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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sehr bald schon, nein, früher als bald würde er vom Wundfieber den Verstand verlieren und das durfte er nicht. Dafür war nicht die richtige Zeit.
    In diesem Moment erbebte der Dreispitz . Whistle ballte die Fäuste und wuchtete sich aus dem Bett, in dem er seit zehn Tagen gelegen hatte. Doch der Schmerz, der ihm bei dieser Bewegung ins Herz schoss, war kaum zu ertragen. Er fluchte und stöhnte, ergriff aber trotzdem den Rock: seinen schweren Piratenrock. Er erstickte die Schmerzensschreie, indem er sich in die Handballen biss, schlüpfte in das sperrige Kleidungsstück und taumelte durch den für ihre Abreise bis zur Decke mit Kisten und Fässern gefüllten Raum. Er lehnte sich noch einmal gegen die Wand, schloss stöhnend die Augen, wartete, bis der Schwindel sich etwas legte, und trat durch die Tür aus der nachtdunklen Kajüte ins blendende Sommerlicht an Deck.
    Der Dreispitz lag noch im Inneren der Drachenburg. Der Himmel war blau, fast makellos blau, doch der Steg vor dem Boot begann jetzt zu schwanken und mit ihm schwankten die letzten Getreuen, die sich auf ihm versammelt hatten. Whistle sah in ihre besorgten Gesichter. Nein, es war keine Furcht, die er darin las. Es war ehrliche Sorge. Denn obwohl jeder von diesen Getreuen sich zu Recht und mit Stolz als Held fühlen durfte, lag jetzt alle Hoffnung auf ihm, dem sterbenden Greis, ja, und auf Will auf Rum Bottle Bottom.
    »Es ist so weit!« Der Alte erhob die Stimme und presste den Schmerz aus seiner Brust. »Gagga hat das Lied gefunden, das die Mächte der Hölle weckt, und jetzt rufen die ihre Kinder. Ein Wirbelsturm steht über Nassau und saugt das Wasser aus der Lagune. Er schickt es nach Westen und wenn ihr jetzt an der amerikanischen Küste lebtet, würdet ihr Zeuge, wie das Meer sich erhebt. Wie es die Flüsse zwingt, rückwärts zu fließen und diese so lange ansteigen lässt, bis sich ein Wasserweg zum Eriesee bildet, wo Valas an seinen Wunden verreckt.«
    Und tatsächlich lag Valas in einer Bucht am westlichen Ufer des riesigen Sees und färbte das W asser mit seinem Blut. Die Wunde nahe der Flosse hatte zu eitern begonnen und fraß sich jetzt durch seinen Körper bis zu den Lungen. Valas war kraftlos, er atmete schwach.
    Doch Gagga und Talleyrand interessierte das nicht. Sie studierten die Karten. Sie saßen im Wrack des künstlichen Hummers im Nacken des Pottwals und suchten verzweifelt nach einem Weg zum Meer. Doch der einzige, den sie finden konnten, führte zurück. Den Niagara hinauf zum Ontariosee und durch den Sankt-Lorenz-Strom Richtung Norden. Doch der Weg war zu weit für den ungeduldigen Gagga, und zudem wurde er ihnen durch den Fliegenden Rochen versperrt. Für dessen Kanonen wäre es ein Kinderspiel, sie und den halb toten Valas zu töten. Ja, und falls sie sich an ihm vorbeischleichen konnten, würde der Wal die Tortur eines Aufstiegs um die Niagarafälle herum niemals überleben.
    »Das glaube ich nicht!«, schimpfte Gagga entnervt und schielte dabei zu den Wäldern am Ufer. Dort waren die Trommeln, die sie seit sechs Tagen hörten, ganz eindeutig lauter geworden. »Mohawks!«, zischte der Prinz mit dem pummeligen Hintern. »Sie werden uns holen, wenn wir nicht auf der Stelle verduften.«
    »Und wenn wir verduften !«, wiederholte Talleyrand Gaggas Worte, so wie jemand eine Ratte am Schwanz anfasst. »Dann holen uns Whistle, Hannah und Will.«
    »Das glaube ich nicht!«, rief Gagga trotzig und lief zu seinem Lieblingsspielzeug. »Der Teufel lässt uns nicht im Stich. Dafür sind wir ihm zu ähnlich. Nein, wir sind so wie er.«
    Er versank verliebt in dem Spiegelbild, das ihn aus dem goldenen Becken der Spieluhr angrinste. »Wir sind ihm ebenbürtig und er braucht uns noch, Gabi. Ja, er braucht uns noch … huih!«
    Er sah, wie sein Spiegelbild einen Rauchring ausstieß.
    »Heißa und hopsasa. Jetzt wird es magisch. Huih, magisch-satanisch. Guck dir das an!«
    Die Glöckchen der Spieluhr begannen zu spielen, ganz leise und süß, und der Rauchring des Spiegelbildes stieg langsam auf. Der Prinz neigte den Kopf, Talleyrand hob die Braue und dann sahen sie beide, wie der Ring mit einem Blobb die Wasseroberfläche durchbrach. Dort veränderte er seine Farbe. Aus Weiß wurde Schwarz und aus dem Ring ein Wirbel aus Wolken, der sich über den Türmen zu drehen begann. Die Glöckchen der Spieluhr kreischten begeistert. Der dunkle Ton brummte bedrohlich und dann saugte der Wirbel das Wasser aus dem Becken. Er hob es über die Spitze der

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