Das Herz der Kriegerin
was ?«
»Sie haben den Dschinn verhört. Was dieser ihnen gesagt hat, weiß wohl nur Aisha, denn im Anschluss haben sie ihn getötet.«
Wütend schlug Malkuth gegen die Wand, worauf ein wenig Mörtel auf den Boden rieselte. Seine Verbündete und ihr Gemahl waren auf dem Schlachtfeld, sie konnte er nicht fragen. Doch auch so war ihm klar, dass der Dschinn seinen Aufenthaltsort verraten hatte.
»Sag den Dschinn hier im Schloss, dass sie die Gegend absuchen sollen. Irgendwo muss die Gruppe Quartier genommen haben.«
»Vielleicht sollte ich mich ihnen anschließen, Herr«, bot sich Azhar an, was Malkuth allerdings ablehnte.
»Willst du dich von ihnen töten lassen? Nein, ich brauche dich hier, für den Fall, dass sich meine Derwische blicken lassen, die Dschinn sollen vorerst nur Ausschau halten und mir Bescheid geben, wenn sie die Gesuchten sehen.«
Azhar verzog enttäuscht das Gesicht, nickte aber und verneigte sich. Wenig später hallten seine Schritte über den Gang. Malkuth, dessen sehendes Auge noch immer leuchtete, wandte sich zu dem kopflosen Körper um. Wenn er noch leben würde, ging es ihm durch den Sinn, so könnte er weiterhin mein Auge sein. Er hatte diesen Effekt gehasst, aber jetzt vermisste er ihn schmerzlich. Doch die Dschinn, die sich das Gedächtnis mit ihrer Herrin Aisha und ihren anderen, von Rauch umgebenen Brüdern teilten, würden auch ohne ein zusätzliches Auge wissen, wen sie zu suchen hatten.
5
K urz vor unserer Abreise erhielten wir von Alix de Azieme für die Nacht vor unserem Aufbruch nach Frankreich eine Einladung zu einem Abschiedsessen. Das war beinahe so etwas wie eine Tradition, auch wenn wir sie nicht immer befolgen konnten. Beim letzten Mal waren wir gezwungen gewesen, bei Nacht und Nebel zu verschwinden, wodurch wir Belemoth die Aufgabe aufgebürdet hatten, unsere Abreise zu erklären. Doch diesmal war Alix gewarnt gewesen.
Die Aziemes, allen voran Alix, die sich in ihr bestes dunkelblaues Gewand gekleidet hatte, empfingen uns mit allen Ehren, sodass mir die Schamesröte ins Gesicht schlug, als ich die reich gedeckte Tafel sah.
»Das wäre doch nicht nötig gewesen«, raunte ich ihr zu, als wir uns zur Begrüßung umarmten.
»Ihr werdet eine Weile nicht hier sein«, antwortete sie. »Beim letzten Mal seid ihr so schnell aufgebrochen, dass ich kein Festmahl veranstalten konnte, aber diesmal lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen.«
Ihre Worte sollten unbeschwert klingen, doch ich spürte, dass ich ihr die Angst, die sie vor zwei Nächten zu mir trieb, nicht ganz hatte nehmen können. Wollte sie uns mit dem Mahl zum Bleiben überreden?
Alix sagte nichts weiter und führte uns zu den anderen Mitgliedern der Familie. Ihr Ehemann Romain wirkte wie immer reserviert, doch das war normal für ihn, denn seit er in seiner Kindheit mitbekommen hatte, dass wir nicht alterten, waren wir ihm suspekt. Seine Töchter Julienne und Beatrice waren offenherziger, genauso wie Marias Nachfahren Bertrand und Gérôme, deren Frauen und Kinder ebenfalls anwesend waren. Der Respekt vor uns hielt sie davon ab, uns nahe zu kommen, doch sie lächelten uns zu, bevor sie uns zur Tafel begleiteten.
»Ihr wollt also den Franzosen wieder zu Hilfe kommen«, begann Romain überraschenderweise das Tischgespräch, nachdem wir uns alle von den Speisen bedient hatten.
»Das wurde uns aufgetragen«, antwortete Sayd klugerweise, denn er ahnte bereits, was Alix’ Mann vorhatte. Die Franzosen waren ein heikles Thema in diesem Haus, denn die alten Geschichten waren nicht vergessen. Dank unseres neu eingerichteten Taubenschlages hatten wir erfahren, was nach unserer Flucht in ihrer alten Heimat geschehen war: Beatrice de Planisolles war über mehrere Jahre verhört und in der Haft gedemütigt worden. Verurteilen konnte die Inquisition sie nicht, im Gegensatz zu den Parfaits, die auf den Scheiterhaufen kamen. Doch die Katharer hier waren entsetzt und voller Wut gewesen. Glücklicherweise waren es zu wenige Männer, als dass sie auf die Idee hätten kommen können, nach Frankreich zu ziehen.
»Wie kann Gott euch auftragen, den Feinden unseres Glaubens zu helfen?«, fuhr Romain fort und ignorierte den strafenden Blick seiner Gemahlin. »Habt Ihr ihnen nicht schon genug beigestanden?«
Auf einmal wurde es still am Tisch. Einige Familienmitglieder senkten betreten die Köpfe.
Mich erinnerten Romains Worte ein wenig an den Parfait aus Ax. Konnte es sein, dass er zum Eiferer geworden war?
Sayd zeigte
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