Das Herz der Kriegerin
aus dem Dorf trafen, stellte er sie und ließ sie eins werden mit dem Waldboden.
Als wir sichergestellt hatten, dass es den Dorfbewohnern gut ging, ritten wir zurück nach Domrémy, um nachzusehen, wo die Söldner inzwischen abgeblieben waren. Schon lange bevor wir die Dorfgrenze erreicht hatten, sahen wir die Rauchwolken, die in den Himmel stiegen. Offenbar hatten sich die Dorfbewohner keinen Augenblick zu früh aus ihren Häusern wegbegeben.
Ich hätte damit gerechnet, dass Sayd seinem Pferd die Sporen geben würde, doch seine Adleraugen hatten erkannt, dass die Söldner längst weg waren und mit ihnen alle Dinge, die für sie halbwegs brauchbar oder wertvoll waren.
»Wir warten, bis es dunkel ist«, sagte Sayd finster. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, denn nun bekam er endlich seinen lang ersehnten Kampf. »Dann spüren wir sie auf und erteilen ihnen eine Lehre.«
Also würde der Waldboden doch gedüngt werden.
Als die Nacht hereinbrach, durchkämmten wir das Waldstück und wurden schon bald fündig.
Die Söldner waren gerade dabei, ein Schwein über dem Feuer zu drehen, das sie aus einem der Ställe gestohlen hatten. Lachend machten sie sich über das Tier her und spotteten über die Menschen von Domrémy.
»Habt ihr gesehen, wie sie gelaufen sind? Wenn wir gewollt hätten, wir hätten sie jederzeit einfangen können wie dieses Schwein hier!«, prahlte der Anführer des Trupps, ein glatzköpfiger Burgunder mit überaus schlechten Manieren.
»Schade, dass wir es nicht getan haben«, sagte sein Kumpan und griff sich mit einem hässlichen Grinsen in den Schritt. »Sie hatten dralle Frauen, die uns sicher ein bisschen Vergnügen bereitet hätten.«
So, wie er das sagte, erinnerte er mich an den englischen Hauptmann, der geglaubt hatte, mit mir ein wenig Vergnügen haben zu können. Meine Unterarmklinge lechzte nach seinem Hals! Und die Walküren nach seinem Blut.
Doch Sayd gebot uns immer noch Ruhe. Ich wusste, dass er jetzt die Stärke der Mannschaft einschätzte, ihre Schwächen ausmachte und den geeigneten Moment abwartete.
Dieser kam glücklicherweise nur ein paar Atemzüge später.
»Mich dünkt, das Schwein an eurem Spieß stinkt nach Diebstahl«, sagte er in schwerem burgundischem Dialekt, während er mit den Dolchen in der Hand vortrat. Die Männer starrten ihn an wie eine Erscheinung. So große Augen hatte nicht einmal Jeanne gemacht, als sie uns noch für Heilige hielt.
»Wer von euch will dafür bezahlen?«
Gewiss nicht der, der auf einmal anfing zu husten, als wäre ihm etwas in die falsche Kehle geraten. Doch die anderen erschienen durchaus kampfeswillig.
»Seit ihr Königstreue?«, fragte der Mann, der vorhin so große Reden geschwungen hatte, und erhob sich langsam. Sayd lächelte, als er bemerkte, dass der Mann seine Hand auf seinen Schwertgriff legte.
»Nein, wir sind Leute, die es nicht leiden können, wenn Galgenvögel wie ihr ehrbaren Menschen die Früchte ihrer harten Arbeit stehlen.«
»Was wir finden, gehört uns«, entgegnete der Anführer und gab den Männern ein Zeichen, dass sie das Schwein sein lassen sollten. Bedrohlich formierten sie sich und traten uns entgegen. Sayd zeigte sich aber nicht besonders gerührt.
»Was ihr findet, könnt ihr meinetwegen behalten, aber das da ist nicht gefunden. Ich wette, es stammt aus einem der Ställe von Domrémy.«
»Und wenn dem so wäre?« Der Anführer legte den Kopf schräg und betrachtete uns aus schmalen Augenschlitzen. Wahrscheinlich sah er in drei Männern und einer Frau keine Bedrohung.
»Ihr werdet den Bauern dafür bezahlen«, forderte Sayd, doch genauso gut hätte er sie zum Weglaufen auffordern können. Ein raues Lachen drang aus den Kehlen der Männer. Kurz blickte sich der Anführer nach ihnen um, dann gab er ihnen das Zeichen zum Angriff – wie von Sayd erwartet.
Blitzschnell verteilten wir uns zu drei Seiten. Der erste Mann, der auf mich zukam, lief genau in meine Unteramklinge, die in seine Kehle stach wie in Butter. Während er röchelnd zu Boden sank, fing ich mit Fenrir die Klinge des zweiten Mannes ab. Als ich ihm den Leichnam seines Freundes vor die Füße warf, sprang er erschrocken zurück, sodass ich meine Schwerthand wechseln konnte.
Blut hatte mein Gesicht getroffen und wahrscheinlich eine Veränderung meiner Augen bewirkt, denn er presste erschrocken hervor: »Was zum Teufel bist du?«
Die Antwort blieb ich ihm und auch dem nächsten Söldner schuldig. Beide fielen nach kurzem Gefecht durch
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