Das Herz der Kriegerin
hinter mir, und als ich herumwirbelte, flog mir Fenrir mit blitzender Klinge entgegen. Ich fing es auf und wandte mich dann den Soldaten zu, nur um wenig später Sayd an meiner Seite zu spüren.
»Nehmt sie gefangen!«, tönte es da, und wenig später sahen wir uns gut einem Dutzend Soldaten gegenüber, die nicht so wirkten, als wären sie nur hergekommen, um ihre Pferde neu beschlagen zu lassen.
»Nehmt Euer Weib und seht zu, dass Ihr von hier verschwindet!«, rief Sayd dem Schmied zu, während er seine Messer unter dem Wams hervorzog. Renaud stand noch immer wie angewurzelt da, obwohl die Soldaten jeden Augenblick bei uns sein würden.
»Na, macht schon!«, fuhr ich ihn an. »Seht zu, dass Ihr hier wegkommt!«
Während der Mann, seine Frau vor sich herschiebend, wie von einem Peitschenhieb getroffen davonstürmte, stießen uns die ersten Schwerter entgegen. Inzwischen waren auch Belemoth und David bei uns und fingen die Klingen blitzschnell mit ihren eigenen Waffen ab.
»Töten oder nur verletzen?«, fragte ich Sayd, denn für den Zeitraum der Belagerung hatten wir besondere Regeln aufgestellt.
»Du hast mit dem Töten begonnen, dann mach nur weiter.«
Innerhalb weniger Augenblicke fielen die ersten Soldaten, was dem Schmied tatsächlich die Gelegenheit gab, durch das Tor zu gelangen. Seine Frau hatte er auf ein Pferd gesetzt, wie es aussah, verstand sie es, mit dem Tier umzugehen. Er selbst ritt einen kräftigen Hengst, der mit seinen Hufen jeden Soldaten, der sich ihm in den Weg stellte, hinwegfegte.
»Ich glaube, wir sollten auch sehen, dass wir wegkommen«, rief Sayd, als er das Schwert seines Gegners abwehrte und ihm dann den rechten Dolch zwischen die Rippen jagte.
Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, rollte mir ein Kopf vor die Stiefel, den Belemoth seinem Gegner abgeschlagen hatte. Im nächsten Augenblick stach ein Spieß nach mir, doch Sayd packte ihn rasch am Schaft und schleuderte seinen Träger beiseite.
»Innerhalb weniger Augenblicke werden weitere Soldaten da sein. Sicher sind sie schon unterwegs.«
Nachdem wir beide fast gleichzeitig zwei weitere Engländer getötet hatten, gab Sayd das Zeichen zum Rückzug. Glücklicherweise hatten wir unser Gepäck schon vor Sonnenaufgang auf unsere Pferde verladen. Wir rannten zu den Tieren, machten sie in Windeseile los und sprangen in die Sättel. Hinter uns rappelten sich einige verletzte Soldaten auf, doch sie würden nicht diejenigen sein, die uns nachsetzten. Unsere Verfolger fanden wir, kaum dass wir uns ein paar Schrittlängen von der Schmiede entfernt hatten. Ein Trupp Soldaten, der aus irgendeinem Grund in der Straße postiert worden war, war offenbar bereits von dem Kampflärm angelockt worden und setzte uns augenblicklich nach.
Mittlerweile kannten wir diese Straßen gut genug, um Haken zu schlagen und auf schnellstem Wege die Stadttore zu erreichen. Die Torwächter hatten keinen blassen Schimmer – zumindest so lange nicht, bis sie die Männer sahen, die uns nachjagten. Doch bevor sie das Tor schließen konnten, waren wir schon hindurch.
Draußen vor der Stadt befand sich immer noch das Feldlager, das die Engländer zur Belagerung aufgeschlagen hatten. Drohend reckten sich uns die Belagerungstürme entgegen, die die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt hatten. Doch an diesen preschten wir vorbei. Die Soldaten, die dort herumlungerten, würden nicht schnell genug auf ihren Pferden seien, um sich unseren Verfolgern anzuschließen.
Als wir das Feldlager passiert hatten, erkannte ich allerdings zu meinem großen Schrecken, dass der Schmied und seine Frau auf einer Anhöhe warteten.
»Wir sollten besser dafür sorgen, dass sie uns nicht begleiten«, rief Sayd, als er sein Pferd neben mich lenkte. »Unser Freund Renaud hat offenbar nicht vor, seine Haut zu retten.«
»Offenbar glaubt er, dass es vorübergehen wird.«
»Das wird es nicht. Und wahrscheinlich wäre er, wenn wir nicht gewesen wären, längst tot. Die Engländer dulden in ihrer Stadt keine Männer, die ihnen gefährlich werden könnten.« Damit lenkten wir unsere Pferde auf die beiden Wartenden zu.
»Kommt mit, wenn Euch Euer Leben und das Eurer Frau lieb ist!«, rief Sayd Renaud zu. Dieser machte allerdings keine Anstalten, uns zu folgen. Sayd nahm sein Pferd so abrupt im Zügel, dass es erschrocken aufwieherte und sich auf die Hinterhand stellte. »Verdammt, hört auf mich! Die Soldaten sind uns dicht auf den Fersen, und sie waren Euretwegen in der Schmiede,
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