Das Herz der Kriegerin
ganz so gut verkraftete wie noch vor einigen Jahrzehnten. Lag es wirklich nur daran, dass er so viele Jahre in angenehmem Klima verbracht hatte? Oder veränderte sich ihr Körper mit der Zeit – abgesehen von der leichten Alterung um etwa ein Jahr?
»Allmählich fürchte ich, dass dieses Grab wirklich nur ein Mythos ist«, murrte er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte.
»Die Wüste ist groß und mächtig«, sagte Jared. »Niemand weiß, was sie verbirgt.«
Plötzlich erzitterte der Boden unter ihnen und ein ohrenbetäubendes Tosen rollte heran. Ein Erdbeben in dieser Gegend? Während Jared die Karte aus der Hand rutschte, riss es Malik von den Füßen. Fluchend fiel er knapp neben Jareds Stein in den heißen Sand.
»Verdammt, was ist das?«, fragte er, während der Boden ringsherum immer noch bebte.
»Keine Ahnung«, entgegnete Jared, der nach der Karte angelte, die von den Erschütterungen in den Sand geschoben zu werden drohte. Als er sie zu fassen bekam, presste er sie fest an seine Brust. Auch wenn darin nicht verzeichnet war, was sie suchten, waren die Informationen, die sie gesammelt hatten, dennoch wertvoll.
Eine ganze Weile bebte die Erde, dass ihnen der Sand nur so um die Ohren wehte. Das ohnehin schon ohrenbetäubende Geräusch schwoll derart an, dass Jared und Malik es in ihrer Brust spüren konnten.
Dann, so plötzlich, wie das Tosen begonnen hatte, ebbte es wieder ab. Nur ein leichtes Echo hallte noch durch die Luft, verlor sich aber im Windhauch. Die Stille, die sich über die Wüste senkte, war so tief wie in einem Grab.
»Bei Anubis, was war das?«, fragte Jared, während er sich wieder erhob. Auch Malik sprang auf und schüttelte sich den Sand aus dem Haar.
»Mächtige Wüste, wie?«, brummte er und spuckte aus, denn Sand war ihm zwischen die Zähne geraten. »Wie du siehst, ist sie wirklich …«
»He!«, rief plötzlich eine Stimme. Auf der Sanddüne, die ihnen am nächsten war, stand Saul. Trotz der Hitze war er schreckensbleich. Als er seine Kameraden entdeckte, stürmte er sogleich auf sie zu.
»Was ist passiert?«, fragte Jared.
»Ihr solltet euch das unbedingt ansehen!«, antwortete Saul atemlos. »Ich weiß nicht wodurch, aber irgendetwas hat Ashar ausgelöst und plötzlich ist der Sand unter unseren Füßen eingebrochen. Ihn selbst hat es in die Tiefe gerissen, aber er scheint in Ordnung zu sein, jedenfalls sagte er das.«
Blitzschnell verstaute Jared die Karte in seiner Tasche, während Malik bereits losrannte.
Auf der Sanddüne angekommen, blickten sie in ein riesiges Loch – selbst Jared musste zugeben, dass er dergleichen noch nie gesehen hatte. Und es war nicht irgendein Krater. Der zweite Blick offenbarte, dass es sich um eine unter dem Sand verborgene Stadt handelte, die von Menschenhand geschaffen worden sein musste. Oder von Wesen, die Menschen zumindest sehr ähnlich sahen.
»Das gibt es nicht!«, presste Jared hervor, während er sich an den Abstieg machte.
»Pass auf, dass du nicht reinrutschst wie Ashar!«, warnte Saul hinter ihm, doch darauf hörte Jared erst einmal nicht. Konnte es sein, dass sie endlich am Ziel waren?
»Ashar, mein Freund, alles in Ordnung?«, fragte er in die etwa fünfzig Fuß tiefe Öffnung, in der mächtige Steinblöcke zu erkennen waren, die entfernt Häusern ähnelten. Auf einem dieser riesigen Blöcke stand Ashar und winkte.
»Ja, bis auf den Schrecken geht es mir gut. Kommt runter, hier bekommt ihr was zu sehen!«
Obwohl Jared wusste, dass es ihm schwerfallen würde, ohne Hilfsmittel aus dem Loch wieder herauszukommen, nahm er Anlauf und sprang.
»Jared, verdammt!«, hörte er Malik hinter sich fluchen, doch da war es schon zu spät. Die heiße Wüstenluft rauschte in seinen Ohren, als er auf die Plattform zusprang, auf der Ashar auf ihn wartete.
Der dumpfe Schmerz, der bei dem harten Aufprall durch seine Fußsohlen dröhnte, wurde sogleich vertrieben von dem Anblick, der sich ihm bot. Hatte die Anlage von oben wie eine Stadt gewirkt, so erkannte er nun, dass es sich um einen riesigen Tempel handelte. Oder ein Grab.
»Was um alles in der Welt hast du getan, um das hier freizulegen?« Ungläubig schüttelte Jared den Kopf, während er sich umsah und kleine Verzierungen auf den Steinen entdeckte. Nicht einmal an den Gräbern der alten ägyptischen Könige hatte er dergleichen gesehen. Also waren sie wahrscheinlich noch wesentlich älter!
»Ich bin im Sand auf eine kleine Stele gestoßen«, antwortete Ashar
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