Das Herz der Kriegerin
schnelle Schwertstreiche.
Der Nächste war ein etwas härterer Brocken, doch da ich den Kampf mit wesentlich schnelleren Gegnern gewohnt war, wich ich seinen schweren Hieben geschickt aus und fiel dann, als ich mich in eine bessere Position gebracht hatte, gegen seine Seite aus. Er schrie einen markerschütternd, als mein Schwert durch seinen Brustkorb stach
Nachdem ich noch drei weitere Söldner erledigt hatte, bekam ich endlich die Gelegenheit, aufzublicken. David musste im Kampf verletzt worden sein, denn er beugte sich über einen der Männer und trank etwas von seinem Blut. Sayd war blutbesudelt, doch seine Haut saugte es in Windeseile auf.
Söldner waren keine mehr am Leben, und Sayd hatte recht gehabt, wir hatten einen Berg von Leichen hinterlassen.
»Bist du unverletzt?«, fragte er zu mir herüber. Auch ich hatte viel Blut abbekommen, das jetzt in meine Haut einsickerte. Ich nickte Sayd zu und schritt dann über ihn hinweg.
Wir entzündeten am Waldrand ein Feuer und warfen die Leichname hinein. Der Gestank war grauenhaft, aber bis der Morgen graute, waren sie zu Asche vergangen.
Der Ort und die verbrannten Felder schwelten noch eine ganze Weile. Wahrscheinlich konnten es die Bewohner von Domrémy von ihrem Exil aus sehen.
Nach einigen Mühen hatten wir die Tiere größtenteils wieder eingefangen, doch als die Dorfbewohner, denen ich durch Jeanne hatte mitteilen lassen, dass die Gefahr gebannt war, zurückkehrten, richtete sich ihr Zorn natürlich gegen den einzigen Parteigänger der Burgunder in dem Dorf.
Den Mann war Jeanne nicht sonderlich sympathisch, das wusste ich, doch es war auch nicht recht, ihn der Spionage zu verdächtigen. Immerhin hatten wir die Späher der Burgunder beobachtet und zu keiner Zeit hatte er sich mit ihnen getroffen.
»Du darfst nicht zulassen, dass sie ihren Hass auf ihm abladen und ihm womöglich etwas antun«, redete ich ihr ins Gewissen. Auch ihr Vater war dafür, den vermeintlichen Verräter zu bestrafen – allerdings mit Ausschluss aus dem Dorf, und nicht wie die anderen durch Hängen.
»Bitte deinen Vater, auf die Leute einzuwirken. Sie dürfen dem Mann auf keinen Fall etwas antun, denn er und seine Familie sind unschuldig. Wir versichern dir, dass er niemals versucht hat, mit den Söldnern ins Gespräch zu kommen. Und seine Tiere wurden ebenso gestohlen wie eure.«
Jeanne seufzte. »Das will ich gern tun, nur weiß ich nicht, ob er die Leute dazu bewegen kann, nichts zu unternehmen. Könnt ihr nicht doch mit ins Dorf kommen?«
Ich blickte zu Sayd, der unsere Unterhaltung bislang schweigend mit angehört hatte. Ein wenig bedauerte ich, dass wir uns entschlossen hatten, nicht in Erscheinung zu treten. Aber gleichzeitig wusste ich, dass es notwendig war und dass Sayd nicht davon abrücken würde.
»Ich fürchte, wir werden uns auf dich verlassen müssen«, entgegnete er. »Wenn du eines Tages losziehst und den König in Reims krönen lässt, haben wir uns auch im Hintergrund zu halten.«
Jeanne nickte und zum ersten Mal bemerkte ich an ihr so etwas wie Furcht. War die Aufgabe, die wir ihr aufgetragen hatten, vielleicht doch zu schwer für sie?
Das Mädchen nickte schließlich. »Ich werde mein Bestes versuchen.«
Und das tat sie wirklich. Die Aufregung um den Burgunderfreund hielt noch eine Weile an, aber Jeanne schaffte es irgendwie, dass er nicht angeklagt wurde. Und mehr noch, die Familie wurde im Ort belassen. Wahrscheinlich würde niemand ihnen mehr helfen, aber immerhin war ihr Leben vorerst nicht in Gefahr. Und wenn sie klug waren, suchten sie sich einen anderen Ort zum Leben.
25
E in paar Wochen später erreichte uns die Kunde, dass die Engländer erneut versuchten, ins Landesinnere vorzudringen. Mittlerweile waren sie der Stadt Orléans ganz nahe. Unterstützt wurden sie noch immer von den Burgundern, die mittlerweile den englischen König zu ihrem Herrscher erklärt hatten, was bedeutete, dass die Bevölkerung noch mehr unter den Besatzern zu leiden hatte.
»Das muss aufhören«, murrte Jeanne, als wir uns wieder bei dem knorrigen Feenbaum trafen, um ihre Übungen und ihr Wissen aufzufrischen.
Der Sage nach sollte ein Edelmann hier auf eine Fee getroffen sein und sich unsterblich in sie verliebt haben. Die aus dieser Liebe entstandenen Kinder sollten wunderbare Dinge für den Ort und seine Bewohner bewirkt haben, weshalb die Leute hier ihnen zu Ehren jährlich ein kleines Fest veranstalteten.
Fee hin oder her – für uns war es der perfekte Ort,
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