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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sich zu Belemoth an die Esse setzte. »Offenbar hat ihm die See wirklich alle Erinnerung genommen.«
    »Sieht ganz so aus. Nicht einmal hat er auf unsere Geschichten reagiert. Und nicht einmal hat er nach ihr gefragt.«
    Vincenzo presste die Lippen zusammen. Ja, das hatte er auch bemerkt. Gabriel hatte nicht nach Laurina gefragt. Dabei war sie vor seinem Verschwinden sein Ein und Alles gewesen, nie hatte er ihr von der Seite weichen wollen – und sie ihm. Manchmal hatte er ihr Glück ein wenig eifersüchtig betrachtet, doch nun zerriss es ihm das Herz, dass Gabriel sich auch daran nicht erinnern konnte.
    »Nur gut, dass Laurina nicht hier ist«, sprach Belemoth seinen nächsten Gedanken laut aus. »Das Herz hätte es ihr zerrissen, wenn er sie nicht erkannt hätte. Nach all den Jahren des Wartens …«
    »Wir müssen versuchen, seine Erinnerung wieder wachzukitzeln«, sagte Vincenzo entschlossen. »Uns kann er vergessen, wir verkraften das schon, aber nicht Laurina.«
    Belemoth nickte entschlossen und legte dann noch einen Scheit ins Feuer, über den sich die Flammen gierig hermachten.
    Am nächsten Morgen, nachdem er sich gebadet hatte und in frische Kleider geschlüpft war, beschloss Gabriel – diesen Namen hatte er inzwischen akzeptiert, wenngleich er sich noch nicht so anfühlte, als sei er ihm von seiner Mutter gegeben worden –, seine beiden Freunde nach der Frau zu fragen, deren Name ihm nicht aus dem Sinn gehen wollte.
    »Sagt, war bei euch eine Frau namens Laurina?
    Vincenzo blickte zu Belemoth, dann wurde sein Blick plötzlich traurig. »Und ob es diese Frau gab! Es gibt sie noch immer.« Seine blauen Augen bohrten sich in Gabriels. »Erinnerst du dich an sie auch nicht?«
    Gabriel spürte auf einmal ein seltsames Ziehen in der Brust. Es schmerzte, als würde in seinem Innern etwas reißen. War die Traurigkeit in den Augen seines Freundes daran schuld? Oder etwas anderes?
    »Nein, ich weiß nur ihren Namen. Ich kann mich nicht einmal mehr an ihr Gesicht erinnern, doch sie muss mir wichtig gewesen sein, denn sie war das Erste, das mir von früher wieder eingefallen ist.«
    »Das wundert mich nicht«, meldete sich Belemoth nun zu Wort. »Diese Frau ist deine Gefährtin, deine Geliebte. Und du tust besser dran, dich zu erinnern, mein Freund, denn ihr wird es gar nicht gefallen, wenn du sie nicht wiedererkennst.«
    Bekümmert senkte Gabriel den Kopf. Er hatte also eine Gefährtin gehabt. Und an diese konnte er sich, abgesehen von ihrem Namen, nicht mehr erinnern!
    Vincenzo, der seine Verzweiflung spürte, legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lass uns ein Stück durch den Wald spazieren, dann erzähle ich dir alles über sie.«
    Nachdem sie das Haus verlassen und sich ein Stück vom Dorf entfernt hatten, bogen sie auf einen Waldweg ein, der so schmal war, dass sie hintereinandergehen mussten, um nicht ins Gestrüpp zu geraten.
    »Mich hat gewundert, dass du nicht schon gestern nach ihr gefragt hast, aber dass du auch sie aus deinem Gedächtnis verloren hast, erklärt natürlich alles.«
    Gabriel presste die Lippen zusammen. Unter dem Wort Gefährtin fiel ihm nur Silvana ein, der Gedanke, noch eine andere gehabt zu haben, erschien ihm merkwürdig fremd. Und dennoch, der Name weckte in ihm dieselben Empfinden wie schon vorhin.
    »Erzähl mir alles, was du über sie weißt, vielleicht helfen mir deine Worte, mich wieder zu erinnern.«
    Vincenzo riss einen kleinen Zweig ab, der sein Gesicht gestreift hatte, und drehte ihn zwischen den Fingern.
    »Laurina hat über hundert Jahre um dich getrauert. Immer wieder ist sie an die Küste geritten, in der Hoffnung, dass du eines Tages dort auftauchen würdest. Sie war stets fest davon überzeugt, dass du wiederkommen würdest, auch wenn wir anderen allmählich daran zweifelten.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »In Frankreich, mit Sayd und David. Sie wollen dort ein Mädchen finden, das den großen Krieg, der dort tobt, beenden kann.«
    »Frankreich«, wiederholte er. Auch dieses Wort brachte etwas zum Klingen in ihm.
    »Deine Heimat«, erklärte Vincenzo, bevor er selbst darauf kommen konnte.
    »Und was ist das für ein Ort mit Palmen, an den ich mich ein wenig erinnern kann?«
    »Das ist deine andere Heimat. Das Heilige Land. Wir beide waren Kreuzritter, musst du wissen, vor mehr als zweihundert Jahren.«
    »Zweihundert Jahre?«
    »Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du unsterblich bist? Dass die Zeit dir nichts anhaben kann?«
    Gabriel senkte den Kopf. »Das habe ich

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