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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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keine anderen Bediensteten?« Goran schüttelte den Kopf. Der Mann neben Schobermeier trug ebenfalls Zivil, wie alle höheren Beamten der Kriminalpolizei. Hinter den beiden standen drei uniformierte Polizisten, die Goran nicht kannte.
    »Anscheinend nicht«, sagte der Kommissär, der Schobermeiers Vorgesetzter war. Er schien der Schlauere der beiden und der Gefährlichere! Goran würde ihn im Auge behalten. Fragend sah er Kommissär Hofbauer an.
    »Ist Graf Báthory im Haus? Wir müssen mit ihm sprechen.«
    Goran schüttelte den Kopf.
    »Heißt das nun, dass er nicht will oder dass er nicht da ist?« In Schobermeiers Stimme war deutlich zu vernehmen, wie sehr es ihn nervte, sich mit einem Stummen auseinandersetzen zu müssen.
    Kommissär Hofbauer hob die Hand und wies seinen Untergebenen in seine Schranken. »Es heißt wohl, dass der Graf nicht im Haus ist, oder?«
    Goran nickte. Er verabscheute Menschen wie Schobermeier, gab sich aber nicht der Illusion hin, dass er mit ihm und vor allem dem Kommissär einfach fertig werden würde. Er fühlte, wie seine Kopfhaut unangenehm zu prickeln begann. Nein, der Kommissär würde es ihm nicht leichtmachen!
    Er spürte, wie der Kriminalbeamte ihn fixierte. »Das ist aber schade.«
    Goran ließ sich von dem freundlichen Ton nicht täuschen. Er blieb wachsam.
    Kommissär Hofbauer nahm ein Schreiben aus seiner Rocktasche, hielt es aber so, dass Goran es nicht lesen konnte.
    »Es sind unzählige Hinweise zu den Mordfällen, die Wien seit Wochen erschüttern, auf den Polizeidienststellen eingegangen. Die meisten erwiesen sich als blinde Fährten, aber wir gehen natürlich allen Spuren nach. Zwei dieser Hinweise, die überraschend ins Detail gehen, führen uns zu diesem Haus. Das macht stutzig! Noch dazu, wenn man sich die Personen ansieht, die in der Nähe waren, als einige der Opfer verschwanden oder ermordet wurden. Wie seltsam, dass immer wieder der Name Graf András Petru Báthory auftaucht! Ich habe eine Eingabe bei der k.k. Polizeioberdirektion gemacht, die den heiklen Fall Polizeiminister Sedlnitzky persönlich vorgelegt hat.« Der Kommissär machte eine Pause und beugte sich ein wenig vor. Goran spürte, wie sich sein Körper wie zum Sprung anspannte. Er wusste, dass nun das Entscheidende kam.
    »Der Minister hat mir diese k.k. Anweisung ausgefertigt, die ich hier in meiner Hand halte, das Palais des Grafen Báthory genau zu durchsuchen!«
    Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da drängte Schobermeier bereits nach vorn und schob den Diener zur Seite. Goran musste sich zwingen, dem Beamten nicht seine Faust ins Gesicht zu schlagen, doch er wusste, dass dies seinem Herrn am allerwenigsten nutzte. So zwang er sich ruhig zu bleiben und ließ die Polizisten mit einer angedeuteten Verbeugung eintreten. Seine Hände zitterten ein wenig, als er das Tor hinter ihnen schloss. Wie genau würde diese Durchsuchung vonstattengehen, und was würden die Beamten zutage fördern?
    »Sie beide fangen bei den Kammern unter dem Dach an«, wies der Kommissär zwei Uniformierte an. »Sie gehen mit Schobermeier in die Belletage«, sagte er zu dem dritten. »Danach nehmen Sie sich die unteren Räume und die Stallungen vor.«
    »Und was machen Sie, Kommissär?«, wollte Schobermeier wissen.
    »Ich lasse mich von Goran in die privaten Gemächer des Grafen führen, wo er mir alles zeigen wird, was für uns wichtig sein könnte, nicht wahr? Und dann werden wir uns ein wenig unterhalten.«
    »Er ist stumm, Kommissär!«
    »Ja, Schobermeier, das ist mir nicht entgangen. Aber mir ist auch nicht entgangen, dass Goran lesen und schreiben kann, und so werden wir mittels meines Notizbuches und einer Feder sicher in der Lage sein, uns auszutauschen.«
    Goran gelang es, seine stoische Miene beizubehalten, während ihm nichts anderes übrig blieb, als den Kommissär in die privaten Räume Graf Báthorys zu führen, die seit seinem Einzug in Wien kein Mensch außer Goran betreten hatte. Da konnte es ihm keinen Trost bereiten, dass Schobermeier ihnen enttäuscht hinterhersah. Der schlaue Fuchs klebte an seinen Fersen, und sein wachsamer Blick streifte durch die Räume. Der Kommissär ließ sich Zeit und schrieb ab und zu eine Frage in sein Buch, die Goran so kurz wie möglich beantwortete. Er achtete allerdings darauf, den Kommissär nicht unnötig zu provozieren. Sollte er denken, dass dem Diener das Schreiben Mühe bereitete und er sich daher nur bruchstückhaft ausdrückte.
    Je näher sie dem

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