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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Drahtzieher geliefert.«
    »Einen Drahtzieher, dass ich nicht lache! Einen Drahtzieher, der noch nicht einmal weiß, was ein Draht ist. Das kannst du vergessen.«
    »Heißt das, er kommt frei?«
    »Natürlich nicht. Wen wir haben, haben wir. Du solltest dich lieber fragen, wie lang du selbst noch kommen und gehen kannst, wie du willst.«
    Als Ruth zurück ins Herrenhaus kam, war Mama Isa gerade mit dem Abwasch beschäftigt.
    »Ist Mutter noch im Esszimmer?«, fragte Ruth.
    Mama Isa nickte.
    Ruth betrat den Raum. Ihre Mutter stand neben dem Kamin und goss sich ein Glas Sherry ein. »Willst du auch was, Kind?«
    Ruth nickte. »Du siehst wütend aus. Was ist passiert?«
    Rose schüttelte den Kopf, trank langsam einen Schluck. »Willem war bei mir. Gleich nach dem Essen.«
    »Was wollte er?«
    »Rate mal. Geld wollte er. Ihm stünde ein Gehalt zu, schließlich arbeite er hier als Verwalter.«
    »Ich hoffe, du hast ihn ausgelacht.« Ruth schüttelte den Kopf. »Er bekommt kein Gehalt. Wieso auch? Niemand hat ihn gebeten, hier den Verwalter zu mimen.«
    »Er wollte nicht nur sein Gehalt, sondern obendrein eine Vollmacht über Corinnes Barschaft auf der National Bank in Windhoek.« Rose seufzte.
    »Was hast du damit zu tun? Soll er doch seine Frau fragen.«
    »Nun, das hat er wohl. Und nicht nur das. Corinne hatte ihm eine Vollmacht über ihr laufendes Konto erteilt. Aber dieses Konto ist mittlerweile leer. Jetzt will er an das Geld, das angelegt ist. Corinne hat es ihm verweigert. Er sagte, ich solle Einfluss auf meine Tochter ausüben. Er meinte, ich hätte Corinne überredet, das Geld außerhalb seiner Reichweite anzulegen.«
    Ruth trank einen Schluck, bevor sie fragte: »Was hat er mit all dem Geld gemacht, zum Teufel? Irgendwo muss das doch sein!«
    Rose zuckte mit den Schultern. »Er war sehr aufgewühlt. Panisch beinahe. Ich hoffe nicht, dass er jetzt etwas Unbedachtes anstellt.«
    »Du meinst, er könnte sich in unserem Namen anderswo Geld leihen?«
    »Das wäre denkbar. Aber leider ist das noch nicht alles.«
    Ruth setzte sich. Sie seufzte aus tiefstem Herzen. Selbst wenn es ihr um ihre Schwester ein wenig leidtat, war es richtig, die van Leuwens vor die Tür zu setzen. »Was ist denn noch?«
    »Corinne.«
    »Was hat sie angestellt?«
    »Robert Outwater hat mich gebeten, Corinne aus der Käserei zu nehmen.«
    »Hätte er das nicht mit mir besprechen sollen?«
    »Ja, das hätte er, aber du warst nicht da. Und an Willem wollte er sich nicht wenden.« Rose lächelte schief.
    »Hat er sich näher erklärt?«
    Rose schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Er sagte nur, dass er die Arbeit allein schaffe. Er hat mich auf die Bestimmungen aufmerksam gemacht. Wer in einer Käserei arbeitet, benötigt ein Gesundheitszeugnis. Corinne hat keins.«
    »Aber wir beide wissen, dass da etwas anderes dahintersteckt.«
    Rose nickte, trank einen Schluck und sah für einen Moment in die Ferne. »Meinst du, ich sollte mit ihr reden?«
    »Über Willem?«
    »Ja.«
    Ruth wiegte den Kopf hin und her. »Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Ich bin mir fast sicher, dass sie mehr weiß, als sie zugibt. Ja, ich glaube sogar, sie sucht den Absprung von Willem. Auf ihre Art.«
    »Indem sie sich anderen Männern an den Hals wirft?«
    »Gut möglich. Sie hat nie gelernt, für sich selbst verantwortlich zu sein. Sie wird Willem erst verlassen, wenn sie den Nächsten hat, der für sie sorgt. Outwater jedenfalls hat sie schon ins Bett gekriegt.«
    Rose schüttelte erneut den Kopf, presste beide Hände vors Gesicht. »Manchmal kann ich nicht glauben, dass sie meine Tochter ist. Was habe ich nur falsch gemacht?«
    »Unnötig, darüber nachzudenken. Es ist, wie es ist. Mir jedenfalls ist heute Abend bewusst geworden, dass Salden’s Hill mir gehört. Sobald ich aus Swakopmund zurück bin, werde ich Willem rausschmeißen. Und Corinne auch. Es sei denn, du willst es vor mir tun, Mutter. Meine Erlaubnis dazu hast du.«

Dreißigstes Kapitel
    E s fiel Ruth schwer, sich auf der stockdunklen Schotterpad zu orientieren, auf der es keinen Mittelstreifen und keine Seitenbegrenzung gab. Immer wieder kreuzten Tiere die Fahrbahn: ein einsamer Schakal, der direkt vor Ruths Wagen stehen blieb und sie aus melancholischen Augen anschaute, eine Herde Zebras, die vor ihr über die Pad galoppierte, zwei Wildpferde, ein paar Springböcke, von den Autoscheinwerfern aus dem Schlaf geschreckt.
    Als Ruth die Stadtgrenze von Windhoek erreicht hatte, atmete sie auf und

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