Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
atemlos und mit erhobenen Waffen, und während er die Katzen nicht aus den Augen ließ, suchte er schon nach dem Ausgang. Es musste doch irgendwo weitergehen.
Da hörte er eine Stimme. »Hast du genug oder willst du noch mehr? Ich meine, vom Abenteuer?«
Die Stimme klang rau, als würden die Silben, die sie eher sang als sprach, einzeln durch eine Reibe gepresst.
»Willst du das ganze, öde Programm. Mit Falltüren und Wänden die sich bewegen, um dich zu zerquetschen?«
Will hörte das Knirschen von alles zermalmendem Stein.
»Willst du, dass sich die Gänge mit Wasser füllen, ganz langsam zuerst …?«
Will spürte die Tropfen auf seiner Stirn und der Nase.
»… Und dann immer schneller, sodass Seeschlangen und Alligatoren hindurchschießen können, um dich zu jagen? Willst du zu Staub zerbröselnde Böden, die sich über Lavaströmen befinden, oder soll ich die Zombies rufen, die Untoten und Vampire? Willst du das ganze Programm, das Schubidu-Babah des Piratenschatzsuchens? Oder fangen wir sofort mit was Richtigem an. Mit was, das gefährlich ist, und wobei’s um was geht? Um was, das noch wichtiger ist als Leben und Tod?«
»Na klar«, stöhnte Will, »ich bin für alles zu haben. Aber kannst du das auch diesen Biestern erklären? Die scheinen sich nämlich nur fürs Schubidu-Babah zu interessieren.«
Die Katzen sprangen auf den Boden.
»Was hab ich gesagt: Die haben Hunger und wollen nur fressen …«
Die Tiere watschelten auf ihn zu – mit blitzenden Augen und sabbernden Lefzen.
»Die werden mich fressen, noch bevor wir zu diesen ›Wichtigen Dingen‹ kommen.«
»Nein, das tun schon andere. Meine Mau-Maus sind lieb. Die wollen dir helfen«, erklärte die Hexe in ihrem Reibeisensingsang und dann wurde es hell.
Ohne Fackeln und Feuer. Es wurde einfach nur hell, als hätte jemand die Vorhänge und Jalousien an den Fenstern geöffnet. Doch ob das jetzt besser war, wollte Will nicht behaupten.
Er sah die Flederkatzen jetzt bei Licht. Ihr Fell war knallbunt. Die ledernen Flügel zierten Schmetterlingspunkte und die Krallen und Zehen waren hellrot. Doch die Nasen der auf den ersten Blick so possierlichen Tiere staken als Knochen aus den Gesichtern heraus und die vorher noch leuchtenden Augen traten in leere Höhlen zurück. So schwarz wie der Speichel, der als flüssiger Teer bei jedem ihrer watschelnden Schritte von den Zähnen tropfte.
»Oh ja«, stöhnte Will. »Ich liebe Mau-Maus!«
»Und sie lieben dich!«, lachte die Stimme, die plötzlich von überallher zu kommen schien. »Du solltest dich nicht mehr gegen sie wehren, denn sonst …«
»… spielen sie mit mir Katz und Maus. Dann quälen sie mich, bevor sie mich fressen. Die Zehen, die Nase und die Lippen zuerst. Verfuchst, ich mag solche Freundschaften, weißt du, weil sie nicht halten. Zumindest nicht so lange, bis sie anstrengend werden.« Will verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen.
»Nun, egal was du von Freundschaften hältst, du solltest sie fressen lassen«, sagte die Stimme, »denn sonst fressen dich die, die sie fressen wollen.«
Will starrte sofort auf seine Beine und Arme. Er spürte die Schnecken über seine Mütze kriechen. Sie klebten schleimig in seinen Haaren. Sie rutschten vom Hemd in seine Stiefel und krochen in seine Hosen hinein.
»Das sind keine Schnecken. Auch wenn sie so aussehen«, erklärte die Stimme. »Das sind Giermaden , die man auch Bakten nennt. Sie vermehren sich, sobald sie etwas Essbares sehen. Und das Essbare bist jetzt leider du.«
Will sah mit Entsetzen, wie die Bakten sich teilten. Sie schmatzten und furzten und waren dann zwei, vier, acht und sechzehn, verflucht! Und jede der neu entstandenen Maden war ebenso groß wie die anderen. Sie mussten nicht wachsen.
»Huh, ist das nicht interessant? Diese kleinen Schlingel gehören eindeutig zu den fiesesten Dingen, die es auf dieser Welt gibt und sie wären längst überall. Sie hätten die Erde längst in Besitz genommen, wenn es nicht meine Mau-Maus gäbe. Also, dürfen sie loslegen, oder willst du noch warten?«
Will schaute von den milchweißen Giermaden mit den wundroten Köpfen zu den zwei Dutzend Katzen mit ihren fleischlosen Totenkopfnasen.
»Das Sekret ist stark säurehaltig und sobald es die Gleitmasse der Maden durchfrisst, frisst es dich auf. Du wirst bei lebendigem Leib verdaut und wenn du Pech hast, lassen sie dein Gehirn so lange leben, dass du noch mitbekommst, wie sie dich aufsaugen.«
Will schluckte und würgte und die
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