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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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jedenfalls keine Unruhe. Er griff nach dem Becher, der auch heute nur mit Wasser gefüllt war, trank einen Schluck und antwortete: »Gott urteilt nicht nach dem Glauben, Gott urteilt nach dem Herzen der Menschen. Es gibt sehr viele gute Menschen in Frankreich, Menschen, die Euresgleichen nie und nimmer angegangen wären. Vergesst nicht, es waren der König und der Papst, die euren Glaubensbrüdern nach dem Leben trachteten, und das auch nur durch Einflüsterung dämonischer Mächte.«
    Dämonische Mächte – was für eine Untertreibung für Malkuth und die Dschinn!
    Romains Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Was Sayd sagte, deckte sich mit den Überlieferungen von Jeanne, und stand es ihm zu, etwas dagegen zu sagen?
    Für den Rest des Abends war er stumm und Alix und die anderen Frauen lenkten das Gespräch nun geschickt auf leichtere Themen wie die Mode in Paris und die Landschaft der alten Heimat. Trotz der fröhlichen Plauderei bemerkte ich immer wieder, dass Alix voller Sorge meinen Blick suchte. Auch ohne etwas zu sagen, wusste ich, dass sie von mir erneut die Bestätigung wollte, dass ihren Leuten trotz ihrer finsteren Visionen nichts passieren werde.
    Doch was hätte ich sagen können? Ich wusste nur, dass Vincenzo dafür sorgen würde, dass ihnen nichts geschah – immerhin war er länger als ich unsterblich und in zahlreichen Kämpfen – auch gegen die Dschinn – erprobt.
    Am nächsten Morgen, noch bevor das Sonnenlicht über den Wald stieg, verabschiedeten wir uns von Vincenzo, der todtraurig war, uns nicht begleiten zu können.
    »Lasst mich aber an diesem kalten Ort nicht so lange allein wie Ashar und Malik in der Wüste«, gab er Sayd mit auf den Weg, nachdem sie sich umarmt hatten.
    »Es dauert, so lange es dauert«, entgegnete der rätselhaft. »Aber ich glaube kaum, dass wir hundert Jahre brauchen werden, um diesen Burgunderfürsten zu schützen. Außerdem wissen wir jetzt, wer dem englischen König den Floh ins Ohr gesetzt hat, Frankreich einzunehmen.«
    »Wenn Malkuth sich bei dir blicken lässt, richte ihm doch mit deinem Schwert einen netten Gruß von mir aus!«, sagte Belemoth.
    »Es wäre mir lieber, er ließe sich hier erst blicken, wenn ihr wieder zurück seid«, gab unser Freund ein wenig unbehaglich zurück.
    »Für den Fall, dass er sich nicht um deine Wünsche kümmert, weißt du, was du zu tun hast.«
    Die Anweisung, wie im Notfall zu verfahren war, kannten wir alle, denn wir hatten sie gemeinsam aufgestellt.
    »Pass auf dich auf und beschütze diese Menschen, so gut du kannst«, sagte ich nur und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und achte besonders auf die Aziemes, unsere Bundesgenossen.«
    »Das werde ich«, versprach er mir, und diese Worte sowie das Bild, wie er vor unserem Haus stand und uns nachwinkte, nahm ich mit auf den Weg zur Küste.
    Dicker Nebel hing an diesem Morgen über dem Meer, was die Kapitäne in der Nähe sicher heftig fluchen ließ. Auch mein Vater war immer sehr ungehalten gewesen, wenn uns der Schelmengott Loki wieder einmal die Sicht nahm. Mit Brandpfeilen und Rufen hatten wir versucht, uns zu orientieren, wenn es sehr schlimm war, mussten ein paar Männer ins Wasser springen, um auszuloten, ob kein Riff in der Nähe war.
    Während wir am Wasser entlangritten, schweifte mein Blick bis zum Horizont. Wieder ein neuer Auftrag und wieder war Gabriel nicht bei uns. Die Sehnsucht ließ mein Herz schmerzen, nicht einmal der Lebensquell in meiner Brust konnte etwas dagegen ausrichten.
    In Plymouth angekommen, wurden wir von der Anwesenheit zahlreicher Soldaten überrascht. Der englische König musste sie wohl unmittelbar nach seinem Entschluss, gegen Rouen zu ziehen, in Marsch gesetzt haben. Offenbar drängte es ihn, den Franzosen den Zugang zur nördlichen See abzuschneiden.
    Die Bewaffneten hatten sich in Gruppen über die gesamte Stadt verteilt. Teilweise waren es noch sehr junge Burschen, ein Zeichen dafür, dass auch dem englischen König allmählich die Krieger ausgingen. Wie lange würde es noch dauern, bis er die Burschen und Männer seines Volkes gewaltsam dazu pressen musste, seinen Krieg auf fremdem Boden zu führen?
    »So muss es in Messina ausgesehen haben, als die Kreuzfahrer auf dem Weg nach Jerusalem waren«, murmelte Sayd, der sich die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte. »Schade, dass wir Vincenzo nicht dabei haben, er hätte mir sagen können, ob ich recht habe.«
    »Auf jeden Fall hat es so ausgesehen, als sie an der Küste

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