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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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enthauptet.
    Sosehr Sayd Blanchard vor seiner Tat bewundert hatte, so sehr verfluchte er ihn hinterher, denn der Tod der Engländer hatte zur Folge, dass die Besatzer mit gnadenloser Härte gegen Rouen vorgingen. Jene Menschen, die dabei nicht getötet wurden oder grausamer Willkür zum Opfer fielen, befanden sich nur wenig später auf der Flucht.
    Wir versuchten, das Leid zu lindern, wo es ging, indem wir Soldatentrupps abfingen zum Beispiel, die den Flüchtenden nachsetzten, um so Frauen und Kinder vor Schändung und Tod zu bewahren.
    Dennoch konnten wir nicht verhindern, dass Aisha und ihr Gemahl erneut ein blutiges Festmahl unter den Soldaten hielten. Es stellte sich heraus, dass Sayd recht hatte: Aisha war nicht zu fassen. Bestenfalls zeigte sie sich als dräuende Wolke über dem Schlachtfeld; nur Hammu Qiyu wandelte in seiner Rüstung zwischen den Kämpfenden und trank ihr Blut. Unsere Versuche, ihn zu stellen, misslangen jedoch, nicht einmal Sayd kam nahe genug an ihn heran. Alles, was wir von ihm bekamen, war ein spöttisches Winken oder Gelächter, bevor er sich zwischen den Getöteten in Rauch auflöste.
    Vielleicht lag es am Krieg, an der Erfolglosigkeit unseres Unternehmens oder an dem giftigen Hauch, den Aishas Anwesenheit in diesem Land hinterließ – jedenfalls herrschte auch bei uns alles andere als gute Stimmung.
    Sayd zog sich oft stundenlang zurück und wirkte so grüblerisch wie nie zuvor. Manchmal sprach er tagelang nicht oder nur, wenn es nicht zu umgehen war. Wenn es zum Kampf kam, schlug er wütend um sich, mit seinen leuchtenden Augen wirkte er beinahe selbst wie ein Dämon. Wenn wir vom Schlachtfeld zurückkehrten, verkroch er sich wieder.
    Doch dann kam gute Kunde aus Paris. David und Belemoth brachten sie von einem ihrer Erkundungsritte mit.
    Die Burgunder trugen sich mit dem Gedanken, Friedensverhandlungen mit dem Haus Orléans aufzunehmen. Johann Ohnefurcht hatte erkannt, dass es auch ihm ans Leben und an die Pfründe gehen würde, wenn die Engländer sich weiter im Land ausbreiteten.
    Das war der Moment, auf den wir gewartet hatten!
    »Wann, meinst du, wird der Attentäter versuchen, den Fürsten zu töten?«, fragte ich, als wir uns an unserem geheimen Treffpunkt außerhalb der Stadt zusammenfanden, einem Waldstück, das per Pferd kaum passierbar war und uns Schutz vor Lauschern und Söldnern bot.
    Unser Gastgeber Renaud mochte mittlerweile ein Freund geworden sein, doch zu seinem eigenen Schutz wollten wir ihm nicht alles anvertrauen. Es genügte schon, dass er sich wunderte, wenn wir scheinbar unversehrt aus irgendwelchen Gefechten kamen oder uns von Wunden rasend schnell wieder erholten. Selbst wenn wir es gewollt hätten: Keine Verletzung blieb lange genug, um sein Misstrauen zu zerstreuen.
    »Jetzt kommt es darauf an, was wir tun wollen«, sagte Belemoth. »Den Fürsten warnen oder den Attentäter finden.«
    »Ich halte es immer noch für das Beste, wenn der Attentäter gefunden wird«, entgegnete Sayd. »Alles andere würde dazu führen, dass die Verhandlungen abgebrochen werden, denn Johann Ohnefurcht wird den Mörder unweigerlich im Gefolge des Prinzen vermuten. Außerdem dürfte es uns schwerfallen, einen Beweis für unseren Verdacht zu erbringen, denn in meinen Kopf schauen kann niemand.«
    Das stimmte leider und besonders in den vergangenen Wochen hätte ich mir oft gewünscht, diese Fähigkeit zu besitzen.
    Seit unserem Kuss hatte er nicht mehr versucht, sich mir in irgendeiner Weise zu nähern. Wenn ich ihn beobachtete, hatte ich das Gefühl, dass er mir grollte, doch wenn ich mit ihm sprach, hörte ich aus seiner Stimme nichts als Wärme und Zuneigung. Rätselhaft.
    Ich selbst war mir über meine Gefühle weniger denn je im Klaren. Zum einen dachte ich immer noch an Gabriel und sehnte seine Rückkehr herbei, aber wenn ich Sayd bedrückt dasitzen sah, mit den Gedanken in weiter Ferne, wäre ich am liebsten zu ihm gegangen und hätte ihn an mein Herz gedrückt.
    Dass wir nun endlich zu unserer zweiten Mission aufbrechen würden, nachdem wir die Invasion schon nicht hatten verhindern können, linderte die Unruhe in meiner Brust ein wenig und drängte meine Gedanken in den Hintergrund.
    An dem Morgen, als wir aufbrechen wollten, zogen erneut englische Soldaten durch die Stadt, auf der Suche nach Gold und anderen Gütern, die sie für ihren König erbeuten sollten. Louise war bleich vor Furcht, auch der Schmied, der sich als tapferer Krieger erwiesen hatte, zitterte beim

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