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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nach Luft schnappen. Gut, er war noch bei Bewusstsein und würde sich erholen, wenn es ihm gelang, Vasiles von ihm fernzuhalten. Er griff nach Vasiles’ Kehle. Der wich zurück und sprang mit einem Satz über das Bett hinweg. András folgte ihm. Er war älter, schneller und kräftiger! Er griff nach dem fliehenden Körper, bekam ihn zu fassen und schleuderte ihn so kräftig er konnte wieder von sich. Vasiles krachte mit dem Rückgrat gegen eine mit kunstvoll geschwungenen Metallkanten verzierte Kommode. Die Knochen seiner Wirbelsäule knirschten. Vasiles’ Augen weiteten sich. Er glitt zu Boden, wo er in seltsam verrenkter Stellung liegen blieb.
    Nicht dass ein geborstener Wirbel nicht wieder hätte heilen können. In der Dunkelheit seines Rückzugsortes, in Sicherheit vor den Sonnenstrahlen. Doch dazu würde es András nicht kommen lassen. Er nahm den langen, silberglänzenden Schmucksäbel von der Wand, den der Vorbesitzer dieses Gemachs mit einigen anderen Waffen hier hatte befestigen lassen. Vasiles’ Blick folgte der gefährlichen Klinge. Er versuchte nicht mehr zu fliehen.
    »Es hätte nicht sein müssen, Vasiles. Sie haben den Krieg begonnen, nun müssen Sie die Folgen tragen!«
    »Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht von der Stelle. Ich werde nicht zögern zu schießen!« Die Stimme des Kommissärs ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit.
    Über Vasiles’ Miene huschte ein Lächeln. »Ah, vielleicht werden die Karten ja doch noch einmal neu gemischt?«
    »Nicht für dich!«, erwiderte András kalt, ohne sich um den Kommissär in seinem Rücken zu kümmern. Er hörte, dass sich weitere Polizisten in sein Gemach drängten. Goran regte sich hinter ihm.
    András hob den Säbel und stieß zu. Mitten ins Herz. Im gleichen Augenblick krachte der Schuss. Zumindest auf diese Entfernung war der Kommissär ein guter Schütze.
    Ein schwerer Körper warf sich zwischen den Mann mit der Waffe und sein Ziel. András wirbelte herum und fing seinen Diener auf, der schwer getroffen zusammensackte. Seine Hand sprach zitternd von seiner Pflicht, seinen Herrn bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen.
    »Du Narr!«, sagte András beinahe zärtlich. »Du dickköpfiger alter Zigeuner. Das hättest du nicht tun sollen.« Doch Goran konnte ihn schon nicht mehr hören. Sein Blick trübte sich.
    »Legen Sie den Säbel weg und heben Sie die Hände!«, forderte der Kommissär ihn auf. »Auf den Boden damit. Schön langsam!«
    András warf einen raschen Blick zur Tür, wo inzwischen auch Schobermeier und zwei weitere Beamten in Uniform mit angelegten Gewehren standen. Sie würden ihn treffen. Keine Frage, ganz gleichgültig, wie schnell er wäre. Wenn er nur zu fliehen gedachte, dann könnte es ihm gelingen, den Kugeln auszuweichen. Doch er hatte noch etwas zu erledigen, das keinen Aufschub duldete. Die Sonne war nah, und schon bald würde sie ihn seiner Kraft berauben.
    Schneller, als das menschliche Auge es erfassen konnte, hob András den Säbel und ließ ihn mit solcher Wucht herabsausen, dass Vasiles Kopf sauber von seinem Körper getrennt wurde.
    Er hörte die entsetzten Rufe der Polizisten, zwei feuerten ihre Waffen ab. Die anderen waren wohl zu überrascht und entsetzt. András nahm sich nicht die Zeit, zu ihnen hinüberzusehen. Er sprang auf das Fenster zu, um sich hinauszustürzen.
    Da krachte noch ein Schuss und schleuderte ihn herum. Seine Lunge war durchschlagen. Das war nicht gut, aber auch nicht vernichtend. Allerdings schoss das Blut geradezu aus der Wunde. András presste die Hand gegen die Austrittsstelle der Kugel, die den größeren Schaden angerichtet hatte. Für einen Wimpernschlag kreuzte sein Blick den des Kommissärs, der den Schuss abgegeben hatte. Er glaubte ihn besiegt und trat nun auf ihn zu, um ihn zu verhaften und vielleicht auch, um die Wunde zu verbinden. Die Polizisten in Uniform ließen ihre Gewehre sinken. Nur Schobermeier hielt seine Pistole weiter im Anschlag. András sah es in seinen Augen, dass er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, nun, da er seinen Verdacht bestätigt sah, den er von Anfang an gegen den Grafen aus Siebenbürgen gehegt hatte.
    Seine Lippen formten lautlos die Worte: »Für all die armen Frauen und Männer, die Sie auf dem Gewissen haben. Bestie!«
    András machte einen Satz zur Seite, doch entweder hatte Schobermeier damit gerechnet oder das Loch in seiner Lunge bremste ihn stärker, als er es vermutet hatte.
    Die Kugel zerfetzte ihm die

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