehr wenig Weibliches an sich. Seine Lippen waren recht voll, seine
Augenbrauen feiner als die anderer Männer, dafür war seine Nase recht imposant,
was Frauen eigentlich sehr anziehend fanden. Und nun nannte Jeanne ihn
Katharina …
    Mein Freund murrte und antwortete dann: »Sei’s drum, dann ist es
eben so. Aber du wirst mich nicht dazu bekommen, Frauenkleider zu tragen.«
    »Warum denn nicht?«, mischte ich mich ein. »Frauenkleider sind
sehr luftig unten herum, das wäre doch mal eine Abwechslung.«
    Davids Augen leuchteten silbrig vor Ärger. »Ja, spotte du nur!
Wenn man dich für einen Mann halten würde, wärst du nicht mal beleidigt.«
    »Wahrscheinlich nicht. Kommt darauf an, wer mich dafür hält.« Ich
wuschelte David durch die Haare und kniff ihn in die Wange. »Na, liebe Freundin,
soll ich dir Blüten ins Haar flechten?«
    David stieß ein Knurren aus und schnappte dann mit dem Mund nach
meiner Hand.
    »Na, so geht das aber nicht!«, warnte ich ihn spielerisch. »Sei
ein braves Mädchen, sonst bekommst du nie einen Mann.«
    Sayd legte den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. »Ich glaube
kaum, dass David darauf versessen wäre, einen Mann zu finden.«
    »Wirklich nicht? Aber alle Mädchen wollen doch eine gute Ehefrau
werden.«
    David kapitulierte seufzend. Mit hängenden Schultern ertrug er
unseren Spott, bis wir schließlich die Lust daran verloren und zum Gebüsch
zurückkehrten, wo wir in unsere Kleider schlüpften.
    Ein paar Stunden später, als wir uns wieder auf unserem Baum
eingefunden hatten, hatte sich David ein wenig beruhigt. Ein paar Scherze hatte
er sich von mir noch anhören müssen, aber das Wichtigste war, dass wir unser
Ziel erreicht hatten. Jeanne d’Arc würde sich mit uns treffen und kannte nun
ihre Aufgabe.
    Aus irgendeinem Grund konnte ich in dieser Nacht nicht schlafen.
Ich wusste nicht, wieso, und suchte die Antwort beim Mond, der hell auf den Wald
schien und die Käuzchen dazu brachte, lauter als sonst zu rufen. Auch diesmal
war meine Quelle nicht die Ursache, dieses Übel hatte ich schon vor einer Woche
hinter mich gebracht. Nein, es war etwas anderes. Meine Gefühle schienen in
meiner Brust miteinander zu streiten. Wieder und wieder sah ich die Konturen von
Sayds Körper vor mir. Was sollte ich nur machen? Ich liebte einerseits Gabriel,
doch ich begehrte nun Sayd. Warum musste das Leben für eine Frau – auch wenn sie
unsterblich war – so kompliziert sein?
    Schließlich erhob ich mich, wickelte mich in meine Decke und ging
ein paar Schritte durch die Dunkelheit. Ringsherum nahm ich das nächtliche Leben
wahr. Füchse auf der Jagd, Hasen auf der Flucht, Nachtvögel, die sich um ihre
Jungen kümmerten. In allen Ecken des Waldes knirschte, ächzte, raschelte und
klopfte es. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Wald jemals so wahrgenommen
hatte wie in diesem Augenblick.
    Die nächtliche Unruhe lenkte mich ein wenig von meiner eigenen ab.
Doch als ich in einen etwas stilleren Teil des Waldes kam, war sie wieder da und
mit ihr ein seltsames Brennen in meiner

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