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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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griff nach seinem Schwert und schob sich hastig ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm nichts als den leeren Dorfplatz, doch seine Unruhe wurde immer größer. Was war nur mit ihm los? Das konnte doch nicht die Folge des Traumes sein – auch wenn dieser höchst beunruhigend gewesen war.
    Als er auf den Dorfplatz trat, war die Stille noch deutlicher. Nirgendwo brannte Licht, die Menschen schliefen, doch selbst ihre Anwesenheit, die er sonst so deutlich spürte, schien von einer stickigen Decke umhüllt zu sein.
    Schon einmal hatte er so gefühlt. Damals, in dem Haus in Rom, kurz bevor die Dschinn in seiner Kammer aufgetaucht sind. Waren sie hier? Hatte Aisha die Lust daran verloren, in Frankreich Unheil zu stiften?
    Wo seid ihr?, dachte sich Vincenzo, während er sich umsah. Wenn ihr in der Nähe seid, warum greift ihr nicht an?
    Oder werde ich allmählich verrückt?
    Als er den Kopf in den Nacken legte, verdunkelte plötzlich eine Wolke den Himmel. Vincenzos Nackenhaare stellten sich auf und schlagartig begannen seine Augen zu glühen. Sie waren da. Die Dschinn! Nicht mehr lange und die Menschen hier würden nichts anderes als Blutbeute für sie sein!
    Ohne lange zu überlegen rannte er zu dem Glockenstand neben dem kleinen Gotteshaus, das sie errichtet hatten, und schlug die Glocke an.

13
    W ährend der Überfahrt
waren wir schweigsam. Obwohl niemand wirklich um den Burgunder trauerte, waren
meine Brüder und ich doch voll Sorge um die einfachen Leute, die wir jetzt
zurückließen. Wie würde sich der Krieg ausweiten? Würde der englische König
seine Chance sehen und dem Land noch mehr zusetzen? Würden sich die Burgunder
gar wieder mit ihm verbünden? Oder würden sie eher versuchen, einen ihrer
eigenen Fürsten auf den Thron zu setzen?
    Bevor wir in Calais unser Schiff in Richtung England bestiegen,
vernahmen wir die Kunde, dass Philipp, genannt der Gute, seinem Vater als Herzog
von Burgund nachfolgen würde. Was würde er tun? Von Rache getrieben danach
streben, die Orléans zu vernichten? Mit den Engländern paktieren?
    Ganz gleich, wie man es drehte und wendete, eine Sache schien
vollkommen ausgeschlossen – dass er noch einmal Verhandlungen mit dem Dauphin
aufnehmen würde.
    Während der Überfahrt wartete Sayd beinahe verzweifelt darauf,
dass sein Gott ihm eine Vision schickte, doch nichts dergleichen geschah, seine
Laune schwankte zwischen Schweigsamkeit und Frustration.
    Um ihn ein wenig abzulenken, sprach ich mit ihm über Jared und
seine Wüstenmission.
    »Mittlerweile sind sie sicher unterwegs. Nur zu gern hätte ich
gehört, wie er geschimpft hat, als wir ihn von seinem sicheren Posten in Garnata
abgezogen haben.«
    Sayd sah mich zunächst ein wenig seltsam an, doch dann schien er
bereit zu sein, sich auf das Gespräch einzulassen.
    »Wie ich Jared kenne, wird er froh sein, dass er das Emirat
verlassen durfte.« Die Erinnerung ließ ein Lächeln über sein Gesicht huschen.
»Nach außen hin murrt er zwar, wenn er einen bequemen Posten aufgeben soll, aber
eigentlich freut er sich immer auf ein Abenteuer. Eigentlich müsstest du das
auch schon bemerkt haben.«
    »Ich habe ihn jetzt fast zwanzig Jahre nicht mehr gesehen. Und
davor waren wir ständig unterwegs, sodass er sich über einen Mangel an
Abenteuern nicht beklagen konnte. Du kennst ihn länger als ich.«
    Sayd nickte. Irgendwann, kurz nachdem Jared wieder abgereist war,
hatte er mir einmal erzählt, wie sie sich kennengelernt hatten. Und wie die
Neugierde über Jareds Angst gesiegt hatte. Wie Sayd und die anderen ihn
ausgebildet hatten. Dennoch war es mir bislang ein Rätsel geblieben, wie Jared
Sayd bei der Prüfung hatte besiegen können. Jared war ein sehr guter Kämpfer,
als Unsterblicher ohnehin, doch ich hatte ihn immer eher als Gelehrten gesehen,
der zufällig zum Kämpfen gekommen war. Aber vielleicht schlummerten in ihm
Talente, die selbst ich noch nicht kannte. Immerhin waren wir ja erst seit
zweihundert Jahren Freunde …
    »Ich bin gespannt, ob er mir einen Schachzug geschickt hat«, sagte
Sayd, während er aus dem kleinen Fenster blickte, das in die Schiffskajüte
eingelassen war. »Er wird uns sicher benachrichtigt haben, wenn sie bereits
abgereist sind. Vincenzo hat die Nachricht entgegengenommen.«
    Auch ich brannte auf Neuigkeiten von den anderen. Wann wir uns
wohl endlich wiedersehen würden?
    Als wir in England an Land gingen, freute ich mich auf die
Menschen unseres kleinen

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