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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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umzukleiden? Therese erkannte die Stimme des Butlers. Er sprach mit einem Mann, der jedoch ganz sicher nicht ihr Gemahl war. Wer konnte das um diese Zeit sein? Neugierig verließ sie zusammen mit Graf Báthory den Salon und wandte sich den Stimmen zu, die sie in einen kleinen Empfangsraum führten, in den der Butler sicher kein Mitglied der Gesellschaft gebracht hätte. Der Graf folgte ihr, obwohl sie ihn nicht dazu aufgefordert hatte.
    »Was gibt es, Lorenz?«, fragte sie und hob die Augenbrauen, während sie den Fremden musterte. »Wer ist unser Besucher hier?«
    Er war nicht schlecht gekleidet, ein Bürger, vielleicht ein Bankier oder Kaufmann, sicher nicht ohne ein ordentliches Auskommen, und dennoch fuhr er bei ihren Worten zusammen und sah sie mit dieser Mischung aus Trotz und Schuldbewusstsein an, der man sonst bei der Sorte Gesindel begegnet, das sich durch kleine Betrügereien und Diebstähle über Wasser hält.
    Was die Fürstin jedoch noch mehr irritierte, war, im Gesicht ihres Butlers ähnliche Bestürzung zu sehen.
    »Nun, was ist los? Wie ich höre, gibt es Differenzen, die ich sicher ausräumen kann.« Sie legte einen strengen Ton in ihre Stimme. Der Butler, den so leicht nichts erschrecken konnte, zog das Genick ein, und auch der andere Mann fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Er griff hastig nach der Mappe, die er auf den Tisch gelegt hatte, und klemmte sie sich mit einer Miene unter den Arm, als wäre er bereit, sie unter Einsatz seines Lebens zu verteidigen.
    Therese spürte den Grafen neben sie treten und sah kurz zu ihm auf. Sein Blick schien nun nicht mehr gelangweilt. Er wanderte von den beiden Männern zur Fürstin, vielleicht gespannt, wie sie mit dieser Situation umging.
    »Wollten Sie das hier abgeben?« Die Hand fordernd nach der Mappe ausgestreckt trat die Fürstin einen Schritt vor. »Worum handelt es sich? Ich bin mir sicher, nichts geordert zu haben.«
    »Es ist für seine Durchlaucht«, beeilte sich der Fremde zu versichern, der sich noch immer nicht vorgestellt hatte. »Persönlich. Gegen Bezahlung der in der Rechnung aufgeführten Gulden.«
    »Der Fürst ist nicht im Haus.«
    »Ja, das habe ich dem Herrn bereits gesagt, und daher wird er ein anderes Mal wiederkommen, wenn seine Durchlaucht zu Hause ist.«
    Der Butler machte Anstalten, den Boten oder was immer er war aus dem Zimmer zu schieben.
    »Lorenz, was soll das? Ich kann die Mappe für meinen Gatten entgegennehmen und die Rechnung bezahlen. Worum handelt es sich denn? Und was sind wir schuldig?«
    Es war absurd und zugleich komisch, die bestürzten Gesichter der Männer zu sehen, die nun wie ertappte Schulbuben wirkten. Der Bote wich zur Tür zurück. Dabei fiel ein Blatt heraus und segelte zu Boden. Obwohl der Butler sich geradezu darauf stürzte, war die Fürstin schneller und riss es an sich.
    »Es handelt sich um Drucke, farbige Drucke aus der Werkstadt von Peter Fendi? Mein Gatte hat sie bestellt? Oh, ich wusste nicht, dass er sich dieser Kunst zugetan fühlt. Mir haben Fendis Gemälde schon immer gut gefallen.
    Lorenz, hol meine Geldbörse. Ich begleiche die Rechnung, dann muss er nicht noch einmal vorbeikommen. Und nun geben Sie mir die Zeichnungen.« Noch einmal streckte sie die Hand nach der Mappe aus.
    Der Butler stieß einen erstickten Schrei aus. »Durchlaucht, bitte, tun Sie das nicht!«
    Hinter sich hörte die Fürstin ein Geräusch, das ein unterdrücktes Lachen hätte sein können. Offensichtlich amüsierte sich Graf Báthory inzwischen prächtig.
    Therese hatte das Gefühl, dass hier etwas vorging, von dem sie als Einzige ausgeschlossen blieb.
    »Geben Sie mir diese Mappe!«, rief sie nun ernsthaft erzürnt, als sich eine kalte, weiße Hand auf die ihre legte. Überrascht sah sie zu Graf Báthory auf.
    »Lassen Sie es gut sein, Durchlaucht, und glauben Sie mir, es ist besser, wenn der Herr die Bilder ihrem Gatten persönlich aushändigt und Sie den Vorfall einfach vergessen. Ja, das alles geht mich nichts an, und Sie finden meine Einmischung dreist und unverschämt. Ich sehe es in Ihrem Blick, dass Sie mir dies entgegenschleudern wollen. Dennoch bitte ich Sie, meinen Rat anzunehmen.«
    Wenn es etwas gebraucht hatte, um ihren Entschluss zu festigen, dann war es diese ungebührliche Einmischung eines Fremden. Mit einem Ruck riss die Fürstin dem erschrockenen Boten die Mappe aus der Hand, legte sie auf den Tisch und klappte sie auf.
    Die Spannung im Zimmer war spürbar wie das Kribbeln auf der Haut vor

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