Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5
Zorn und eifersüchtigem Spott. »Oh, zuerst haben wir Spaß! Das ist der Lieblingssatz dieser … Hexe!«
Sie blickte die in die Felswand gehauene Treppe hinauf, über die Will vor einer Stunde verschwunden war.
»Aber dann beeil dich gefälligst! Hörst du mich, Karl Otto, o-so-schrecklicher-Stupps! Ich wünsch dir die Pest und die Hölle an deinen ungewaschenen Galgenhals. Ha! Und die Hölle … die wird nicht mehr lange auf dich warten!«
Sie warf einen Blick auf ihre Füße.
»Verfuchst! Die wartet nicht mehr lange auf uns !«
Das Wasser stieg mit der immer rasanter in die Bucht drückenden Flut und umspielte bereits ihre Stiefel. Der Wind frischte auf. Sturmwolken jagten über die Insel, als würden sie vor etwas noch Schrecklicherem fliehen, und dann hörte Hannah das Tosen der Brandung. Sie brach an den Klippen, die die Insel umgaben und ergoss sich in den natürlichen Hafen. Sie erfasste das Bootswrack, warf es gegen die Felswand, wo es splitternd zerbarst, und hätte dasselbe auch mit Hannah gemacht, wenn diese nicht blitzschnell einige Stufen der Treppen hinaufgeeilt wäre. Dort riss ihr die Gischt die Wolfsfellmütze vom Kopf, doch Honky Tonk Hannah hatte andere Sorgen. Sie starrte auf eine Meerschaumflocke, die zwischen tausend anderen tanzte, und erkannte entsetzt, dass das keine Flocke aus Meerschaum war. Es war ein weißer, schwabbeliger Körper mit einem kleinen roten Kopf.
»Nein! Nicht diese Biester!«, stöhnte Hannah entsetzt und kletterte weiter die Felswand hinauf. »Oh, ich hab mich geirrt. Die Hölle wartet nicht mehr. Sie ist bereits unterwegs und ich bringe dich um, wenn du dich nicht beeilst und den Spaß mit dieser Jay-Nice-Hexe auch nur um einen winzigen Deut übertreibst.«
Sie sah, wie zwei, drei Giermaden sich an den Felsen festsaugten. Genau dort, wo ihre Finger Halt suchten. Sie sah, wie sie sich furzend teilten und floh auf den Felsvorsprung, über dem sich der Eingang zur Höhle befand.
»Ich bringe dich um!«, rief sie in das kreisrunde Loch. »Denn Whistle hat recht. Es wird höchste Zeit! Dieser Prinz Gagga hat den Teufel geweckt!«
»Hörst du das?«, raunte die Hexe grinsend und schlang ihre Arme um Wills Hals.
Will liebte den Klang ihrer dunklen Stimme. Er war so gefährlich und weich zugleich.
»Da ist jemand eifersüchtig. Da hat jemand Angst!« Sie hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt und flüsterte lächelnd in sein Ohr. »Dabei würde ich gern wissen, wo dieser Teufel steckt.« Sie sang jetzt und drehte sich mit dem Jungen im Kreis. »Ich meine den Kerl, an den man seine Seele verkauft. Der Kerl, der einen zum Besten macht. Der Kerl, der einen so gern verführt.«
Sie tanzte mit Will aus dem Zimmer, in dem das Kaminfeuer sofort erlosch und verschwand mit ihm in einem dunklen Gang.
»Ich wette, der Kerl ist gar nicht weit weg. Der Teufel ist näher, als man es sich wünscht oder denkt. Und ich frag mich, warum er ein Kerl sein muss?«
Sie kicherte sanft und gefährlich zugleich.
»Warum sollen immer nur Männer Spaß haben dürfen? Oh, ja! Zuerst haben wir Spaß, und dann musst du sterben.« Sie nahm einen Schluck aus der Flasche und bot sie ihm an. »Aber zuerst haben wir Spaß!« Sie grinste verführerisch und Will wirkte, als hätte sie ihn hypnotisiert. Er wehrte sich nicht. Er sah nur in ihre schwarzen Augen. Die waren so unergründlich wie ein vergessener Traum.
»Hey, Hannah!«, rief Jay-Nice durch die Gänge nach oben. »Wir haben deine Drohung gerade gehört, aber wir haben uns entschlossen, dass du uns kreuzweise kannst.«
Hannah hörte ihr Lachen und wollte sofort in die Höhle springen, doch die Giermaden versperrten den Eingang vor ihr. Körper an Körper füllten sie das kreisrunde Loch und streckten ihr ihre Köpfe entgegen.
»Also gut!«, zischte sie. »Ich tu euch nichts.«
Doch dann grinste die Piratin. Das Meer unter ihr war schon vierzig Meter gestiegen und es würde bestimmt keine Minute mehr dauern, bis der Vorsprung, auf dem sie jetzt stand, zusammen mit dem Höhleneingang von der Flut verschluckt werden würde.
»Tja, ich hoffe für euch, ihr könnt die Luft lange genug anhalten!« Sie sagte das zickig und triumphierend und sprang in die Felswand, um auf den Gipfel der Insel zu fliehen.
Zur selben Zeit spürte Blind Black Soul Whistle das Zittern im Kiel des gepanzerten Dreispitzes und öffnete seine blinden Augen. Er spürte das Fieber, das sich seines Körpers bemächtigte und er verfluchte die Mohawks. Denn bald, ja,
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