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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Aufzeichnungen glaubt, befindet sich dieses an einem Ort, an dem es überhaupt kein Leben gibt. Außerdem liegt es unter dem Sand.«
    »Dann werden wir Speere mitnehmen, um danach zu stochern.« Malik verschränkte die Arme vor der Brust, dachte kurz nach, schüttelte dann den Kopf. »Wenn das Grab so gut versteckt ist, warum sollten wir fürchten, dass die Derwische es finden?«
    »Weil die Derwische andere Schriftrollen haben als wir. Wenn selbst der Händler, der es ihnen verkauft hat, entziffern konnte, worum es ging, war es ein sehr gut erhaltenes Schriftstück.«
    »Möglicherweise aber auch eine Fälschung«, wandte Saul ein. »Was, wenn der Händler die Derwische in die Irre geführt hat?«
    »Dann wäre er wahrscheinlich schon tot. Da er sich aber, wie Malik berichtet hat, bester Gesundheit erfreut, müssen wir davon ausgehen, dass die Schriftrolle echt war – und dass sie jetzt schon auf der Suche nach dem Grab sind, schlimmstenfalls mit der Unterstützung der Dschinn, die sie wesentlich schneller an den Ort bringen können, als uns unsere Pferde.«
    »Aber auch Dschinn können nicht durch Boden hindurchschauen«, stellte Ashar fest, während er den Blick wieder auf die Karte heftete.
    »Genau, und deshalb haben wir vielleicht eine Chance, das Grab vor ihnen zu finden.«
    Am nächsten Morgen luden sie alles, was sie für die Reise brauchten, auf ihre Pferde. Alle hielten sich an das Gebot der Sparsamkeit – nur Jared brauchte wohl oder übel ein Lastpferd, denn die Unterlagen mussten mit, und obwohl sie noch recht dürftig waren, hätten sie sein Reitpferd doch ziemlich strapaziert.
    Ein weiteres Pferd wurde mit den Tauben beladen. Sie allein zurückzulassen wäre tödlich für die Tiere gewesen.
    »Wollen wir hoffen, dass Laurina uns keine Nachricht hierherschickt«, seufzte Ashar, als er das letzte Tier behutsam in den hölzernen Käfig steckte.
    »Ich habe ihr gestern bereits geschrieben, dass wir aufbrechen und der Taubenschlag bis auf Weiteres verwaist sein wird. In Kairo sind die Tiere gut aufgehoben und wir können flussabwärts mit der Suche beginnen. Wir werden uns vom Nil aus westwärts bewegen und dann jenseits der letzten Oasen suchen.«
    Nachdem sie die Ladung festgezurrt hatten, blickte Malik noch einmal zum Bergfried hinauf, den die Morgensonne zum Leuchten brachte.
    »Was ist?«, fragte Saul, der neben ihn getreten war.
    »So lange waren wir nun hier, ein ganzes Jahrhundert«, entgegnete der Araber nachdenklich. »In all den Jahren habe ich mich immer gefragt, wann wir diesen Ort endlich verlassen, und nun, da es so weit ist, fühlt es sich seltsam an.«
    Saul legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das pulsierende Garnata kam mir ebenfalls wie ein Gefängnis vor, eines, in dem ich pausenlos meine Identität wechseln musste. Es tut gut, hin und wieder woanders hinzugehen – und wenn es in die Wüste ist.«
    »Wo uns hoffentlich nicht nur Sand erwartet, sondern auch Kämpfe gegen die Dschinn«, setzte Ashar hinzu, als er neben sie trat und ebenfalls den Turm betrachtete.
    »Diese Kämpfe werdet ihr bekommen«, rief Jared hinter ihnen. »Allerdings nur, wenn wir jetzt losreiten. In ein paar Stunden steht die Sonne zu hoch, also sollten wir uns beeilen.«
    Damit schwang er sich in den Sattel und ritt zum Tor, das sich, nachdem er den entsprechenden Hebel betätigt hatte, mit einem lauten Knarren öffnete.

9
    D ie Winterkälte musste dem Frühjahr weichen und das Frühjahr machte dem Sommer Platz. Wie sich herausstellte, hatte unser Versuch, die Schiffe im Hafen zu sabotieren, den Menschen nur einen kurzen Aufschub gebracht. Die englischen Truppen kamen und bevor wir etwas dagegen tun konnten, war Rouen belagert.
    Der Kampfesmut der Stadtbewohner war unglaublich. Mit dem festen Willen, sich nicht den bereits englisch besetzten Gebieten einverleiben zu lassen, kämpften sie bis aufs Äußerste und ließen sich zuweilen zu sehr leichtsinnigen und kurzsichtigen Aktionen hinreißen.
    Alain Blanchard, ein Hauptmann, der mit seinen Bogenschützen auf der Stadtmauer kämpfte und den wir als einen sehr mutigen Mann kennengelernt hatten, ließ entgegen unserer Warnung englische Gefangene an der Stadtmauer erhängen, um den Belagerern zu zeigen, was mit ihnen passieren würde, wenn sie durch die Stadttore kamen.
    Die Engländer ließen sich davon natürlich nicht aufhalten, sie überrannten die Stadt und ergriffen Blanchard nur wenig später. Neben zwei weiteren Männern wurde er zur Strafe

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